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Der Bernsteinring: Roman

Der Bernsteinring: Roman

Titel: Der Bernsteinring: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hast du mir dabei etwas von einem Handel erzählt, den du eingegangen bist. Er war nicht ganz sittenrein, soweit ich das verstanden habe.«
    »Oh.« Ich überlegte. Ja, da war ein Traumfetzen. Eine turbulente Angelegenheit, dann wütende Entschlossenheit. Es handelte sich um etwas sehr Rotes, dann etwas Schwarzes, Beängstigendes. Ein Mann.
    »Ja, ich habe wilde Träume gehabt.«
    »Macht es Sinn, dich daran zu erinnern?«
    »Gib mir ein bisschen Zeit. Dann kriege ich ihn sicher zusammen. Er war – ja, er war beeindruckend.«
    Zu mehr kam ich dann aber nicht, denn Dr. German, Carl, betrat das Zimmer, seine Miene leuchtete erfreut auf, als er mich wach und mit einem Glas Wasser in der Hand im Bett sitzen sah.
    »Guten Morgen, Anita. Gut geschlafen?«
    »Die Wirkung deiner K.o.-Tropfen solltest du selbst kennen.«
    Wir brachten eine Untersuchung hinter uns und eine Unterhaltung über die Heilungserfolge, dann ließ er mich mit Rose wieder alleine. Aber ich hatte bemerkt, dass er lieber noch ein paar Worte mit mir unter vier Augen gewechselt hätte.
    »Netter Kerl!«, kommentierte meine Schwester.
    »Ja, das ist er. Aber für mich uninteressant. Als Mann, nicht als Arzt. Mach du ihm doch ein paar schöne Augen, womöglich zieht ja der Familiencharme.«
    »Ach, ich weiß nicht recht. Mir ist derzeit nicht nach Mann.«
    »Was mich auf eine Frage bringt, die ich dir noch niegestellt habe. Sag mal, wie hältst du es eigentlich mit den Männern?«
    »Manche finde ich ganz annehmbar, glaube ich. Aber außer einer Schulmädchenromanze mit einem Klassenkameraden und einer unrühmlichen Affäre mit einem verheirateten Dozenten an der Fachschule war da noch nicht viel Ernsthaftes.«
    »So, so, mehr ist da nicht?«
    »Nein, wirklich nicht. Und auch dein Marc weckt keine brennenden Gefühle in mir. Er ist ein charmanter Draufgänger und ein begabter Fotograf, aber – nein. Er macht mir den Eindruck, dass ein Zusammenstoß mit ihm einem vulkanischen Ausbruch gleichkommt, nach dem man sich hinterher verdutzt fragt, warum man so durchgeschüttelt worden ist. Ich fürchte, er fällt unter die Kategorie der leicht flüchtigen Elemente.«
    »Da decken sich unsere Einschätzungen.«
    Marc Britten war auf dramatische Weise in mein Leben getreten. Ich hatte ihn im Verdacht, dass das seine übliche Art war, Bekanntschaften zu schließen. Als mich die Flugzeugtrümmer unter sich begraben hatten, war er mir zur Hilfe geeilt. Allerdings nicht ohne ein paar sensationelle Aufnahmen von der blutüberströmten Anita zu machen und sie für ein vermutlich beachtliches Honorar der Sensationspresse zu verkaufen. Denn er hatte auch erschreckend schnell herausgefunden, dass ich die Tochter des berühmten und tags zuvor tödlich verunglückten Schlagersängers Caesar King war. Auf der anderen Seite war er mir sehr effizient dabei behilflich gewesen, aus dem spanischen Krankenhaus nach Hause verlagert zu werden. Anschließend hatte er sich einige Mühe gegeben, mit mir anzubandeln, und ich hatte seine manchmal überaus dreisten Manöver dazu genutzt, ihn für Roses Belange einzuspannen. Erhatte ihre Glaskunstwerke auf unnachahmliche Weise fotografiert und es irgendwie auch geschafft, sie in die Presse zu bringen. Derzeit allerdings war er nicht greifbar. Seit Ende des vergangenen Jahres stromerte er durch den brasilianischen Urwald, auf der Suche nach dem verlorenen Schatz oder dem ultimativen Aids-Medikament oder was immer er Sensationelles aufstöbern würde. Eventuell auch nur eine sensationelle Samba-Schönheit.
    »Hast du von ihm eigentlich in der letzten Zeit etwas gehört?«, wollte Rose wissen.
    »Eine Postkarte, die drei Wochen unterwegs war, kam vorletzte Woche an. Grüße und so.«
    »Ob er dir wohl helfen könnte, deinen Valerius zu finden?«
    »Wenn jemand das kann, dann er. Im Recherchieren ist er wirklich einsame Spitze. Aber weiß der Himmel, wann er zurückkommt. Er hat mir übrigens mal den lapidaren Tipp gegeben, ich solle ins Telefonbuch schauen.«
    »Weißt du, die Idee ist gar nicht so schlecht.«
    »Vor allem, da ich Valerius’ Nachnamen nicht weiß.« »Mit C fing er an.«
    »Prima, nicht? Das dürften schon ein paar über Hundert im Kölner Telefonverzeichnis sein. Und es ist nur eine Vermutung. Das Nummernschild seines Wagens hat zwar das VC enthalten, das kann aber auch Zufall sein.«
    »Mh, ja. Könnte sein. Aber weißt du was, Anita. Sowie du hier aus der Klinik entlassen wirst, fahren wir nach Köln und klappern die

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