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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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sie hatte keinerlei Ahnung, welche Bewandtnis es mit dem Stock auf sich hatte. Unterschiedlichste, gemurmelte Wortfragmente drangen an ihr Ohr.

Es waren Aussagen von "...muss das wirklich sein?" bis hin zu "...ist die Lage tatsächlich so schlimm?" Sogar Ardric ließ sich zu einer geflüsterten Äußerung hinreißen.

"Es ist schlimmer, als ich vermutet hatte..."

Mimma wunderte sich, weshalb ein Stück Holz selbst die Ältesten in Aufruhr versetzen konnte. Alle waren nervös.

Keo, dessen Mund sonst immer einem engelsgleichen Lächeln ähnelte, als ob er auf Droge und völlig neben der Spur wäre, war das Dauergrinsen vergangen.

Molochai, der meist so düster dreinblickte, dass man meinen konnte, er würde jeden Moment über einen herfallen, sah ebenfalls angespannt aus. Jedoch wirkte sein verkniffener Gesichtsausdruck eher so, als ob er auf der Toilette saß und sich mächtig anstrengte, sein Geschäft zu erledigen. Zum Glück waren diese Funktionen bei Vampiren allerdings eingestellt.

Tillins Bacars und Xyoros's Mienen waren eher ausdruckslos. Sie hatten ihr Pokerface aufgesetzt und verhielten sich ruhig. Nur an ihren hektischen Augenbewegungen, die im Sekundentakt den Stock in Satos Hand musterten, konnte man ansehen, wie gehetzt sie innerlich waren.

Avja verbarg ihre sagenumwobenen Schönheit wie immer unter der Kapuze ihrer Kutte. Das war Mimma nur recht, denn sie hatte keine Lust, plötzlich das Verlangen zu verspüren, sich einen Pflock in ihr Herz zu rammen. Doch bei näherem Hinsehen konnte sie Avjas Mundpartie ausmachen, die alles andere als entspannt aussah. Sie hatte ihre Lippen zu zwei schmalen Strichen verzogen. Jedes Mal wenn ihr Blick auf den Stock fiel, presste sie diese ganz fest aufeinander, sodass nur noch zwei feine, blassrosa Linien zu sehen waren.

Neugierig sah sich Mimma den hölzernen Unruhestifter nun etwas genauer an. Es handelte sich dabei um einen aschefarbenen Stab, dessen Oberflächenstruktur grobe Unregelmäßigkeiten vorwies. Somit wirkte er auf den Betrachter klobig und unhandlich. Nach oben hin verjüngte er sich und ging in seltsam wuchtige, verschnörkelte Verästelungen über, die ineinander verschlungen waren. Im Großen und Ganzen erweckte der Stab den Anschein eines versteinerten Relikts aus längst vergangenen Zeiten.

Sato blickte mit ernster Miene in die Runde und ergriff das Wort.

"Wie ihr alle wisst, ist uns eine uralte Schriftrolle überbracht worden, die bis vor Kurzem seit tausenden von Jahren als verschollen galt. Doch nun ist sie wieder aufgetaucht.

Bedauerlicherweise inmitten der Reihen unseres Feindes.

Ihre Entstehung geht zurück bis auf die ersten Zeugnisse, die die Existenz unserer Rasse schriftlich belegen. Luna und Onyx haben sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens einem herumlungernden Werwolfsrudel entwendet und in unsere Obhut gegeben.

Wir haben sie eingehend auf ihre Echtheit geprüft, die durch fundierte Studien unsererseits bewiesen ist und deren weitere Handhabung äußerster Dringlichkeit bedarf!" Sato machte eine Pause, um die Schriftrolle aus seinem Ärmel hervorzuholen. Er öffnete die Banderole und hielt nun ein pergamentartiges Schriftstück in die Höhe, das aussah wie ein ausgefranstes Stück Leder einer gegerbten Schweinehaut. Gebannt blickten alle auf die Tierhaut und versuchten, die Symbole darauf zu deuten.

"Dies, meine treu ergebenen Kinder, ist eine Anleitung, um uns, die Rasse der Vampire, ein für alle Mal zu eliminieren!

Eigenhändig verfasst von dem Wächter der Welten, um im Falle einer Überpopulation das Gleichgewicht auf Muttererde wieder herzustellen!" Ein entsetzter Aufschrei ertönte. Luna war von ihrem Stuhl aufgesprungen und starrte fassungslos das Schriftstück an, das den Untergang der Vampire bedeuten konnte. Onyx reagierte blitzschnell und zog sie so lange am Arm, bis er sie dazu bewegen konnte, sich wieder hinzusetzen. Doch auch die anderen am Tisch versammelten Vampire wurden mit dieser Hiobsbotschaft überrascht und riefen nun aufgeregt durcheinander.

"...müssen wir nun sterben?"

"...diese verdammten Werwölfe, wir sollten sie bis zur Ausrottung verfolgen, damit sie keinen Ärger mehr machen können!"

"Zum Glück ist die Schriftrolle wieder im Besitz der Vampire, somit kann uns nichts mehr passieren!", wandte ein Anderer ein und versuchte, die aufgebrachte Meute zu beruhigen. Plötzlich meldete sich Ardric zu Wort, der sich bisher relativ ruhig verhalten und dem ganzen Szenario als stiller Beobachter

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