Der Blutkönig: Roman (German Edition)
sicher hat er es genossen, Geschichten über seine Abenteuer zu erzählen.«
Harrtuck war ein paar Tage vor dem Beginn der Festlichkeiten von der Fahnlehener Grenze gekommen, nachdem er die Truppen der Söldner entlassen hatte. Die Nächte vor der Krönung hatten sie mit dem Austausch von Geschichten verbracht. Die Freunde hatten bis spät zusammengesessen und bei Brandy und den besten getrockneten Früchten aus dem Keller Berichte über die letzten Tage des Abenteuers ausgetauscht.
»Sieh mal, das ist ja ein merkwürdiges Paar.« Kiara sah über den Raum hinweg dorthin, wo Sakwi und Alyzza die Köpfe in einem Gespräch zusammengesteckt hatten. Sakwis Reise nach Dhasson war erfolgreich gewesen, König Harrol hatte die Nargi-Truppen erfolgreich davon abhalten können, in Margolan einzumarschieren. Es war das erste Mal seit seiner Rückkehr, dass Tris die beiden ohne Royster sah, mit dem die beiden Magier eifrig Märchen und Sagen ausgetauscht hatten. Royster, der immer noch nicht wieder bereit war, in sein selbstgewähltes Exil in der Bibliothek zurückzukehren, war eifrig dabei, die adligen Damen auf der Terrasse mit seinen Geschichten zu unterhalten.
»Ich denke mir, dass Royster zwei weitere Besucher haben wird, wenn man voraussetzt, dass Alyzza und Sakwi nicht sowieso gleich bei ihm einziehen«, kicherte Tris.
Jolie und Astir bewegten sich frei unter den Gästen. Wenn es Adlige gab, die schlecht über Jolies Anwesenheit dachten, dann sagten sie nichts. Jolie hatte passend für den Anlass Geschenke mitgebracht, einige Ballen feinste Mussa-Seide und Fässer mit altem cartelasischem Brandy, über dessen Quellen Tris lieber nicht zu sorgfältig nachdenken wollte. Maynard Linton gesellte sich zu ihnen. Es war klar, dass Jolie und Linton langjährige Handelspartner waren.
Für Kiara hatte Jolie einige Ballen fließender noorischer Seiden und Satins mitgebracht. Sie hatte sie Kiara mit einer Bemerkung übergeben, die die Wangen der Prinzessin blutrot hatte werden lassen. An der hinteren Wand saßen der Wirt Lars und seine Frau Tabethe in feinen Kleidern. Sie sahen verwirrt aus, so als könnten sie nicht glauben, dass sie wirklich Gäste bei des Königs Krönung waren. Tris hegte keinen Zweifel daran, dass die Bezeichnung »Des Königs bevorzugte Herberge« mittlerweile weithin bekannt war und Lars nie wieder zu wenig Gäste haben würde.
»Das ist ein verdammt feines Bankett, Tris«, dröhnte König Harrol und schlug Tris auf die Schulter. »Dein Vater wäre stolz gewesen.« Harrol, Bricens Schwager, war mehr als zufrieden, der Krönung vorzusitzen und Tris die Krone aufzusetzen. Er hatte die willkommene Nachricht mitgebracht, dass die magischen Bestien an der Grenze zu Dhasson vernichtet waren.
»Das haben wir Carroway zu verdanken«, grinste Tris. »Er setzt alles daran, zur Legende zu werden.«
Harrol lachte herzlich. »Das braucht er gar nicht. Er kann bis zu seinem Todestag deine Geschichten erzählen und es wird ihm nie an Publikum mangeln.« Er sah auf Kiara herab. »Erinnere mich bitte daran, dass ich dir ein paar meiner eigenen Geschichten erzähle, aus der Zeit, in der Tris an meinem Hof gelebt hat. Irgendwann, wenn es eine Karaffe mit Brandy auf meinem Tisch gibt«, sagte er mit einer bedeutsamen Geste zu Tris.
Kiara schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. »Das klingt verführerisch.«
Wenn Tris geplant hatte, etwas zu erwidern, dann wurde das von den Musikanten verhindert, die jetzt zu einer lebhaften Melodie aufspielten. Harrol ging mit einem Winken davon und suchte sich eine vornehme Dame, die mit ihm tanzen würde, jetzt da die Festgäste auf die Tanzfläche schwärmten.
»Ich habe Carina einige Zeit nicht gesehen«, sagte Tris und ließ seinen Blick durch den Saal schweifen.
»Vielleicht geht sie draußen mit Cam spazieren«, erwiderte Kiara und ihr Fuß wippte im Takt der Musik. König Donelan, der es für unklug gehalten hatte, Isencroft so bald nach seiner Genesung zu verlassen, hatte Carinas Zwillingsbruder als Botschafter geschickt. Cam war mit der Nachricht von des Königs vollständiger Genesung eingetroffen. Bruder und Schwester hatten sich für einige lange private Spaziergänge zurückgezogen, und sich gegenseitig ihre Abenteuer erzählt. Cam hatte auch einen privaten Brief für Kiara mitgebracht, in dem Donelan ihr seine uneingeschränkte Erlaubnis erteilte, ihr Heiratsversprechen mit dem neuen König von Margolan einzuhalten. Auch wenn sie und Tris ihre Verlobung schon im Exil
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