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Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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46 Chromosomen hergestellt, und alle 46 werden dann in allen Zellen des sich entwickelnden Embryos verdoppelt.
    Ich habe gesagt, daß man ROM nichts mehr hinzufügen kann, außer wenn es neu hergestellt wird, und das gilt auch für die DNS in Zellen, mit Ausnahme gelegentlicher zufälliger Kopierfehler. Aber es gibt einen Sinn, in dem die kollektive, aus den ROMs einer ganzen Art bestehende Datenbank konstruktiv ergänzt werden kann. Das nichtzufällige Überleben und der nichtzufällige Fortpflanzungserfolg von Individuen in der Art »schreibt« im Laufe der Generationen wirkungsvoll verbesserte Überlebensinstruktionen in den kollektiven genetischen Speicher der Art hinein. Die evolutionäre Veränderung in einer Art besteht weitgehend aus Veränderungen, die im Laufe der Aufeinanderfolge von Generationen in allen Kopien stattfinden, die es von jedem der verschiedenen möglichen Inhalte eines etikettierten DNS-Ortes gibt. Natürlich muß sich jede Kopie zu jeder besonderen Zeit im Innern eines individuellen Körpers befinden. Worauf es aber bei der Evolution ankommt, sind Veränderungen in der Frequenz alternativer möglicher Inhalte an jedem Etikett in Populationen. Das Beschriftungssystem bleibt das gleiche, aber das statistische Profil von Ortsinhalten verändert sich im Lauf der Jahrhunderte.
    Alle Jubeljahre einmal verändert sich das Etikettierungssystem selbst. Schimpansen besitzen 24 Chromosomenpaare, wir haben 23. Mensch und Schimpanse haben einen gemeinsamen Vorfahren, daher muß an irgendeinem Punkt entweder bei unseren Vorfahren oder bei denen der Schimpansen eine Veränderung in der Chromosomenzahl stattgefunden haben. Entweder haben wir ein Chromosom verloren (zwei sind miteinander verschmolzen), oder die Schimpansen gewannen eins hinzu (eins spaltete sich auf). Es muß zumindest ein Individuum gegeben haben, das eine andere Chromosomenzahl als seine Eltern hatte. Es gibt andere gelegentliche Veränderungen im gesamten genetischen System. Ganze Codeabschnitte können, wie wir sehen werden, gelegentlich auf völlig verschiedene Chromosomen kopiert werden. Wir wissen dies, da wir, über die Chromosomen verteilt, lange identische Stränge von DNS- Text vorfinden.
    Wenn die Information in einem Computerspeicher von einem speziellen Ort abgelesen worden ist, kann eins von zwei Dingen mit ihr geschehen. Sie kann entweder einfach woanders aufgeschrieben werden, oder sie kann in irgendeine »Aktion« hineingezogen werden. Woanders aufgeschrieben werden heißt kopiert werden. Wir haben bereits gesehen, daß die DNS bereitwillig von einer Zelle in eine neue Zelle hineinkopiert wird und daß Stücke von DNS von einem Individuum zu einem anderen Individuum, nämlich seinem Kind, kopiert werden können. »Aktion« ist komplizierter. Bei Computern besteht eine Art von Aktion im Ausführen von Programmanweisungen. Im ROM meines Computers enthalten die Ortszahlen 64 489, 64 490 und 64 491 zusammengenommen ein spezielles Inhaltsmuster - Einsen und Nullen -, das, als Instruktionen interpretiert, dazu führt, daß der kleine Lautsprecher des Computers einen Blip-Laut von sich gibt. Das Muster dieses Bits lautet 1010110100110000110000000. Es ist nichts inhärent Bliplautartiges oder Lautes an diesem Bit-Muster. Nichts daran sagt uns, daß es diesen Effekt auf den Lautsprecher haben wird. Es hat diesen Effekt nur deswegen, weil der Rest des Computers in einer bestimmten Weise verkabelt ist. In gleicher Weise haben Muster in dem vierbuchstabigen Code der DNS Auswirkungen beispielsweise auf Augenfarbe oder Verhalten, aber diese Wirkungen sind den Datenmustern der DNS selbst nicht inhärent. Sie haben diese Auswirkungen nur als Resultat der Art und Weise, in der sich der Rest des Embryos entwickelt, was seinerseits wieder von den Wirkungen von Mustern in anderen Teilen der DNS beeinflußt wird. Diese Wechselwirkung zwischen Genen ist ein zentrales Thema von Kapitel 7.
    Bevor die Codesymbole der DNS in irgendeine Art von Aktion verwickelt werden können, müssen sie in ein anderes Medium übersetzt werden. Sie werden zuerst in genau entsprechende RNS-Symbole umgeschrieben. Die RNS besitzt ebenfalls ein Vier-Buchstaben-Alphabet. Von hier werden sie in eine andere Sorte von Polymeren übersetzt, die man als Polypeptide oder Proteine bezeichnet. Man kann sie auch Polyaminosäure nennen, denn die Grundeinheiten sind Aminosäuren. In einer lebenden Zelle gibt es 20 Sorten von Aminosäuren. Alle biologischen Proteine sind Ketten,

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