Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Vayash Moru die Erlaubnis, sich selbst und die Sterblichen, die für sie eintraten, zu verteidigen.«
»Nargi ist nach wie vor wohl kaum ein Ort, an dem wir willkommen sind«, meinte Uri.
»Die Massenverbrennungen in Nargi haben aufgehört und wurden nicht wieder aufgenommen«, erklärte Gabriel und lehnte sich nach vorn. »Es wird immer unglückliche Begebenheiten geben, die die Sterblichen in ihrer Furcht anrichten und solche, die das zur Befriedigung ihrer eigenen Gier ausnutzen. Aber was Jared von Margolan tut, geht über solche ›Begebenheiten‹ hinaus. Ich habe Margolan bereist und Mikhail ebenso. Wir haben ganze Dörfer gesehen, die bis auf den Grund niedergebrannt wurden, die Köpfe der Bewohner von den Hälsen getrennt und aufgehäuft als eine Warnung, die sagte: ›Das geschieht allen Blutdieben.‹«
Aus dem Augenwinkel erkannte Tris in Riquas Gesichtsausdruck den Schatten einer erinnerten Furcht.
Tris spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte, angeekelt von Jareds Grausamkeit, beschämt von dem Fleck, den diese auf der Erinnerung an seinen Vater und auf dem Familiennamen hinterließ. Unwillkürlich stiegen wieder die Bilder der dunklen Visionen vor ihm auf – einschließlich des Schicksals, die sie für Gabriel und Mikhail vorhergesagt hatten. Er zwang sich, die albtraumhafte Vision zur Seite zu schieben.
»Was wünscht Ihr, Prinz Drayke?«, schnurrte Astasia und Tris hörte die Gefahr in ihrer Stimme. »Wollt Ihr Vayash Moru rekrutieren, als Killermaschinen für Eure Armee? Wollt Ihr uns bei Nacht losschicken, damit Jareds Soldaten in der Dunkelheit verschwinden?« Sie machte eine Pause und rutschte ein wenig in ihrem Sessel hin und her, eine Bewegung, von der Tris sicher war, dass sie ihre Figur besser zur Schau stellen sollte. »Was würde aus unserer Art, nachdem Ihr den Thron eingenommen habt – angenommen, das gelingt Euch? Wollt Ihr uns beschützen – Ihr, ein Jung-König und gerade erst geborener Magier?«
Sie war absichtlich provokativ, sowohl in ihrem Benehmen als auch in ihren Worten. Er kämpfte mit seinen Gefühlen, um ihr nicht den Sieg überlassen zu müssen, den sie erreichen wollte. »Ich bin der einzige Überlebende und direkte Erbe von König Bricen, anders als Jared, der Verräter«, sagte Tris und hielt seine Stimme sorgfältig gleichgültig. »Ich weiß, dass ich jung bin – sowohl in Jahren als auch in der Ausbildung zum Magier. Aber meine Kraft ist sehr groß. Selbst die Schwesternschaft konnte die Wiedergänger des Ruune Videya nicht bannen. Aber ich schon. Und was mein Alter angeht – was ist die Alternative? Soll ich ein oder zwei Jahrzehnte im Exil leben, während die in Margolan – sowohl die Lebenden als auch die Untoten! – von Jared und seinem Magier abgeschlachtet und unterdrückt werden?«
Er sah nacheinander jeden der Ratsmitglieder an. »Am Hagedornmond wird Arontala den Obsidiankönig aus seinem Exil im Seelenfänger erwecken und ihn aus seinem Gefängnis befreien. Die Schwesternschaft glaubt, dass er die Macht hat, das zu tun.
Wenn das passiert, dann wird der Obsidiankönig Arontalas Körper besitzen und ihm seine Kraft einflößen. Denkt darüber nach. Ein dunkler Seelenrufer von außerordentlicher Macht, kombiniert mit der Macht eines Feuerclan-Magiers im Körper eines Unsterblichen. Wer wird ihn dann aufhalten? Wer wird den Mut haben, gegen ihn zu aufzubegehren?«
Uri beugte sich vor. Seine dunklen Augen glitzerten. »Vielleicht soll es so sein«, meinte er und beobachtete Tris dabei genau. »Vielleicht geht das Zeitalter der Sterblichen zu Ende. Vielleicht ist das Wiedererwachen des Obsidiankönigs ein Omen, dass endlich das Zeitalter derer angebrochen ist, die in der Nacht wandeln. Überhaupt – mir wurde gesagt, dass der neue Lord von Dark Haven nicht einmal überleben wird, um seine Besitzungen zu besichtigen. Vielleicht ist auch das ein Omen.«
Tris spürte Ärger in sich aufwallen und er glaubte, auch in Gabriels Augen Wut aufblitzen zu sehen. Mikhails Haltung ließ seinen Zorn sehr deutlich werden, obwohl er nichts sagte.
»Du sprichst Unsinn«, erwiderte Riqua scharf und wandte sich zornig an Uri. »Ich erinnere mich an die Zeiten vor dem Abkommen. Wir erinnern uns alle daran, wie es war, gejagt zu werden und nur vom Blut der Ratten zu leben, weil wir nicht wagten, loszuziehen und nach Vieh oder menschlichen Verbrechern zu suchen, um unseren Hunger zu stillen. Ich will nicht, dass diese Tage zurückkehren.«
»Keiner will wieder
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