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Der Berg des Lichts

Der Berg des Lichts

Titel: Der Berg des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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besitzt Quaron tatsächlich soviel Mut, sich uns offen zu zeigen.«
    »Er hat mehr Mut als alle anderen!« sagte Aiquos. Aber der Umstand, daß der Baum im letzten Augenblick zur Seite gerissen worden war, machte ihn zutiefst nachdenklich.
    Die Hänge wurden steiler, und der Weg wand sich in engeren Schleifen aufwärts, schnitt durch Hänge von glasartigem Gestein und über Brücken aus Fels, der wie gegossen aussah. Unter einem überhängenden Felsen, an dessen Fuß sich eine kleine Quelle ungefaßt ergoß und in der Tiefe versickerte, sah Luxon eine merkwürdige Form von Bildern. Konnten es Runen sein?
    Er sah sich um, achtete auf weitere Fallen und fuhr mit den Fingern die Umrisse der Vertiefungen nach. Sofort zuckte seine Hand zurück, und er starrte auf den Ring, den er in Ash’Caron erhalten hatte.
    Das Gegenstück trug Necron, wenn man es ihm nicht entrissen hatte.
    Immer wieder blickte der Shallad vom Siegelring der Alptraumritter auf das Relief.
    Burg Comboss? Guinhans Burg, wo Necron und er die Runenrolle gefunden hatten?
    »Undenkbar, daß etwas, das wir im Tal der Schmetterlinge fanden, seinen Weg bis hierher gefunden hat!« sagte er leise zu sich selbst, und dann dachte er an alle anderen Texte, die in Ash’Caron entziffert und übersetzt worden waren. Aber er schloß aus, daß es sich um denselben Künstler handelte und um die gleichen Motive.
    Aber er würde es nicht vergessen.
    Zwischen Mittag und Abend, nachdem sie ein gutes Stück weiter an Höhe gewonnen hatten, rief Zarn plötzlich:
    »Bald gibt es nur noch Vögel, die wir schießen und braten können. Und dort oben kann ich weder Beeren noch Fruchtbäume erkennen. Wir sollten sammeln für die nächsten Tage.«
    »Das werden wir tun.«
    »Und die schwerste Last darf Aiquos tragen«, rief Hasank und stimmte ein heiseres Gelächter an.
    Es schien, daß bis zum Abend der Berg sein wahres Gesicht zeigte. Es wurde kühler, was einerseits das Steigen erleichterte, andererseits wurde die Luft knapp. Sie alle keuchten mehr und mehr und machten häufiger Pausen.
    An der Quelle hatten sie die Wasserschläuche gefüllt, sich gereinigt und ausgiebig getrunken. In dieser Höhe gab es nur wenige Insekten, von denen sie seit dem Verlassen der Kanäle geplagt worden waren.
    »Gibt es eigentlich einen weniger beschwerlichen Weg zum HÖCHSTEN, Dani?« wollte Zarn wissen. Die Duine überlegte eine Weile, dann antwortete sie halblaut und zögernd.
    »Ja. Im Norden, denke ich, gibt es gehauene Treppenstufen und kunstvolle Brücken. Und für die Nacht hat man Höhlen oder Häuser aus Stein, in denen man rasten kann. Aber diesen Weg kennen nur die Eingeweihten.«
    Das bedeutete, sagte sich Luxon, daß nur selten jemand den Gipfel verließ, daß ebenso selten Fremde das HÖCHSTE aufsuchten, und daß darüber hinaus dort oben eine Gesellschaft, ein Volk zu finden war, das alle Merkmale der Abgeschlossenheit besaß, vergleichbar mit den wenigen Sippen, die in einer kleinen Oase wohnten, umgeben von vielen Tagesritten tödlicher Wüsten.
    Er verstand immer mehr, ohne wirklich zu kennen, was vor ihm lag.
    In ihren Beuteln und Kapuzen befanden sich Beeren, deren Saft den Stoff tränkte und eine klebrige Flüssigkeit erzeugte. Von den Resten des letzten Bratens würden sie nicht mehr lange zehren können. Die Früchte, die sie fanden, retteten sie noch vor ernsthaften Hungeranfällen. Stundenlang sprach keiner von ihnen und schleppte sich keuchend den Berg hinauf.
    Kurz vor der Abenddämmerung bildeten sich plötzlich Nebelschwaden und kurz darauf dichte Wolken.
    »Wir müssen rasten!« schrie Uzo plötzlich unbeherrscht. Seit mindestens zwei Tagen hatte er kein Wort gesagt.
    »Einverstanden«, gab Kukuar zurück. An diesem Tag hatte er dreimal bewiesen, daß er noch einiges seiner Magie besaß.
    Einmal hatten sich doppelt handgroße, schwarze Vögel gesammelt, die hier in den Klüften hausten. Zuerst strichen sie entlang der Felsen, dann bildeten sie einzelne Gruppen und begannen zu kreischen und gellende Schreie auszustoßen. Es wurden mehr und mehr, und nach zweimal hundert Atemzügen stürzten sich zwölf Dutzend oder mehr auf die Eindringlinge.
    Wortlos hatte sich Kukuar hingesetzt, sein Gesicht in den Händen verborgen und den Kopf gesenkt. Nach einer Weile tasteten seine Finger neben seinen Füßen, sammelten Sand, Flugasche und bröseligen Stein und schleuderten ihn plötzlich in die Höhe.
    Aus der Handvoll Staub und den winzigen Steinsplittern, dem zermahlenen

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