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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Zorn.«
    »Ihr schmeichelt mir.«
    »Nein. Auch das nicht. Ich stelle eine Tatsache fest. Alles ist bestens geordnet, wenn auch anders, als ich gedacht hätte. Trotzdem sehe ich Euch nicht heiter. Sagt mir, was Euch bewegt.«
    »Wenn Ihr so fragt, Eminenz. Was mir alle Welt mehr oder weniger laut vorwirft, bewegt mich. Obwohl ich besten Gewissens sagen kann, dass ich alle Ratschläge, die mir zuteil werden, befolge, will es mir nicht gelingen, endlich schwanger zu werden.«
    »Dann ist es vielleicht ein Problem, das der Medicus des Kaisers lösen kann?«
    »Nach dem dritten Aderlass schien es mir ratsam, keine weiteren Bitten an ihn zu stellen.«
    »Hm …« Der Erzkanzler räusperte sich und schien das Thema zu wechseln.
    »Habt Ihr schon einmal von der Äbtissin des neuen Frauenklosters auf dem Rupertsberg zu Bingen an der Nahe gehört? Mutter Hildegard hat sich dort mit fünfzig Nonnen ihre eigene Enklave geschaffen, um sich dem Einfluss der Disibodenberger Mönche zu entziehen, unter deren Ägide sie viele Jahre lang gelebt hat.«
    »Ich kenne einige ihrer Marienlieder, die den Weg nach Burgund gefunden haben«, antwortet Beatrix verwundert über sein vermeintliches Abschweifen.
    »Die Talente der Mutter Äbtissin erschöpfen sich nicht im Verfassen frommer Lieder, Majestät. Sie veröffentlicht auch kluge Schriften und korrespondiert mit dem Kaiser, der großen Wert auf ihre Ansichten legt. Weshalb ich auf sie zu sprechen komme, ist, dass sie sich angelegentlich mit der Naturwissenschaft befasst. Niemand vor ihr hat sich in unseren Breiten je der Mühe unterzogen, das Wissen der Kloster-und das der Volksmedizin zu sammeln, aufzuzeichnen und zu vergleichen. Sie hat sowohl ein Buch über die Entstehung und Behandlung der verschiedensten Krankheiten verfasst wie eines, das sich der Beschaffenheit und Heilkraft einzelner Kreaturen und Pflanzen widmet. Dass sie bei diesen Studien den Krankheiten des weiblichen Organismus besondere Aufmerksamkeit schenkt, ist in einem Frauenkloster wohl verständlich.«
    »Ich fühle mich keineswegs krank«, warf Beatrix ein.
    »Aber eine Störung Eures Wohlbefindens könnte dennoch die Ursache des Problems sein. Wenn ich Mutter Hildegard richtig verstehe, kann ihrer Meinung nach eine solche auch entstehen, wenn der Mensch im Missklang mit bestimmten Elementen, Metallen oder Pflanzen lebt. Große Veränderungen, Aufregungen und Ortswechsel können Störungen ebenso bewirken wie der Umstand, dass der Körper eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Wobei sie nie verhehlt, dass Heil und Heilung eines Kranken auch von der Hinwendung zum Glauben beeinflusst werden können. Eine maßvolle Lebensführung, von Gebeten und guten Werken bestimmt, trägt ebenfalls zur Gesundung bei. Mutter Hildegard hat große Erfolge bei Hilfesuchenden.«
    Beatrix hatte zunehmend interessierter gelauscht. Sie hatte schon einmal daran gedacht, die Mutter Infirmaria des Klosters in Dôle zu Rat zu ziehen, sich aber schließlich dagegen entschieden. Die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters zu Bingen schien gegen sie eine fundierte Gelehrte zu sein.
    »Ich glaube gehört zu haben, sie sei krank und zudem in endlose Streitigkeiten mit den Mönchen von Disibodenberg und dem Bischof von Mainz verwickelt«, entsann sie sich eines Gesprächs mit Friedrich, in dem Hildegards Name gefallen war.
    »Weder das eine noch das andere kann Mutter Hildegard in ihrem Tatendrang bremsen«, entgegnete der Erzkanzler. »Ihr solltet in Verbindung mit ihr treten. Ich will gerne dafür sorgen, dass sie Eure Botschaft im Vertrauen erhält, damit es keine Gerüchte gibt.«
    Beatrix zögerte nicht.
    »Seid bedankt für Euren Rat und Eure Hilfe, Eminenz. Ich will den Kaiser fragen, ob er einverstanden ist, dass ich mich an Mutter Hildegard wende. Ich will Euch dann gerne einen Brief für sie übergeben.«
    »Ich bin sicher, Mutter Hildegard findet einen Weg, Euch zu helfen.«
    Ein Funke Hoffnung glomm in Beatrix auf. »Etwas sagt mir, Eminenz, dass Ihr vielleicht recht haben könntet. Aber jetzt will ich sehen, dass wir dieses Hochzeitsfest in allen Ehren beenden können.«
     
    Beatrix begleitete eine sehr stille Aliza ins Brautgemach, das in aller Eile von ihren Mägden vorbereitet worden war.
    Nach einem prüfenden Blick wandte sie sich an Aliza, der die Kammermagd eben das Übergewand aufschnürte.
    »Dein Mann hat darum gebeten, auf die Segnung des Brautbettes durch einen Priester zu verzichten, Aliza. Er will es dir ersparen, sich

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