Der Brandstifter
Gesicht und sagte, dass sie es verdient hätte. Und dass sie es doch eigentlich genossen hätte, mit dem Teil ihrer Seele, wo das böse Mädchen wohnt. Und dass sie es für seinen Geschmack schon fast zu sehr genossen hätte, was ihm beinahe den Spaß verdorben hätte.
Er lallte inzwischen und wiederholte sich, und ich hoffte, dass die Kombination aus Valium und Alkohol seine Reaktionszeiten verlangsamte. Ich ließ ihn ein Stück weggehen und schlug ihm dann von hinten eine leere Sektflasche, die ich aus der Altglastonne hinter der Bar mitgenommen hatte, auf den Kopf. Das Glas war sehr dick, sodass es nicht zerbrach, aber die Flasche war schwer genug, dass der Schlag Wirkung zeigte. Adam sackte wie ein Stein zu Boden. Ihn in den Fluss zu rollen, war ein Kinderspiel. Ich hatte nur Angst, dass das kalte Wasser ihn wieder zu Bewusstsein bringen könnte. Aber die Drogen taten ein Übriges. Er verschwand aus meinem Blickfeld, und die Strömung trug ihn davon. Nein, ich habe nicht dagestanden und ihm beim Sterben zugesehen und seine Seele verflucht oder mich der Schadenfreude hingegeben oder was weiß ich, was ein Mörder angeblich alles tut. Ich verschwendete keine Zeit. Innerhalb von zehn Minuten war ich wieder in meinem Zimmer und spülte die Socken aus, die ich am Ende des gepflasterten Wegs über meine Schuhe gezogen hatte, damit ich am Flussufer keine Abdrücke hinterließ. Ich hatte darauf gehofft, dass sie dem sturzbetrunkenen Adam in der Dunkelheit nicht auffallen würden, und so war es auch. Die Flasche landete sauber abgewaschen wieder in der Altglastonne, die am nächsten Tag, wie ich zufällig erfahren hatte, abgeholt werden sollte. Das Geld, das er mir gegeben hatte, verbrannte ich. Die Asche spülte ich in einem anderen Treppenaufgang ins Klo.
Danach schlief ich ausgezeichnet. Es war ein Verbrechen ohne Opfer. Ich hatte andere Frauen vor dem Schicksal bewahrt, das Rebecca erlitten hatte, und davon abgesehen hatte er den Tod absolut verdient.
Der große Fehler– der riesengroße, verfluchte Fehler, aufgrund dessen ich hier sitze– war, ihr zu sagen, was ich getan hatte. Ich wusste, dass das blöd von mir war. Ich wusste, dass ich nichts hätte sagen dürfen. Aber ich konnte ihre Mutmaßungen nicht mehr ertragen. Vielleicht hat er sich ja ertränkt. Vielleicht hatte er Schuldgefühle wegen dem, was passiert ist. Vielleicht hätte er sich eines Tages entschuldigt. Vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Das Lächerliche war, dass ich wirklich glaubte, sie würde erleichtert sein. Ich dachte, sie würde mir dankbar sein. Aber als ich ihr von meiner Tat erzählt hatte– und davon, wie clever ich gewesen war–, sah sie mich an wie eine Fremde. Und Adam bekam seine späte Rache, als er schon bäuchlings in der Themse trieb, denn erst als ich ihr erzählte, was ich getan hatte, erlosch das Licht wirklich in ihren Augen. Sie waren so matt und glanzlos wie Morast, und so blieben sie auch. (Ich habe sie zum ersten Mal wieder funkeln sehen, als sie dich getroffen hat, was nur beweist, dass sie nichts, aber auch gar nichts begriffen hatte.)
Rebecca und ich haben uns wegen Adam überworfen. Mir ging es auf die Nerven, dass sie überhaupt nicht zu schätzen wusste, was ich für sie getan hatte. Und sie war völlig durcheinander, weil ich ihn umgebracht hatte, nehme ich an. Das war das beste Geschenk, das ich ihr je hätte machen können, und sie warf es mir zurück an den Kopf. Jedenfalls sprachen wir dann eine ganze Zeit nicht mehr miteinander. Sie hatte ihren kleinen Zusammenbruch und stieg aus den Prüfungen aus. Ich machte mit meinen weiter.
Im Jahr darauf überredeten Avril und Gerald uns zu einem Treffen in London. Wir versuchten da anzuknüpfen, wo wir aufgehört hatten. Es war zwar nicht mehr wie vorher– verständlicherweise–, aber wir kamen wieder ganz gut miteinander aus. Sie war enttäuscht über ihren Abschluss, aber sie konnte trotzdem etwas damit anfangen. Immerhin reichte er aus, um in der PR -Branche unterzukommen, was genau ihr Ding war. Begeisterung, Organisationstalent, Überzeugungskraft, Charme– diese Rolle war Rebecca auf den Leib geschrieben. Der neuen Rebecca, stets energiegeladen und gut gelaunt. Dass das alles nur Show war, fiel niemandem auf. Sie spielte praktisch rund um die Uhr Theater und gab sich glücklich und zufrieden, obwohl ihr Leben in Wirklichkeit leer war.
Ich fing an, mich bei PG hochzuarbeiten, indem ich noch während der Traineezeit die richtigen Leute beeindruckte und
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