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Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Der Blutkönig: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutkönig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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haben, was ich brauche.«
    Soterius schloss die Augen und legte seine Hand auf Carinas Schulter. Sie verband sich mit ihm und er schwankte, gewann aber sein Gleichgewicht sofort wieder. Carina zog die Brauen zusammen und ließ ihre Hände über die Messerwunde in Tris’ Seite hinweggleiten. »Liebste Göttin«, murmelte sie. »Er hat so viel Blut verloren.«
    Carina glitt in eine Heiltrance hinüber, und bediente sich dabei der Kraft, die Soterius ihr lieh. Die Seitenwunde hatte keine lebenswichtigen Organe getroffen, aber der Blutverlust war erheblich. Wurmwurz machte die Heilung noch schwieriger. Schlimmer allerdings war der Verlust, den Carina in Tris’ Lebenskraft spürte, und dessen Ursachen die Verletzungen, das Gift und die starke Magie waren, die Tris trotz des Wurmwurzes gewirkt hatte. Sie spürte, wie sein Lebensfaden flackerte. Tris’ Haut war aschgrau und sein Atem ging flach. Ein schneller unregelmäßiger Puls erklang in Carinas Geist. Sie warf ihre ganze Kraft in die Heilung. Gewebe verschloss sich und Sehnen verbanden sich wieder unter ihrer Berührung, aber das Blut zu erneuern würde Zeit kosten. Carina wusste, sie arbeitete mit dem Tod um die Wette.
    Aber da war noch etwas anderes, da in der Dunkelheit der Heiltrance. Eine andere Präsenz, alt und stark und fundamental, ein Seelenrufer, der nicht Tris war. Das Bild eines Mannes mit goldblondem Haar und grünen Augen, wie Tris sie besaß, stieg in ihr auf: älter, trauriger, mit gehetztem Blick. Seine Kraft half, Tris Leben zu erhalten. Carina war sich sicher, genauso, wie sie sicher war, dass sich Tris an der Schwelle des Todes befand.
    »Lass nicht los«, wisperte sie und wusste nicht, ob sie mit Tris oder dem Fremden sprach. »Lass nur nicht los.«
    T RIS SAH SICH selbst auf den Ebenen der Geister, aber das Reich der Seelen fühlte sich anders an, irgendwie solider. Tris sah hinter sich, zu seinem Körper. Als ob sie aus einer weiten Ferne kamen, hörte Tris die Soldaten weinen. Tris sah Soterius, von Angst ergriffen, wie er seinen leblosen Körper an den Schultern packte und schüttelte und ihn rief. Er wollte antworten, aber ihm fehlte die Kraft dazu. Ich sterbe , dachte Tris. Oder vielleicht bin ich schon tot . Er fühlte die Palastgeister, neu aus ihrem Exil zurückgekehrt, um sich herumwirbeln und durch ihn hindurch. Sie bauten ihn mit ihrer Kraft wieder auf und versammelten sich um ihn herum.
    Willst du leben? Der Fremde hatte die Frage gestellt, und Tris sah den Fremden wieder, der jetzt auf ihn zukam. Seine grünen Augen bohrten sich bis in Tris’ Seele. Tris erwiderte den Blick und wusste auf einmal alles.
    Lemuel , sagte Tris und der große Mann verneigte sich. Also hatte Großmutter recht – der Obsidiankönig hat dich besessen, aber deine Seele hat er nicht zerstört .
    Tris konnte die Last des Schreckens in den Augen des Mannes sehen und Lemuel nickte. Ich war ein Narr zu denken, dass ich Macht kontrollieren könnte, nach der ich nie hätte streben dürfen. Der Preis, den ich zu zahlen hatte, war Besessenheit, und die Folter, meinen eigenen Körper eine Abscheulichkeit nach der anderen wirken zu sehen .
    Tris fand den Mut die Frage zu stellen, die zwischen ihnen lag. Wie kommt es, dass deine Augen den meinen so sehr gleichen?
    Das kann ich dir beantworten . Ein anderer Geist gesellte sich zu ihnen und Tris erkannte die Gegenwart seiner Großmutter. Er war überrascht, als er sie sah, nicht als die alte Frau, die er gekannt hatte, sondern viel jünger, immer noch in ihrem zweiten Lebensjahrzehnt, aber mit Entschlossenheit und Charakterstärke in ihren Zügen.
    Bava K’aas Geist stand jetzt neben Lemuel auf den Ebenen der Geister und Tris konnte das Band zwischen den beiden spüren. In den letzten Tagen des Großen Krieges wurde ich vom Obsidiankönig gefangen genommen. Die Armeen dreier Königreiche und die Schwesternschaft belagerten sein Schloss. Der Obsidiankönig wollte wissen, wie man das Elixir braut, das sein Leben verlängern würde. Er wollte unsterblich werden .
    Warum ist er nicht einfach zum Vayash Moru geworden? , fragte Tris.
    Weil Vayash Moru viele Lebensalter an ihre Schöpfer gebunden sind, bis der Nestling die Macht erlangt, die Zerstörung seines Meisters zu überleben. Der Obsidiankönig wollte niemandem Rechenschaft ablegen – nicht einmal der Lady selbst.
    Während meiner Gefangenschaft tat der Obsidiankönig alles, was er konnte, um mir das Geheimnis zu entreißen. Er dachte, wenn er meinen Geist bricht

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