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Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

Titel: Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Mari Falk
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Immer diese Überraschungen!

    Es ist Jans letzter Schultag, und er geht mit seiner Mutter nach Hause. Sie hat einen Zettel von der Lehrerin bekommen; darauf steht, daß Jan im letzten Schuljahr fleißig war und daß er in die zweite Klasse aufrücken darf.
    Er hält die Hand seiner Mutter. Nur manchmal macht er sich los, hüpft neben ihr her und tut so, als wäre er allein. Mama lacht dann ein bißchen. Sie versteht ihn schon. Ein Junge läuft vorbei, bleibt stehen und läuft dann um sie herum. Er heißt Martin und spielt oft mit Jan, aber es kommt auch vor, daß sich die beiden streiten. Dann macht sich Martin über Jan lustig und nennt ihn „Muttersöhnchen“.
    Jan bleibt stehen, um in eine Auslage zu schauen, in der herrliche blaue und rote Fahrräder stehen. Mama sieht ihn an und wird dabei traurig. Denn Jan ist groß, blaß und sehr mager. Man sieht ihm noch immer an, daß er im Winter krank war. Sie legt den Arm um ihn und drückt ihn an sich, obwohl Martin gerade hinter ihnen steht. Der schneidet eine Grimasse als er das sieht. Da dreht sich Jan um und macht ihm eine lange Nase.
    „Aber ihr zwei“, mahnt Jans Mutter, „wollt ihr euch so verabschieden?“
    „Bäh!“ macht Martin und läuft weiter. Er flitzt um eine Hausecke und ist verschwunden.
    „Ihr seid manchmal ziemlich dumm“, findet Mama.
    „Morgen ist alles wieder wie sonst“, beruhigt sie Jan.
    „Morgen?“ wiederholt Mama. „Da gehst du doch nicht zur Schule. Jetzt sind erst einmal Ferien.“
    Die Sonne scheint hell. Jan aber geht dicht an den Hauswänden entlang, wo es schattig ist.
    „Du brauchst viel Sonne“, murmelt seine Mutter, „Meerwasser und frische Luft. Mein Kind soll Fleisch auf den Knochen haben und dicke braune Backen!“
    Es ist schlimm für sie, denkt Jan, daß sie nur einen dünnen, sommersprossigen Jungen mit Brille hat. Er tritt aus dem Schatten und hält sein Gesicht in die Sonne. Als sie ein Stück gegangen sind, fragt er: „Werde ich schon braun?“
    „Ach, du kleiner Dummkopf!“ lacht seine Mutter. „So schnell geht das nicht. Und braun wird man nur auf dem Land.“
    „Dann kann ich es ja gleich bleiben lassen“, brummt Jan und sieht seine Mutter von der Seite an. Es ist ihm ein bißchen unbehaglich.
    Irgend etwas ist los, das merkt er genau. Mama ist nicht wie sonst. Und obwohl Jan nicht weiß, was es ist, wird er ängstlich. Er wünscht sich, daß es wieder Winter wäre — daß der Mann an der Ecke warme Würstchen statt Eis verkaufen würde, und daß das Sportgeschäft Schlittschuhe ausgestellt hätte und nicht Fahrräder.
    Trotzdem hätte Jan furchtbar gern ein Fahrrad.
    „Papa und ich haben eine Überraschung für dich“, sagt Mama geheimnisvoll. „Nein, zwei sogar! Willst du wissen, was es ist, oder sollen wir bis heute abend warten, wenn Papa dabei sein kann?“
    Da bekommt Jan richtige Angst. Er mag keine Überraschungen, denn manchmal fällt den Erwachsenen etwas ein, was Kinder gar nicht haben wollen. Da ist noch etwas: Mama lacht, aber ihre Augen sind gar nicht lustig.
    „Wir warten!“ Jan schreit es beinahe und hält sich dabei die Ohren zu, um ja nichts vorher zu hören. Da sind sie vor dem Laden angekommen, auf dem „Anderssons Lebensmittel“ steht; er gehört Jans Eltern. Im Augenblick sind nicht viele Kunden im Laden, und Papa hat Zeit, ihnen zuzuwinken.
    „Was möchtest du essen?“ fragt Mama. „Du darfst bestimmen, was ich heute abend kochen soll.“
    Sie deutet auf rotes Hackfleisch, dicke glänzende Würste und lange Reihen von Koteletts. Im Fenster liegen neben Obst und Gemüse auch noch große, fette Käsestücke und Kartons mit Eiern. Jan aber schüttelt nur den Kopf.
    „Möchtest du vielleicht Pfannkuchen mit Kompott?“ schlägt Mama vor.
    Jan schluckt. Er mag nicht gern essen.
    „Ach, mein Junge, du bist hoffnungslos!“ seufzt Mama.
    Da hören sie plötzlich eine mürrische Stimme: „Sie sollten den jungen Mann eine Zeitlang hungern lassen, dann würde er schon etwas essen!“
    Es ist eine alte Frau, die ihnen zugehört hat. Sie wohnt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im gleichen Haus wie die Anderssons; nur ein Stockwerk tiefer. Jan wird ein bißchen rot, und Mama macht fast einen Knicks. Sie fürchtet sich tatsächlich ein wenig vor der Alten, aber sie verteidigt ihren Jungen. „Er war krank“, sagt sie.
    „Kein Wunder! Man wird auch krank, wenn man nichts ißt“, brummt die Frau noch. Trotzdem helfen ihr Mama und Jan freundlich über die Straße und

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