Der Blutkönig: Roman (German Edition)
ein und bemerkte, dass seine Hände zitterten. Er kam erst jetzt dazu, das zu überdenken, was passiert war. Vahanians Leben zu retten hatte alles andere in diesem Moment ausgelöscht. Jetzt erst wurde Tris klar, dass das Messer für ihn bestimmt gewesen war. Der Attentäter hatte sich überlegt, wie er am besten einen Magier ausschalten konnte. Tris dachte nicht gerade mit Vergnügen daran, den Angreifer befragen zu müssen.
Er erinnerte sich an Abelards Warnung. Nicht einmal hier, unter Stadens Schutz, waren Tris und seine Freunde völlig sicher. Noch so ein Grund, warum ich nie König sein wollte. Niemand versucht, einen zweiten Sohn zu töten. Normalerweise sind wir einfach nicht wichtig genug, um getötet zu werden .
Tris setzte sich für einen Moment nah ans Feuer und ließ zu, dass es seine Brust und seine Schultern wärmte, während er an dem Portwein nippte. Oh Kait , dachte er. Wie konnten wir nur so weit weg von zu Hause landen? Ihr Geist antwortete ihm nicht. Er erinnerte sich an den Glanz der Wintersonnenwende an Bricens Hof, mit Bricen und Sarae an der Spitze der gut genährten adligen Gesellschaft, und Kait, die bei den Falknerwettbewerben schamlos prahlte. Sarae hatte Tris dazu gedrängt, am Reitturnier teilzunehmen. Jetzt waren sie alle tot. Sogar, wenn er es schaffte, den Thron zurückzugewinnen, Margolans Feiern würden nie wieder dieselben sein.
Tris starrte ins Feuer und beobachtete die tanzenden Flammen, als der Portwein sein Blut wärmte. Vahanians Verletzungen beunruhigten ihn. Es war Tris gelungen, den Geist seines Freundes zu verankern und seine Lähmung auszugleichen, doch das alles wäre vergeblich, wenn es Carina nicht gelang, das Gift zu neutralisieren, bevor es dauernde Schäden anrichten konnte. Seine eigene Dankbarkeit war von Schuld durchsetzt. Ich muss immer auf der Hut sein , ermahnte Tris sich selbst. Ich kann mich nicht auf Jonmarc oder irgendjemanden sonst verlassen, dass er auf mich aufpasst. Es ist mein Risiko, meine Verantwortung .
Widerwillig stellte er sein leeres Glas beiseite und stand auf. Er streckte seine müden Muskeln, um sich etwas zu entspannen. Dann zog er sich die frischen Kleider an und versuchte, seine Haare notdürftig zu ordnen. Gerade, als er seinen Kragen zurechtrückte, klopfte es an seiner Tür. Mit einer Hand am Schwert öffnete Tris die Tür und war erleichtert, dass Gabriel draußen stand. Auch wenn Gabriel immer vorgab, dass Vayash Moru nicht wirklich die Gedanken der Sterblichen lesen konnten, fand Tris, dass ihr gesteigertes Gehör oft die Illusion ihrer telepathischen Gabe schuf. Dieser Charakterzug war nervenaufreibend.
»König Staden und General Hant warten auf uns in der großen Halle, mein Prinz«, meinte Gabriel. »Danach werden wir mit Eurer Erlaubnis zum Rat gehen.«
Tris ging neben dem Vayash Moru her, der seine Schritte auf eine sterbliche Geschwindigkeit verlangsamte. Die Spielleute vom Abend hatten den Palast nach dem Anschlag fluchtartig verlassen. In der großen Halle erwarteten sie nur der König, Hant und ein halbes Dutzend Wachsoldaten.
Es sieht so aus, als fühlte Staden sich auch ein wenig angreifbar , dachte Tris.
Der tote Attentäter lag in einer Pfütze aus geronnenem Blut auf dem Boden. Sein Rücken trug eine Brandwunde, die das blaue Magierfeuer hinterlassen hatte, mit dem Tris ihn getroffen hatte, und Jaes Krallen hatten sechs lange Risse an der Stelle hinterlassen, an der der Gyregon die Schultern des Attentäters verwundet hatte. Das Heft eines kleinen Dolchs ragte aus der Brust des Mannes hervor und zeugte davon, wie gut Berry gezielt hatte. Tris bedeutete den anderen mit einer Geste, ihm etwas mehr Raum zu geben und alle traten respektvoll zurück.
»Also ist es wahr … Ihr beabsichtigt diesen Räuber hier für ein paar Fragen zu beschwören, selbst jetzt?«, fragte Hant stirnrunzelnd.
»Haben die Wachen irgendetwas an seinem Körper finden können?«
Hant schüttelte den Kopf. »So, wie er aussieht, könnte er aus Margolan sein – allerdings auch aus Isencroft oder aus Dhasson. Nichts, um seine Identität festzustellen, aber er hatte margolanisches Gold in der Tasche, und die da.« Hant stupste den Körper mit seinem Stiefel an und enthüllte damit eine Vielzahl von kurzen Pfeilen.
»Das war ein Messer aus Mussa«, bemerkte Gabriel. »Nicht gerade eine weit verbreitete Waffe.«
Tris beugte sich dichter über die Leiche und zog das Hemd des Toten zur Seite. Um seinen Hals trug er ein Amulett. Tris spürte
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