Der Blutkönig: Roman (German Edition)
sich zu behalten, blieb ungesagt. Das wollte er ihnen nicht auferlegen. »Aber da ist jemand, den ich euch vorstellen will. Das ist Kiara von Isencroft, die Tochter von König Donelan. Meine Verlobte.«
Kait grinste und klatschte in die Hände. Sarae streckte ihre Hände grüßend zu Kiara aus und trat vor, um ihr einen geisterhaften Kuss auf beide Wangen zu geben. Sarae legte ihre Hand auf Tris’ Arm.
»Mit der Krone und einer Braut hast du alles, was du brauchst, um Margolan zu regieren, mein Sohn. Du brauchst meinen Segen nicht, aber ich werde ihn dir trotzdem geben.« Der Geist lächelte Tris und Kiara an. Kait warf ihre Arme um Tris und auch, wenn er substanzlos war, begrüßte Tris den Kontakt und war froh, zu spüren, dass der Geist seiner Schwester Frieden gefunden hatte.
»Als du geboren wurdest«, meinte Sarae, »sagte mir meine Mutter, dass du es wärst, der die Krone tragen würde. Ich habe das nie jemandem gesagt, selbst deinem Vater nicht. Ich wollte diese Bürde nicht für dich. Aber sie hatte recht. Du bist genauso ihr Erbe wie der Bricens und meiner. Du hast dich würdig erwiesen.«
Tris spürte die Gegenwart von zwei weiteren Geistern, Wiedergängern, die selbst stark genug waren, um auch von Kiara gesehen zu werden. Bava K’aa und Lemuel standen neben Sarae und Bava K’aa umarmte ihre Tochter. Sarae sah von ihrer Mutter zu Lemuel.
»Ich habe gehört, was du Tris über den Obsidiankönig gesagt hast«, sagte sie. »Und obwohl ich Grayson wie meinen Vater geliebt habe, kann ich in meinem Geist spüren, dass du die Wahrheit gesprochen hast.«
Bava K’aa nickte. In ihren Augen war die Erinnerung an den erlittenen Kummer zu sehen. »Es tut mir leid, dass ich dir das verheimlicht habe, mein Liebes. Es war notwendig, um dein Leben zu retten – und vielleicht auch meines. Und außerdem wollte ich Grayson eine Demütigung ersparen, die er nicht verdient hat. Aber jetzt liegt alles offen.«
»Möchtet ihr ebenfalls zur Lady gehen?«, fragte Tris seine Großmutter und Lemuel.
Bava K’aa nickte wieder. »Es war mein Wunsch, nach meinem Tod bei dir zu bleiben, um dich zu beschützen. Und ich hoffte auch, ich könnte eines Tages Lemuel befreien. Du brauchst meinen Schutz nicht länger, und Lemuel ist frei. Wir sind bereit, uns zur Ruhe zu begeben. Wir wären geehrt, wenn du das Übergangsritual vollziehen würdest.«
Tris senkte den Blick. Er war nicht in der Lage zu sprechen. Schließlich zwang er sich, den Kopf zu heben und den Blick seiner Mutter zu erwidern.
»Dann lasst uns beginnen«, sagte er mit einer Stimme, die rau wie Kies klang und straffte die Schultern. Erneut schloss er seine Augen und dehnte seine Sinne bis zu den Strömen der Magie und spürte, wie in ihm die Kraft wuchs, der er befehlen konnte. Er fühlte die Veränderung in seiner Seele, die ihm anzeigte, dass er sich sowohl in der Geisterwelt als auch in der Welt des Lichts befand. Für ein paar kostbare Momente versammelte er seine Familie um sich, warm und real genug, um sie berühren zu können. Dann sprach er die Worte der Macht, die sie befreite, und schickte ihre Seelen zur Ruhe bei der Lady.
»Zweifle nie, dass du der Auserwählte der Lady bist«, klang von fern die Stimme seiner Mutter. »Sie sucht sich ihre Kämpfer nicht vergebens.«
»Lebt wohl«, flüsterte Tris. Als er seine Augen wieder öffnete, waren sie verschwunden. Er senkte den Kopf und Kiara schlang die Arme um ihn. Sie wartete ab, bis er auch die letzten seiner Tränen geschluckt hatte. Dann nahm sie seine Hand und gemeinsam traten sie in den Korridor hinaus.
Carroway hatte geduldig auf sie gewartet, er lehnte an der Mauer, seine Arme verschränkt und grinste breit.
»Du verlierst keine Zeit«, witzelte der Barde gutmütig. »Ein Thron und eine Königin. Wenn du mich jetzt noch zum Meisterbarden ernennst …«
Tris schlang seinen Arm um Kiaras Taille und verzog das Gesicht, als seine frisch verheilten Rippen schmerzten. »Bedenke wohl, was du dir wünschst«, hänselte Tris zurück. »Du bist bereits für die Planung einer Krönung und einer Hochzeit verantwortlich.«
Carroways Grinsen wurde noch breiter. »Das passt mir gut. Ich werde dem Haushofmeister helfen, das Bankett zu planen und ich werde die beste Unterhaltung und die schönsten Dekorationen arrangieren, die die Winterkönigreiche je gesehen haben. Wir haben einen Ruf aufzubauen«, sagte er mit einer übertrieben höflichen Verbeugung.
»Warten wir mit der Menüplanung lieber bis morgen,
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