Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0459 - Reklame für den toten Boß

0459 - Reklame für den toten Boß

Titel: 0459 - Reklame für den toten Boß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Einen Herzschlag lang sah Shunkers die knochige Hand. Sie ließ eine Visitenkarte neben seinen Teller fallen, auf dem die Reste eines Truthahnes lagen.
    Shunkers hörte auf zu kauen, las den Namen auf der schmutzigen Karte und wurde bleich wie ein Leichentuch. Seine zitternden Hände ließen das Besteck auf den Teller sinken. Mit ruckartigen Bewegungen drehte er den Kopf zur Seite und sah an dem Unbekannten hoch, der neben ihm stand.
    »Ich denke, Sie kennen bereits meine Firma?« sagte der andere heiser, »kommen Sie, Shunkers, wir haben mit Ihnen zu plaudern, und zwar sofort. Sie werden nicht verhungern, wenn Sie die paar Fleischbrocken zurücklassen. Los, erheben Sie sich.«
    Shunkers lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Das Gesicht des anderen war hart wie Stein.
    »Aber ich muß doch meine Rechnung bezahlen«, stammelte Shunkers.
    »Nicht nötig, habe ich bereits für Sie erledigt. Wir halten auf Kundendienst, Shunkers. Los, machen Sie keinen Ärger.«
    Langsam stefcnmte Shunkers seine hundertzehn Kilo in die Höhe. Er stützte sich einen Augenblick lang auf den Tisch, weil seine Knie weich wie Pudding waren.
    »Machen Sie kein Theater«, zischte der andere dicht an seinem Ohr, »der Boß versteht keinen Spaß, wenn man ihn warten läßt.«
    Der Unbekannte umkrallte Shunkers’ linken Oberarm und schob den bulligen Körper vor sich her durch das dicht bese tzte Restaurant.
    Der Hagere wählte einen Nebenausgang, beschleunigte seine Schritte, als sie den Gehweg überquerten, und steuerte auf einen bleigrauen Thunderbird zu, der am Bordstein parkte.
    Shunkers versuchte zu schreien. Aber seine Stimme versagte. Die hintere Wagentür wurde von innen aufgestoßen.
    »Los, Dicker, hüpf hinein«, knurrte der Lange, »wir machen mit dir eine kleine Spazierfahrt.«
    Der Fabrikbesitzer kam nicht mehr dazu, sich zu wehren. Er wurde in den Wagen geschoben, und dort saß er eingekeilt.
    »Was wollt ihr von mir?« stammelte er. Seine Zungenspitze fuhr nervös über die Lippen.
    Der Wagen schoß mit heulendem Motor los.
    »Du hast eine Woche Zeit gehabt, Dicker«, sagte der Lange, »jetzt ist deine Frist abgelaufen. Du hast geglaubt, du könntest uns entwischen, Irrtum. Du siehst, wir haben dich aus einem vollbesetzten Restaurant herausgeangelt, am hellichten Tag.«
    »Was wollt ihr von mir?« wiederholte Shunkers mit trockener Kehle.
    »Das haben wir dir geschrieben, Dicker«, antwortete der Hagere, »aber du hast nicht nötig gehabt, zu antworten. Oder hast du gar den Bluthunden die Briefe in die Hände gespielt?«
    »Ich schwöre euch, nicht eine Zeile habe ich weitergegeben«, wimmerte Shunkers.
    Der Hagere sah aus dem Rückfenster. Erst als er sicher war, daß ihnen niemand folgte, wandte er sich wieder an den Fabrikbesitzer.
    »Du sollst haarklein erfahren, was wir von dir wollen«, sagte der Gangster. »Der Notar ist bestellt, der dein Testament aufsetzt und uns zu deinen Erben macht. Geht dir nun ein Licht auf, Dicker?«
    ***
    Auf meiner Identitätskarte stand es schwarz auf weiß. Ich hieß Harry Duckles, war 42 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Meine Frau hieß Josefine, geborene Manfield. Unser Haus stand in Jamestown. Ein Bild von der Villa mit Marmorswimmingpool, acht Yard breit und zehn Yard lang, trug ich in meiner Jackentasche.
    Meine Anzüge kamen vom Maßschneider. Die Ringe an meinen Fingern kosteten ein halbes Vermögen. Aber schließlich war ich der Millionär und Alleinerbe der Beach-Werke. Mein Onkel war vor acht Tagen gestorben.
    Vor drei Tagen hatte ihn die Polizei wieder ausgraben lassen und festgestellt, daß er nicht eines natürlichen Todes gestorben war, wie der Hausarzt auf dem Totenschein angegeben hatte. Jemand hatte Mr. Beach Zyankali in den Pulverkaffee gerührt.
    Ich trat das Erbe dieses Onkels an. Vorerst bezog ich seine Villa am Stadtrand von Manhattan.
    Richtig, der Butler lebte noch, der Clayton Beach jeden Morgen Kaffee servierte. Ihn würde ich als einzigen in dem Haus antreffen.
    Weil ich in die Villa von Clayton Beach einziehen wollte, mußte jemand anders von der Bildfläche verschwinden. Dieser andere war einsichtig genug, in meinen Plan einzuwilligen.
    Ich kam vom Kennedy Airport und saß in einem Yellow-Cab.
    Es war nachmittags gegen sechs, als mich der Driver vor der Villa ablud. Die Septemberluft sah wie Milchglas aus. Die Sonne hatte sich hinter Dunstwolken verkrochen.
    Die Villa erinnerte an eine

Weitere Kostenlose Bücher