Der Berg des Lichts
nicht. Sie schien ebenso ewig zu sein wie die Gebäude aus riesigen Kratern aus farbigem Vulkangestein.
Es war genau zu dem Augenblick, als Luxon zum erstenmal aus dem tiefen Schlaf aufwachte, die Augen öffnete und versuchte, seine Umgebung zu erkennen.
Mitten in einem tiefen Atemzug erinnerte sich der Shallad an Necron und dessen letzte Botschaft.
Necron, Alleshändler und Steinmann, Alptraumritter und Augenpartner Luxons, hatte sich dem Unberührbaren Kometake angeschlossen. Luxon hatte durch Necrons Augen diesen Mann gesehen und ebenso Prinz Odam und die Krieger mit den Helmen aus Schlacke oder Goldenem Staub, und er wußte, daß sie durch das Einpflanzen der Feuerkäfer selbst zu Unberührbaren geworden waren. Alle vier hatten immer wieder geschrien und gejammert, daß sie fühlten, wie das HÖCHSTE starb. Auch Necron mit dieser Gruppe von Fremden hatte den Berg des Lichts zum Ziel.
Luxon spürte wieder jenes Zerren und Kitzeln, das einen Augenkontakt ankündigte.
Er überließ sich der geistigen Aufforderung und sah durch Necrons Augen im ersten Licht des Tages.
Sein Blick fiel auf Prinz Odam und den Unberührbaren. Necron schrieb mit großen Buchstaben in den dunklen Staub vor seinen zerschlissenen Stiefeln:
Nur wir sind noch übrig. Wir sind am Hang des Berges.
Luxon suchte nach einer Gelegenheit, die ihn in die Lage versetzen konnte, Buchstaben aneinanderzureihen.
Er fand die erkaltete Aschenschicht des Feuers und schrieb, während Necron sich seiner Augen bemächtigte:
Weit oben? Was sagt Odam?
Sofort kam die Antwort; eine Mischung aus Schrift und wirklichen Bildern.
Odam ist schweigsam. Ich erfahre nichts über das HÖCHSTE und andere Fragen .
Die drei Männer waren ebenso abgerissen, müde und erschöpft wie die größere Gruppe um Luxon. Aber auch sie würden überleben – weitaus härtere Entbehrungen hatten sie bisher nicht besiegen können.
Welcher Herrschaftsbereich? wollte Luxon wissen. Während er schrieb, warf er immer wieder lange Blicke in die Umgebung, um dem Freund die Teilnehmer zu schildern, die Landschaft und den Weg.
Oputeka!
Wir: Quaron.
Der Dieb der Flamme?
Auch Luxon sah, in welcher Höhe des Berges sich Necron befand. Er war mit Odam und Kometake, dem Nulleten, weniger nahe der Spitze als Luxon. Aber der Unterschied war gering und nicht wichtig; wichtiger war die Fähigkeit, in dieser Umgebung zu überleben.
Wie geht es dir? schrieb Luxon. Die Antwort konnte er sich fast denken.
Leidlich. Ich fürchte, daß unerwartet ALLUMEDDON hereinbricht .
Ich erwarte auch das Schlimmste! schloß Luxon.
Innerhalb von eineinhalb Wechseln im Antlitz des Mondes, der für wenige Stunden der Nacht zwischen Aufstieg und Verschwinden in der leuchtenden Wolke scharf und überaus hell zu erkennen war, würden Luxon und Necron zusammentreffen. Bis zu diesem Tag gab es unzählige Stunden, in denen sie durch die unterschiedlichsten Gefahren zu gehen hatten.
Wir treffen uns bald, schrieb Necron noch, ehe jeder von ihnen beiden wieder über die eigenen Augen selbst verfügen konnte.
Luxon hingegen schloß seine Augen. Er hatte zwei Stunden lang mitten in der Nacht Wache gehalten. Während dieser Zeit kontrollierte er sorgfältig die Gefangenen und die Ruhe seiner Freunde. Mit klebrigem Harz hatte man das dritte Auge des Hexers bestrichen und ein Stück Leder daraufgeklebt. Es war ihm gelungen, es an den Rändern zu lockern. Jetzt, da er an einen Baum gebunden war, konnte er mit den Fingern seine Stirn nicht erreichen. Zked und sein Bruder waren auf dieselbe Art geblendet worden, aber sie hatten bisher nicht einmal versucht, ihr drittes Auge zu befreien. Sie schliefen unruhig, in die Fetzen des gelben Tuches gehüllt, und sie schienen mit ihrem Geist an ganz anderen Stellen zu weilen.
Nur Dani verhielt sich wie eine Zaketerin, die aller ihrer Sinne mächtig und der Einsicht fähig war.
Jetzt, im Morgengrauen, wollte Luxon noch eine Stunde schlafen und versuchen, sich zu erholen. Er zog den ausgefransten Saum seines Mantels bis zum Kinn und atmete tief.
*
Drei Tage lang kletterten und tasteten sich die Fremden über die Hänge des Berges des Lichts.
Sie tranken wunderbar frisches Quellwasser, und sie klaubten die prallen Früchte von den Zweigen. Der Pfad führte in unzähligen Windungen durch dornige Ranken, durch Büsche mit riesigen Blüten, die entweder betäubende Gerüche verströmten oder schauerlich nach Schwefel oder anderen Miasmen stanken.
Über Flächen aus schwarzem,
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