Der Blutkönig: Roman (German Edition)
viel drinnen verbrachter Zeit gewesen war. »Mein Name ist Tamaq. Ich habe gegen den Obsidiankönig gekämpft, als er sich das erste Mal erhob.«
»Dann hat der Rat schon einmal eine Einmischung erlaubt?«, fragte Tris.
Tamaq schüttelte den Kopf. »Ich war zu dieser Zeit sterblich«, sagte er traurig. »Ich wäre auf dem Schlachtfeld gestorben, wenn Rafe mich nicht gefunden und hinübergebracht hätte.«
Da ist noch einiges, was ungesagt geblieben ist , dachte Tris. Der Rat behält seine Neutralität, aber was, wenn Rafe auf der Seite, die gegen den Obsidiankönig antrat, seinen Hunger gestillt hat?
Und was noch schwerer wiegt , fragte sich Tris weiter, spielt all das überhaupt noch eine Rolle, wenn man keine Angst mehr vor dem Tod haben muss? Wenn du in der Lage bist, Könige und unbedeutende sterbliche Politik zu überleben, reich genug bist, um die eigene Sicherheit zu erkaufen und mit überlegenen Fähigkeiten ausgestattet wurdest, die alle unsere eigenen gemeinschaftlichen Bemühungen gegen dich – außer vielleicht den günstigsten – auszumanövrieren verstehen – warum sollte dich das alles kümmern?
Die eigentliche Frage, erkannte Tris, war nicht die, ob er den Rat davon überzeugen konnte, seine Queste zu unterstützen. Die eigentliche Frage war, warum es sie überhaupt kümmern sollte.
»Ich bin mehr an diesem neuen Herrn von Dark Haven interessiert.« Der Sprecher dieser Worte war der wunderschöne junge Mann, der hinter Uri gestanden hatte. »Ist das wirklich der Schmuggler Vahanian – der, der in der Ostmark königlich gesucht wird?«
»Lass das doch, Malesh.« Die Warnung kam von Astasias Zweitem.
Malesh betrachtete den Herausforderer mit einem süffisanten Lächeln. »Geh wieder ins Bett, Cailan. Halte dich aus dieser Diskussion heraus, oder ich wäre gezwungen, das Spielzeug deiner Herrin zu beschädigen.«
»Ich werde es Jonmarc überlassen, sich Euch vorzustellen«, sagte Tris und spürte deutlichen Abscheu gegenüber Malesh. »Heute geht es mir allein um den Rat.«
Elana lächelte und leckte sich die Lippen. Ein Schauder rann Tris den Rücken herab. Elana war wirklich schön, selbst nach sterblichen Maßstäben. »Ich habe gehört, Ihr habt heute Eure Verlobung angekündigt«, sagte sie mit einer koketten Stimme, die Tris zeigte, dass sie sich ihm gewachsen fühlte. »Ich gratuliere Euch, Prinz Drayke.« Sie glitt einen halben Schritt näher an ihn heran.
»Ihr seid der Herr über die Toten und die Untoten«, fuhr sie neckend fort. »Und während eine sterbliche Braut vielleicht notwendig ist, um einen Erben zu zeugen, überlegt Euch, was es für Alternativen geben könnte, wenn diese Verpflichtung erst einmal erfüllt ist.« Sie schenkte ihm einen Blick, der seine Phantasie beflügelte.
Tris wurde rot und erkannte ein triumphierendes Glitzern in Elanas Augen. Sogar tot war sie eine verdammt anziehende Frau und obwohl ihr Angebot keinen Reiz auf ihn ausübte, war es unmöglich, ihre Sinnlichkeit völlig zu ignorieren. Er machte eine höfliche Verbeugung.
»Ich fühle mich geschmeichelt, M’Lady, aber diese Verlobung ist eine Sache des Herzens. Ich bin versprochen.«
Elana schenkte ihm ein wissendes Lächeln. »In fünfzig Jahren, oder in hundert, wird mein Angebot noch dasselbe sein und meine Gaben ebenfalls. Kann Eure sterbliche Geliebte das auch von sich behaupten?«
»Es reicht, Elana«, sagte Mikhail fest.
Tris sah Elana in die Augen. »Ich weiß, wie kurzlebig dieser Körper ist und wie hell der Geist darin leuchtet. Es ist wahr, dass unsere Körper schwächer werden und sterben, aber ein Seelenrufer kann diese Vereinigung über den Tod hinaus beibehalten. Auf den Ebenen der Geister gibt es keine Schwäche und keinen Tod. Sogar Vayash Moru sind nicht ewig.«
Tris sah zufrieden, dass etwas in seinen Worten einen wunden Punkt bei ihr berührte. Oder vielleicht war Elana es auch nur nicht gewöhnt, Widerspruch zu bekommen. Schmollend zog sie sich an den Rand der Gruppe zurück und begann stattdessen mit Cailan zu sprechen.
Malesh eröffnete das Gespräch wieder. »Es wird hoch interessant sein, wieder einen Lord von Dark Haven zu haben«, meinte er mit einem gefährlich glatten Unterton. »Auch wenn gesagt wird, dass die Dunkle Lady ihn selbst wählt, wir hatten in der letzten Zeit einen gewissen … Verschleiß an Herren. Ich hoffe, die Lady hält Ihre Hand über Lord Vahanian.« Maleshs Stimme verbarg seine Bosheit nur oberflächlich. »Es klingt, als würde er für
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