Der Blutkönig: Roman (German Edition)
sehr geschätzt, da sie ihnen halfen, in Trance zu fallen und sich auf die Magie zu konzentrieren.
»Meine Gefährten des Blutrats«, begann Gabriel und verbeugte sich tief und formell. »Ich stelle euch Prinz Martris Drayke, den Sohn des Königs Bricen von Margolan vor, Seelenrufer und Magier-Erbe von Bava K’aa.«
Tris trat während der Vorstellung vor und machte eine zeremonielle Verbeugung. »Hochgeehrte Mitglieder des Blutrates, ich grüße Euch.«
Tris wusste, dass die Vayash Moru mit ihren scharfen Sinnen das Blut, das in seinen Adern pulsierte, hören und riechen konnten. Während des langen Rittes hatte Tris sich die richtigen Worte für dieses Treffen zurechtgelegt. Viele der sterblichen Gefälligkeiten würden hier nicht angebracht sein. Er konnte ihnen kaum gute Gesundheit oder ein langes Leben wünschen, dachte er ironisch und hoffte fieberhaft, dass Gabriel nicht über die nicht vorhandene Fähigkeit der Vayash Moru gelogen hatte, Gedanken lesen zu können.
»Wir haben Euch erwartet, Prinz Drayke.« Der Sprecher war ein hagerer Mann mit feinen Zügen und präzise geschnittenem sandfarbenem Haar. Er hatte einen kurzen, perfekt getrimmten Bart und dunkle Augen, in denen Intelligenz zu sehen war.
»Ich bin Lord Rafe, der Sprecher des Rats. Wir heißen dich willkommen.« Rafe wies den jungen Mann hinter ihm mit einer Geste an, die Tür zu schließen und Tris unterdrückte einen Schauder, als er den Riegel zuschnappen hörte.
Gabriel nahm einen Sitz zur Rechten von Rafe ein und Mikhail stellte sich hinter ihn. Tris bemerkte, dass der Rat auf der anderen Seite des Tisches saß. Selbstredend gab es keine leeren Stühle. Es war deutlich, dass er eingeladen worden war, um in Augenschein genommen zu werden, um befragt und möglicherweise gehört zu werden, aber noch wurde er nicht eingeladen, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Jedenfalls jetzt noch nicht.
Es haben mich im letzten halben Jahr schon so einige Sterbliche umbringen wollen , dachte Tris und holte tief Luft, als er sich an alles erinnerte, was geschehen war. So lange ich lebe, ist das ein Gewinn . Er sah den Tisch von Rafe an gesehen, herab und versuchte, die Gesichter mit den Beschreibungen Gabriels zusammenzubringen. Eine Frau, die aussah, als sei sie Mitte fünfzig, mit kunstvoll hochgestecktem und dunkelblondem Haar saß rechts neben Gabriel. Riqua , erriet Tris und bemerkte, dass die Robe der Frau von der Art war, die seine eigene Mutter, Königin Sarae, für durchaus akzeptabel bei Hofe erachtet hätte. Die Muster des Stoffes und der Schnitt des Kleides waren höchst modisch. Das Mieder aus reichem Brokat war tief ausgeschnitten, die Taille eng geschnürt und der Rock, der sicher den übernatürlich weichen Gang der Vayash Moru unterstrich, weit und glockenförmig. Die Farbe des Stoffes, ein dunkles Burgunderrot, unterstrich Riquas Teint. Die Wirkung war wunderschön und verstörend.
Hinter Riqua stand eine jüngere Frau mit langem, blondem Haar, gekleidet in eine einfache, aber elegante Robe. Sie sah aus, als habe sie auf dem Weg zu einem Ball kurz hereingeschaut. Tris bemerkte, dass jeder der Ratsmitglieder jemanden bei sich hatte und fragte sich, welchen Zweck diese Attachés wohl hatten, außer, um Irrtümer auszuschließen.
Links von Rafe saß eine schöne Frau mit kastanienfarbenem Haar. Sie sah keinen Tag älter aus als Mitte zwanzig, obwohl ihre Augen von Jahrhunderten der Erfahrung sprachen.
Astasia, erriet Tris. Sie tauschten einen Blick und schätzten sich gegenseitig sofort ein. Ihre Haltung war provokativ und ihr Gesicht kokett, doch ihre Augen waren scharfsichtig und berechnend. Sie ist es gewöhnt zu bekommen, was sie will , dachte Tris und war nicht in der Lage, ihr üppiges Dekolleté und die vollen Brüste, die es kaum verhüllte, völlig zu ignorieren. Ein hübscher junger Mann mit rotem Haar stand hinter Astasia. Trotz seines gefälligen Gesichts und seiner durchtrainierten Gestalt, sah er doch so aus, als sei er kaum der Halbwüchsigkeit entwachsen. Gefährte? , fragte sich Tris. Spielzeug? Als sich ihre Blicke trafen, stand in den Augen des jungen Mannes eine Kälte, bei der sich Tris noch mehr über die Beziehungen wunderte, die die Vayash Moru miteinander eingingen – oder die sie über ihren Tod hinaus behielten.
Neben Astasia saß ein Mann mit Haar so schwarz wie Kohle und den dunklen Augen der Nargi. Im Gegensatz zu den anderen wies an ihm nichts auf eine hohe Geburt hin. Er sah auf eine zwielichtige
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