Der Blut-Pirat
Gänsehaut, und beide gaben Suko durch ihr Nicken recht.
Er fragte weiter. »Habt ihr euch darüber Gedanken gemacht, wer sie auf eure Fersen gesetzt hat?«
»Nein«, murmelte Tino.
»Es müsste demnach eine Gegenpartei geben, die euch nicht eben wohlgesonnen ist und die nicht möchte, dass die Blutkonserven, die ihr raubt, irgendwo eingesetzt werden können.«
»Wahrscheinlich. Nur haben wir darüber nicht nachgedacht. Wir glauben aber, dass sie noch in der Nähe sind.«
»Als Fledermäuse? Oder habt ihr sie auch in einer anderen Gestalt gesehen?«
»Nur fliegend.«
»Können die sich denn verwandeln?« fragte Hogan. »Ist das wie in diesen Dracula-Filmen?«
»Richtig, Mister Hogan. Damit kommen Sie der Sache schon sehr nahe. Und an Aufgabe denken sie so leicht nicht. Außerdem haben sie keine Schwierigkeiten gehabt, auf dieses bewachte Gelände zu gelangen, wie auch die beiden Diebe.«
Hogan strich über seine Augenbrauen. »Ja, das macht mir auch Sorgen, wenn ich ehrlich sein soll.«
Suko ging zum Fenster. Bisher hatte er die Fledermäuse noch nicht zu Gesicht bekommen. Obwohl dieses Unternehmen in einem freiliegenden Gelände seinen Sitz hatte, gab es Verstecke genug. Die Blutsauger brauchten sich nur auf die flachen Dächer zu legen, dann waren sie so leicht nicht zu sehen.
Er öffnete das Fenster, was Proteste bei den beiden Dieben auslöste.
»Nein, nicht, Sie locken die Bestien nur!« beschwerte sich Tino.
»Das wäre mir sogar sehr recht«, murmelte Suko.
»Wie können Sie das nur behaupten?«
Der Inspektor gab keine Antwort. Er drückte seinen Kopf an der Aluminiumkante des Fensters vorbei und schaute in die tiefe Dunkelheit der Nacht hinaus.
Sie lag still und unbeweglich wie ein gewaltiger Schwamm über dem Land. Noch immer regte sich kein Windhauch, auch der Innenhof lag leer vor ihm. Er sah das Licht der Lampen, das gegen den finsteren Untergrund geschleudert wurde und an bestimmten Stellen für eine sehr grelle Helligkeit sorgte. Das war auch alles.
In der Luft tat sich ebenfalls nichts. Was sich weit oben leicht bewegte, waren Wolken.
Eine tiefe Ruhe hielt das Gelände umschlungen. Er beugte sich nach links. Dort standen einige Transportwagen dicht nebeneinander in einer Parkreihe. In den Lücken zwischen ihnen konnte sich natürlich jemand verstecken, aber es gab auch die anderen Möglichkeiten wie eben die flachen Dächer.
Suko zog sich wieder zurück und schloss das Fenster. Die Diebe atmeten erleichtert auf.
»Was entdeckt?« fragte Hogan.
»Nein, gar nichts.«
Hogan wirkte erleichtert. »Dann scheinen wir noch einmal Glück gehabt zu haben.«
»Kann sein.«
Cervio hatte etwas dagegen. »Nein«, sagte er heftig. »Nein, das glaube ich nicht.«
»Warum nicht?«
»Die lassen bestimmt nicht locker, und wir wollen auch in der Nacht nicht hier weg. Das ist doch ihre Zeit, das ist ihre Welt. Da sind sie den Menschen weit überlegen.«
Suko gab ihm recht, aber er dachte an etwas anderes. Hogan fiel auf, wie oft er auf die Uhr schaute.
»Haben Sie was, Suko?«
»Ja, ich mache mir Sorgen. Diesmal nicht wegen der Vampire. Ich wundere mich nur, dass mein Freund und Kollege John Sinclair noch nicht zurückgekehrt ist.«
Hogan überlegte. »Tja«, sagte er dann, »das ist in der Tat seltsam. Dann denken Sie auch an das, was ich…?«
Er ließ den Satz unausgesprochen. Dafür weiteten sich seine Augen, und er starrte zum Fenster.
Suko fuhr herum.
Hinter der Scheibe bewegte sich ein bleiches Gesicht, und im nächsten Augenblick zerplatzte das Glas…
***
Ich hatte die Portierloge nicht abgeschlossen und auch leer vorgefunden, so dass ich in aller Ruhe mit meinem Chef, Sir James, telefonieren konnte.
Es war ja verabredet gewesen, dass ich mich mit ihm in Verbindung setzte, und schon nach dem zweiten Durchläuten hob er ab. »Ich wusste, dass Sie es sind, John«, sagte er, bevor ich noch ein Wort hatte sprechen können. »Was haben Sie entdeckt?«
»Wir haben die Diebe.«
»Das ist gut. Aber es ist nicht alles – oder?«
»Nein, Sir«, gab ich süß-sauer lächelnd zu. »Das ist wirklich nicht alles gewesen. Sie scheinen den richtigen Riecher gehabt zu haben, muss ich leider zugeben.«
»Blut und Vampire?«
»Irgendwo schon.«
Ich hörte ihn seufzen. Es klang zufrieden. Wahrscheinlich legte er sich jetzt bequemer hin. »Nun, dann berichten Sie mal, John. Ich bin auch um diese Zeit ganz Ohr.«
Den Gefallen tat ich ihm gern. Nur konnte ich ihm nichts von einer Entdeckung
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