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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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ratlos zurück:
    »Das weiß ich im Augenblick selbst nicht. Aber ich bin sicher, daß mir etwas einfällt.«
    »Wie meist«, knurrte Necron.
    Sie warteten eine Weile. Die Krieger huschten leise von Tür zu Tür und spähten in die dunklen Gänge und Korridore hinein. Der dünne Rauch, der aus hundert oder mehr Öllampenflammen aufstieg, sammelte sich unter der Decke und zog durch unsichtbare Öffnungen ab. Luxon senkte die Fackel und versuchte, jeden Teil des Tempelinnern mit seinen Augen zu durchforschen. In Gedanken zog er drei Linien von den Sesseln zu dem dritten Auge des Bildwerks und dachte an die Herren des Lichts.
    » Sssht! «machte Yzinda. »Jemand kommt.«
    Sie hielten den Atem an und hörten das Schlurfen von langsamen Schritten. Sie kamen aus einem der Korridore, die sich hinter den mehrfachen Säulen auf der rechten Seite der Turmtreppe erstreckten. Eird und Hasank rannten in die Richtung des Geräusches. Eird kam zurück und wisperte aufgeregt:
    »Drei alte Männer mit leuchtenden dritten Augen.«
    Kukuar erklärte:
    »Tatsächlich! Die Nacht der Seltsamkeiten, Luxon. Es müssen die drei Herren des Lichts sein.«
    Dani sagte:
    » Hoenna, zusammengesetzt aus, den Lettern Henna, Ona und Ena, aus H, O und E. Und Sigatai, aus S wie Siga und T, Tai. Chemi ist der dritte Lichtherr. Wir kennen ihre Namen, haben sie aber niemals sehen dürfen.«
    »Du wirst auf der Stirn eines jeden einen Klumpen von einundzwanzig Feuerkäfer-Kristallen finden.«
    »Unendlich seltsam«, sagte sich Luxon. Sie waren jetzt alle hinter den Säulen und in den Räumen zwischen den Bildwerken und Statuen verborgen.
    Während die Schritte zögernd näherkamen, überlegten Luxon und Necron, welche Bedeutung all jene Dinge wirklich hatten, die sie erlebten und sahen. Die Herren des Lichts waren, ihren zögernden Schritten nach zu urteilen, sehr alt und gebrechlich, aber zusammen mit dem riesigen Feuerkäfer-Auge der Statue stellten sie wohl das HÖCHSTE dar, das sich in einer Art befehlsgebender Geisteskraft, in einem nicht geschriebenen, aber immer vorhandenen und bewußten Gesetzeswerk aus uralter Zeit manifestierte.
    Durch das HÖCHSTE wurden die Magier beeinflußt, gleichzeitig dienten sie als Übermittler von Beobachtungen und Gedanken – so ähnlich wie Luxon und Necron als Augenpartner.
    Sicherlich konnten die Herren des Lichts über das HÖCHSTE auch die Hexenmeister zu bestimmten Handlungen zwingen. Also war Luxon doch an der richtigen Stelle. Nichts anderes wollte er: keinen Krieg derjenigen, die den Lichtboten verehrten, gegeneinander!
    Die drei alten Männer erschienen.
    Ihre Kleidung, durch die Ziffern Neun in prunkvoller Stickerei verziert, ähnelte stark dem Prachtgewand der Hexenmeister. Langsam und gebückt vom Alter und von der Schwere ihrer Gedanken tappten sie auf die Sessel zu und ließen sich hineingleiten.
    Die Feuerkristalle auf ihren Stirnen unter schlohweißem Haar begannen ebenso zu strahlen wie das dritte Auge des steinernen, metallfunkelnden Standbilds.
    Fast unhörbar sagte Dani an Luxons Ohr:
    »Nun senken sie ihre Gedanken in jene der Menschen, die ein drittes Auge besitzen.«
    Eine gequälte Stille trat ein. Unsichtbar und unhörbar spannten sich zwischen den leuchtenden Augen magische Linien. Die Herren des Lichts empfingen nun wohl Berichte und dachten darüber nach, erteilten ihrerseits Befehle und versuchten, die Welt ihres Einflusses in Ordnung zu halten. Es wurde aber in der nächsten Stunde deutlicher, daß die Männer von einer seltsamen Unruhe gepackt waren. Sie murmelten, machten fahrige Bewegungen mit den Händen, und mehrmals begannen ihre dünnen Körper zu zittern.
    Vielleicht wollten die drei die Ordnung am Berg des Lichts wieder herstellen? Dann war es also doch der schwebende Himmelsstein, der diesen Ort der Erleuchtung in Unruhe versetzt hatte?
    Die kleine Gruppe der Eindringlinge war weiter geschlichen und versteckte sich jetzt links des Steinbildnisses, so daß sie in die Gesichter der Licht-Herren blicken konnten. Jetzt erst begann sich die Szene zu beleben.
    Einige Männer mit Fackeln und klirrenden Waffen kamen aus einem anderen Stollen. Es waren mindestens vier Bewaffnete. Necron huschte an die Kante des Korridors, spähte hinein und kam wieder zurück.
    »Sie sehen wie Hexenmeister aus, und ein haariger Kerl im gelben Gewand ist dabei.«
    »Uzo!« stammelte Dani. Die Eindringlinge zogen ihre Waffen und legten Pfeile auf die Sehnen. Aber sie verhielten sich ruhig. Eine

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