Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Carina zu finden. Der Angriff und Kiaras Kampf mit dem Obsidiankönig hatte sie beide ausgelaugt. Kiaras Lebenskraft mit seiner eigenen zu erhalten, ließ den Überrest seiner eigenen Energie immer schneller schwinden. Tris konnte spüren, dass er sich jetzt fast völlig auf die Kraft des fremden Magiers verließ. Nur ein paar Momente blieben Tris noch, Kiaras Seele zurückzubringen. Er wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten konnte. Seine Seite war nass von Blut und er fühlte eine wachsende Kälte in sich aufsteigen, die nichts mit der Nachtluft zu tun hatte.
Es war überhaupt nicht so, wie er gedacht hatte, dass das Sterben sein würde. Ein Teil von Tris’ Bewusstsein sah von fern zu, immer schläfriger werdend, als der Tod nahte und im Wissen, dass er niemals wirklich erwartet hatte, diese Auseinandersetzung zu überleben. Da war keine Furcht und kein Schmerz, nur Bedauern, aber auch diese wurde durch das Wissen gemildert, dass mit Arontalas Zerstörung Kaits Geist und der der anderen frei waren. Ich werde dich halten , sagte die Stimme des Fremden wieder. Tris fühlte, wie eine alte, starke Kraft ihn aufrichtete.
Als der letzte Glockenschlag der Mitternacht erklang, hüllte auf einmal ein schwaches Leuchten Kiaras Gestalt ein. Es breitete sich von dem Punkt aus, an dem der Trank in ihren Körper geflossen war und ließ sie von innen erglühen. Tris spürte die starke Magie des Glühens, Magie, die die unverwechselbare Prägung seiner Großmutter trug. An der Stelle, an der das Messer in Kiaras Brust eingedrungen war, schloss sich die Wunde, ohne eine Narbe zu hinterlassen, schneller sogar, als der beste Heiler sie hätte schließen können. Kiaras Körper zuckte zusammen, als ihr Herz wieder zu schlagen begann. Tris ließ ihre Seele aus den Tiefen seiner selbst aufsteigen und befreite den glühenden Faden sanft von seinem eigenen. So schnell wie das Glühen gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Tris schwankte und verlor beinahe das Bewusstsein.
»Dieser Trank … du hast mit Kiaras Leben gespielt?«, warf ihm Vahanian vor.
»Nein. Mit seinem eigenen«, erwiderte Gabriel. »Er hätte sie nicht mehr lange festhalten können.«
Tris sah zu, er wagte kaum zu atmen, als Kiaras Augen sich öffneten. Sie hob eine Hand, um sein Gesicht zu berühren. Er konnte nur wortlos nicken, überwältigt von der körperlichen Anstrengung, dem Kampf, dem Sieg, dem Verlust und der Genesung.
»Bei der Dunklen Lady, sieh!« Vahanian wies auf eine Stelle hinter Tris.
Die Türen zum Studierzimmer barsten auf. Zwei Dutzend bewaffnete Männer in der Uniform des Hauses Margolan stürzten in den Raum, ihre Schwerter gezogen.
Tris kam taumelnd auf die Füße und stellte sich zwischen die Soldaten und Kiara. Nicht so , dachte er. Liebste Lady, nicht so kurz vor dem Erfolg, nur um zu scheitern . An der Wand griff Vahanian mit der Linken nach seiner Armbrust. Tris sah, dass Gabriel bereit war, zuzuschlagen, auch wenn die Chancen gegen ihn standen.
Der siegreiche Ruf des Kommandanten der Soldaten ließ Tris auffahren, als der Hauptmann auf ihn zugerannt kam.
»Bei der Lady, du hast es geschafft!«, schrie eine bekannte Stimme. Der Soldat hob seinen Helm und Tris entdeckte Soterius, der triumphierend strahlte. Er dachte, dass Soterius ihm gleich in einer herzhaften Umarmung auf die Schultern schlagen würde, doch stattdessen blieb er einen Schritt vor ihm stehen und fiel auf ein Knie.
»Ehrt euren König«, rief Soterius seinen Männern zu. Einer nach dem anderen fielen sie ebenfalls auf die Knie, um Lehnstreue zu schwören. »Heil König Martris von Margolan.«
Tris sah mit einer Mischung aus Bewunderung und Überraschung über die Gruppe. Sein Kopf wirbelte immer noch vom Kampf. Die Realität von Soterius Verkündigung, nach Monaten des Kampfs traf ihn wie ein Schwall kaltes Wasser. Arontala lag tot zu seinen Füßen. Die Krone Margolans gehörte ihm. Außerhalb der Palastmauern konnte er die Schreie der Menge hören. Er wusste, dass er mehr fühlen sollte, dass er irgendetwas fühlen sollte, aber die Kälte der Schlacht hatte ihn immer noch im Griff. Er konnte weder Erleichterung noch Triumph spüren.
Doch jetzt wurden andere Belange wichtig. Tris wusste, wie schwach das Glühen seines eigenen Lebensfadens geworden war. Er entzog dem fremden Magier mehr Energie denn je und kämpfte darum, auf den Füßen zu bleiben.
»Steh auf«, bat Tris mit zugeschnürter Kehle. Er streckte die Hand nach Kiara aus, die ihren Kopf
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