Der Blutkönig: Roman (German Edition)
wenn es dir recht ist«, bat Tris müde.
»Es ist schon seit einer ganzen Weile morgen«, erwiderte Carroway. »Carina ist bei Jonmarc. Er wird eine ganze Weile nirgendwo hingehen. Ich habe versprochen, Anweisungen in die Küche zu schicken – wenn die Diener jemals wieder zum Schloss zurückkehren –, dass beide ihre Mahlzeiten in Jonmarcs Zimmer einnehmen.« Carroway grinste verschwörerisch. »Vielleicht gibt es ja eine Doppelhochzeit, bevor alles gesagt und getan ist. Ban hat übrigens Anweisungen hinterlassen, dass du bis Mittag nicht gestört wirst, aber eine ganze Reihe Bittsteller hat sich bereits versammelt und ein oder zwei alte Gefolgsleute deines Vaters sind aus ihren Verstecken gekommen.
Es wäre möglich und sicher auch weise, dir die Krone am späten Vormittag zu überreichen.« Carroway hob eine Hand, um Widerspruch zuvorzukommen. »Mikhail hat zu Recht bemerkt, dass schon Königreiche nur aufgrund von Formalitäten verlorengegangen sind. Du hast die Krone gewonnen, aber du bist noch nicht offiziell zum König ernannt worden. Er sagt, dass es eine Zeremonie zu einer Krönung auf dem Schlachtfeld gibt – König Hotten wurde so gekrönt, also gibt es einen Präzedenzfall – und um die Umstände und den Pomp können wir uns später kümmern.«
Carroway schüttelte den Kopf. »Wir haben eine ganze Menge zu tun, nur um hier im Palast aufzuräumen«, fuhr er fort. »Und wir müssen die Diener überzeugen, dass die Vayash Moru das Abkommen einhalten, oder sie werden keinen Fuß in die Küche setzen. Wir werden für den Rest unseres Lebens Käse und gepökeltes Fleisch essen müssen.«
»Ich weiß ja nicht«, alberte Tris. »Diese ganze Zeit auf der Reise hat mich doch, was gepökeltes Fleisch angeht, auf den Geschmack gebracht.«
»Proviantrationen haben noch nie jemandem geschadet«, warf Kiara ein. »Gut für den Charakter.«
Carroway rollte die Augen. »Mein Charakter ist gut genug für zehn Leben. Jetzt will ich eine dieser bequemen Hofpositionen einnehmen, in denen ich Lieder schreiben kann, die den König und seine Liebste unsterblich machen und einer der am meisten geehrten Barden des Königreichs werden.«
»Sag mir Bescheid, wenn du noch nicht genug Material für gute Geschichten hast«, meinte Tris. »Ich kann dich ja eine Weile zu Ban schicken. Oder vielleicht würde Gabriel dich nehmen.«
Carroway warf ihm einen schiefen Blick zu. »Nein, danke. Ich denke, ich habe genug zu tun.«
Kiara lachte. »Ihr zwei müsst euch um einiges kümmern. Ich werde zu Carina und Jonmarc gehen und sehen, was die beiden so machen. Keine Sorge – ich werde bald wieder bei dir sein.«
Tris küsste sie zum Abschied und ließ sie gehen. Er sah ihr nach, als sie den Gang hinunterging.
Carroway sah Tris an, der in ein paar Wickelhosen und eine einfache Tunika gekleidet war. »Ich sehe schon, eins der ersten offiziellen Dinge wird sein, dich wie einen König einzukleiden und nicht wie einen Zeltmeister. Komm mit und wir sehen mal nach, was wir finden können.«
KAPITEL VIERZIG
S ECHS W OCHEN SPÄTER war der Hof des Palastes zur formellen Krönung des neuen Königs von Margolan wieder mit jubelnden Menschen gefüllt.
»Carroway hat sich selbst übertroffen.« Kiara saß nach der Krönungszeremonie neben Tris in der Banketthalle.
»Erinnere mich, dass ich ihn nie wieder so herausfordere«, erwiderte Tris. Wie versprochen hatte Carroway innerhalb kürzester Zeit ein bombastisches Fest arrangiert, mit Musikanten, den verschiedensten Unterhaltungen, Feuerwerk und Turnieren. Tris hatte – vergeblich – protestiert, dass aus dem Ereignis viel zu viel gemacht worden sei.
»Staden amüsiert sich jedenfalls«, beobachtete Kiara. Sie sah hinüber zu dem König von Fahnlehen, der seine Sitznachbarn mit Jagdgeschichten ergötzte. Berry saß neben ihm, prächtig gekleidet in smaragdgrünen Brokat, und sah gelangweilt aus.
»Das hat er sich auch redlich verdient«, meinte Tris. Zusätzlich zu dem Vermögen, das sie zur Belohnung von Berrys Rückkehr in Fahnlehen gelassen hatten und Vahanians Gold, hatten Staden und Berry Tris mit einem großzügigen Krönungsgeschenk aus wertvollen Juwelen bedacht.
»Harrtuck sieht gar nicht mehr heruntergekommen aus.« Der untersetzte Soldat erschien auf der Bildfläche und ging zwischen Gästen und Wachsoldaten her, die ihn mit Jubelrufen begrüßten und ihm auf den Rücken klopften.
»Ich glaube, er hat sich draußen bei den Söldnern bestens amüsiert«, sagte Tris. »Ganz
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