Der beste Freund kann auch ein Mädchen sein

hinunter und an der Kirche vorbei; dann fahren sie über eine hohe Brücke. Jan drückt die Nase gegen die Scheibe und schaut über die glänzende, weite Bucht.
    „Eines Abends hat Onkel David seine Fischnetze ausgelegt“, erzählt er. „Ich durfte rudern.“
    Da sagt Papa etwas, was große Leute immer sagen müssen: „Ich habe doch recht gehabt, als ich dir versprach, daß du einen herrlichen Sommer verleben würdest, nicht?“
    „Mhm, schon“, murmelt Jan.
    Einige Zeit später sind sie zu Hause. Jan hat ihre Straße nicht so eng und dunkel in Erinnerung gehabt. Er kennt sie kaum wieder, aber er beeilt sich, schnell aus dem Auto zu springen. Dann läuft er sofort in die Wohnung hinauf, in sein eigenes Zimmer, zu seinen Spielsachen. In der Eingangstür stößt er mit der alten Dame zusammen, die unter ihnen wohnt. Die kennt er gleich wieder, denn sie ist noch immer so bärbeißig wie früher.
    „Paß doch auf!“ fährt sie ihn an, aber dann wird sie freundlicher: „Es ist ja kaum zu glauben, wie groß und braun du geworden bist!“
    Das Zimmer ist geschrumpft, findet Jan — es kommt ihm klein und finster vor. Aber dort erwartet ihn eine feine Überraschung: ein Modellschiff, das größer und schöner ist als sein altes. Jetzt haben Jan und Papa an den Abenden etwas, womit sie sich immer beschäftigen können.
    Jan legt den Kopf an Mamas runden Bauch.
    „Schön, daß die ganze Familie wieder zusammen ist!“ sagt sie und streicht ihm übers Haar. „Wir vier, alle beieinander!“
    Da seufzt Jan und sagt genau das, was er schon einmal zu Stina gesagt hat: „Du zählst wie ein alter Schuh. Wir sind doch nur zu dritt.“ „Sind wir das wirklich?“
    Jan wird rot. In gewisser Weise hat Mama recht, auch wenn der vierte kleine Andersson noch nicht angekommen ist.



Titel der schwedischen Originalausgabe:
    Kojan i trädet
    © 1968, Ann Mari Falk
    Übersetzung: Ursula Dotzler
    Deckelbild und Illustration: Renate Vögel-Cossmann
    Textredaktion: Renate Jordan
    Schrift: 12/15 Punkt Helvetica
    Druck: Appl
    Bestellnummer: 3692
    ©für die deutsche Ausgabe: Franz Schneider Verlag 1974
    München-Wien
    ISBN 3 505 03692 7

Noch ein Schneider-Buch von Jan und Stina ist...