Der Blutfluch: Roman (German Edition)
in deinen Tänzen versprochen hast.«
»Und was hast du empfunden?« Die Frage drängte über Alizas Lippen.
»All das und mehr.«
»Mehr?«
»Liebe.«
»Das ist Liebe?«
»Du bist die Liebe für mich, du weißt es. Du hast es immer gewusst. Schlaf, mein Herz. Morgen brechen wir nach Burgund auf.«
Epilog
Besançon, im Oktober 1157
D ie Eröffnung des Hoftages zu Besançon war ein Ereignis von höchster Bedeutung. Was Rang und Namen hatte, drängte sich vor dem Thron des Kaisers. Wichtige Entscheidungen standen an.
Die Vorbereitungen für den Italien-Feldzug waren im Laufe des Sommers intensiviert worden. Auch hatte das Heer des Kaisers die Oder überschritten und die Polen gewaltsam befriedet. Herzog Wladislaw war von seinen Brüdern vertrieben worden, die dem Kaiser den üblichen Jahrestribut verweigerten. Barbarossa machte dem Aufstand ein Ende, und der polnische Herzog dankte ihm die Hilfe, indem er seine Teilnahme am Italien-Feldzug mehr oder weniger freiwillig zusicherte. Jetzt galt es, den burgundischen Adel von der Wichtigkeit des Unternehmens zu überzeugen.
Rupert hatte Aliza auf die bärtigen, finster dreinblickenden Polen aufmerksam gemacht. Unter dem Gefolge des Kaisers, inmitten des Adels und der hochrangigen Gesandten aus Byzanz, Dänemark, Ungarn, Italien, Spanien, Frankreich und England, wirkten sie fremd. Dennoch behaupteten sie in ungebrochenem Selbstbewusstsein ihren Platz.
Auch Aliza fühlte sich fremd im Kreise der führenden Familien Burgunds. Rupert hatte darauf bestanden, dass sie das Zähringer Geschmeide trug. »Offen gezeigter Reichtum bringt mehr Gerüchte zum Verstummen als jede Erklärung«, hatte er gesagt. »Wenn Berthold dir diese Juwelen schickt, dann nützt dir das mehr als jede Urkunde des Kaisers.«
Er hatte nichts davon hören wollen, dass sie auf Andrieu zurückblieb, während er der Einladung nach Besançon folgte. »Die Ernte ist eingebracht, und die Jäger brauchen unsere Hilfe nicht. Die Baustelle ruht bis zum Frühjahr. Wir haben keinen Grund, uns nicht zu zeigen.«
Wie üblich hatte er recht behalten. Wenn man ihnen mit Neugier und Zurückhaltung begegnete, dann nur, weil man sich fragte, warum der Kaiser ihn mit einem so großzügigen Lehen bedacht hatte.
Rupert strahlte Selbstvertrauen und Stärke aus. Dass er sich nicht scheute, selbst anzupacken, wo er es für nötig hielt, hatte seine Spannkraft erhöht und seine Muskeln gestählt. Seinen scharfen Augen entging kein noch so geringes Detail, was auch seine folgende Bemerkung bestätigte.
»Beatrix ist schwanger. Sieh sie dir an. Hab ich recht?«
Aliza musste sich auf die Zehenspitzen stellen. Sie pflichtete Rupert mit einem stummen Nicken bei.
Sie muss überglücklich sein, dachte Aliza und suchte, die Bestätigung zu finden.
Schöner denn je, wirkte Beatrix zerbrechlich zart und erschöpft. Kein Wunder. Erst Ende September war ein großer Hoftag in Würzburg zu Ende gegangen, und am sechsten Oktober war der Kaiser von dort aus nach Burgund aufgebrochen. Gleichgültig, ob Beatrix die Reise zu Pferd oder in der Sänfte zurückgelegt hatte, in Anbetracht der Entfernung und der Straßenverhältnisse musste sie für eine Schwangere äußerst anstrengend gewesen sein.
Sie muss sich schonen, dachte Aliza, während ein Hofbeamter mit hallender Stimme die nächsten Gesandten ankündigte.
»Seine Eminenz Kardinallegat Bernhard von San Clemente und seine Eminenz Kardinallegat Rolando Blandinelli von San Marco. Beide Herren Abgesandte seiner Heiligkeit des Papstes.«
»Jetzt gilt es.« Rupert neigte sich dichter an Alizas Ohr. »Sie werden im Namen des Papstes gegen die Gefangennahme des Erzbischofs von Lund klagen wollen, denke ich. Der Prälat hat auf der Heimreise von Rom nach Schweden leichtsinnigerweise seinen Weg über Burgund genommen. Der Papst hat ihm das Primat über den Norden verliehen und damit die Rechte von Hamburg und Bremen verletzt. Wenn er wirklich erwartet hat, dass Barbarossa das einfach hinnimmt, wurde er inzwischen eines Besseren belehrt.«
Aliza sah die Würdenträger ein Schreiben des Heiligen Vaters überreichen, das nach einigem Hin und Her in den Händen des Erzkanzlers landete. Der brach das übergroße Siegel, begann das lateinisch abgefasste Dokument zu verlesen und übertrug es gleichzeitig in die deutsche Sprache, um es allen Anwesenden verständlich zu machen.
In Formulierungen, ebenso kompliziert wie weitschweifig, versicherte der Papst Hadrian Kaiser Friedrich seiner
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