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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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mich hinten ins Taxi und versuche, nicht in den Spiegel zu blicken.
    »Sint Jacob, Plantage Middenlaan, bitte.«
    »Haben wir uns nicht schon mal gesehen?«
    Er dreht sich zu mir um.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sage ich. Ich blicke mich zur Drehtür des Krankenhauses um. Jeden Moment kann jemand von der Nachtwache nach draußen gerannt kommen, also scheint es mir ratsam, mich nicht in ein Gespräch verwickeln zu lassen, sondern so schnell wie möglich loszufahren. Du bist doch so ein Raser, denke ich, nur zu, mach schon!
    »Sie kommen mir trotzdem bekannt vor.«
    Er lässt den Motor an, legt den Gang ein und gibt Gas. Die Schranke geht gerade noch rechtzeitig auf, als hätte sie Angst, dass wir sie rammen. Mit hoher Geschwindigkeit fahren wir durch die dunkle, verlassene Stadt. Weite Strecken über die Straßenbahnschienen, die roten Ampeln ignorierend. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich niemals bei der gewünschten Adresse ankomme, wird immer größer, und ich frage mich, ob es noch Sinn hat, mir Gedanken wegen meines unerlaubten Ausflugs zu machen.
    »Sint Jacob, Jacob …«, sagt der Taxifahrer und schlägt mit der dicken Hand aufs Steuer. »Ach, jetzt fällt es mir wieder ein! Dieser jüdische Name, Jacobson. Das sind Sie doch?«
    Im Rückspiegel begegne ich seinem stechenden Blick. Na gut. Ja, das bin ich. Der Fahrer hält abrupt. »Wir sind da.«
    Ich sehe ein Tor zwischen zwei Pfeilern. Darauf sind zwei weiße, marmorne Wesen, die ich im Licht der Laternen oben auf ihren Köpfen erkenne.
    »Aber das ist doch …«
    »Die Plantage Middenlaan.«
    Mit den Segelohren sieht sein Kopf von hinten aus wie ein Poller. Ein paar Haare auf seinem Schädel flattern im Wind, der Rest des Bildes steht still.
    »Das hier ist der Wertheimpark. Das Altersheim ist gegenüber von Artis. Können Sie noch ein Stück weiterfahren?«
    »Wir sind da«, wiederholt der Taxifahrer.
    Am liebsten würde ich ihm eine Ohrfeige verpassen, aber er dreht sich nicht mehr um. Ich frage ihn, wie viel ich ihm schulde, und greife nach dem Portmonee. Nichts. Schlimmer noch: Ich trage gar kein Sakko, sondern mein Schlafanzugoberteil. Erst war nur die Entfernung ein Problem, jetzt kommen Kälte und Scham hinzu.
    »Das tut mir leid, ich …«
    »Kein Geld mitgenommen, was? Raus mit Ihnen.«
    Ich steige aus, knalle die Tür zu. Die Sphinxe, diese wundersamen Frauentiere, die ich jedes Mal betrachten musste, wenn ich von der Bibliothek in der Plantage Franselaan zurückkam, blicken wie früher in eine unergründliche Ferne. Kleinigkeiten kümmern sie nicht, und ich sollte ihrem Beispiel folgen.
    Ich gehe – barfuß, wie ich jetzt bemerke – ohne stehen zu bleiben bis zum Zoo. Mir ist, als würde ich Schlittschuh laufen, soleichtfüßig bewege ich mich voran. Was für ein Glück, dass ich keine Hilfe brauche; man hätte ja doch bloß gefragt, wohin Meneer zu dieser späten Stunde wolle.
    Zu Linda. Und zwar schnell. Da ist bereits der Eingang des Altersheims. Das da bin ich, dort in der Scheibe. Ich schäme mich, dass ich mich nicht mal anständig angezogen habe. Woher habe ich diesen Schlafanzug überhaupt? Zu Hause schlafe ich immer in Unterwäsche.
    Die Tür ist geschlossen, doch zum Glück erscheint ein freundlich aussehender Portier und öffnet mir. Als ich mich nach Mevrouw Hovenier erkundige, sagt er ungeduldig: »Ja, ja«, als hätte er mich erwartet.
    Seltsam, aber ich weiß sofort, wohin ich mich wenden muss. Ich gehe die Treppe in den ersten Stock hinauf und dort finde ich sie, in einem Raum mit vielen Sesseln, einem großen Fernseher, orangefarbenen Luftballons und Girlanden an der Decke.
    Sie ist viel zu zart für ihren Rollstuhl. Von der schönen Haarpracht, an die ich mich erinnere, ist nur noch ein kleiner, gelblicher, wattiger Dutt übrig. Ich lege die Finger wie Fühler auf ihre magere Schulter und weiß bereits, dass sie sich nicht umdrehen wird. Ich müsste um ihren Stuhl herumgehen, mich hinknien und sie ansehen, doch ich zögere.
    »Kat«, flüstere ich, »ich bin da.«
    Sie rührt sich nicht.
    »Ich …«
    Meine Hand gleitet zu meiner Brust. Während ich vergeblich nach meiner Innentasche suche, fällt mir wieder ein, dass ich den Mantel nicht angezogen habe. Den Mantel, in den ich den Brief an sie gesteckt hatte. Jetzt, da sie nicht reagiert, hoffe ich, dass sie mich nicht gehört hat. Ich setze erst vorsichtig einen Fuß zurück, dann den anderen. Im Zickzackkurs schiebe ich michlangsam rückwärts aus dem Raum. In Gedanken

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