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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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einer ganzen Generation junger Schriftsteller. Sie fühlen zart wie die sprichwörtlichen Mimosen und schreiben so trocken und leblos wie gestriges Laub. Ihre Überempfindlichkeit führt zu einem introvertierten Herumkramen.« Die Bemerkung von P. H. trägt den Titel Wenn ich schreibe : »Zu einer programmatischen Erklärung über meine Arbeit bin ich im Augenblick nicht sehr aufgelegt. Was Jakov Lind sagt, sagt er halt. Den Fortgang der Literatur wird er nicht aufhalten. […] Sicher ist, daß Lind und seinesgleichen, engagiert wie sie sind, bis in alle Ewigkeit kritiklos die literarischen Formen jener Gesellschaft verwenden werden, die sie zu kritisieren glauben. Ich selber bin nicht engagiert, wenn ich schreibe. Ich interessiere mich
37 für die sogenannte Wirklichkeit nicht, wenn ich schreibe. Sie stört mich. Wenn ich schreibe, interessiere ich mich nur für die Sprache; wenn ich nicht schreibe, ist das eine andere Sache.« 
Der Lektor Chris Bezzel antwortete in einer mit Geniale Hornissen betitelten Glosse Wolfgang Werth in der Zeit vom 15. Juli 1966: »Zweierlei wünsche ich Ihnen: die Pflichtlektüre von Finnegans Wake im Original und die von Faulkners ›Als ich im Sterben lag‹. Wenn sie beide Werke durchgearbeitet hätten – ich bin überzeugt, Sie schämten sich Ihrer törichten Rezension der ›Hornissen‹ von Peter Handke, ich bin überzeugt, Sie fingen an, ein wenig von dem zu begreifen, was ›Wirklichkeit‹ in der Literatur heute ist. Und Sie hören auf, von ›Schreibmustern‹ zu reden, wo es sich um die geniale Realisation einer genialen epischen Idee handelt. Vielleicht schrieben Sie dann eine klügere Rezension des Buches von Handke. Wohl kaum läsen wir dann Ihre Besprechung in der ZEIT , die von Monat zu Monat weniger verbergen kann, wie weit sie hinter der Kunst heute zurückbleibt.«
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P. H. hielt sich in Frankfurt auf anläßlich der Uraufführung von Publikumsbeschimpfung (Theater am Turm, 8. Juni 1966) im Rahmen der von Karlheinz Braun und Peter Iden geleiteten Experimenta 1 (Regie: Claus Peymann, die vier Sprecher: Michael Gruner, Ulrich Haas, Claus Dieter Reents, Rüdiger Vogler). Einige Stationen beim Druck des Textbuchs (siehe Brief 10, Anm. 1) bis zur Aufführung: Am 1. Februar 1966 sandte Karlheinz Braun die Ablehnungsschreiben zweier Dramaturgen P. H., der am 4. Februar antwortete: »Freilich sind solche Äußerungen noch kein Beweis für die Güte des Stücks, und auch ins Recht gesetzt fühle ich mich dadurch noch nicht: sie sind höchstens ein Beweis für Leichtfertigkeit und Vorurteil. Dabei habe ich nicht einmal ein ›experimentelles‹ Stück geschrieben, sondern nach meiner Auffassung ein höchst ›natürliches‹. Ich wollte eigentlich kein Stück mehr schreiben (weil ich nur ›Epiker‹ sein möchte), aber jetzt reizt es mich doch: in (fernerer) Zukunft vielleicht: ein ironisches Stück mit einer Menge Handlung, in dem die Konvention sozusagen auf die Spitze getrieben wird. Aber das hat lange Zeit.« Mitte Februar teilte Braun P. H. brieflich mit, das Stück solle während der Experimenta in einer Produktion des Ulmer Theaters uraufgeführt werden. Am 24. März 1966 änderte sich »nun doch noch einmal alles«, erklärte Braun. »Jetzt macht es in Frankfurt der Re
38 gisseur Claus Peymann mit vier Schauspielern der Städtischen Bühnen und der Landesbühne. Die Uraufführung ist, wie geplant im Rahmen der Experimenta 1, Anfang Juni. Die Proben werden bereits Anfang April beginnen. Es wäre gut, wenn Sie mit dem Regisseur möglichst Anfang der Proben einmal ausführlich sprechen könnten – womit sich eine Gelegenheit ergäbe, nach Frankfurt zu kommen. Über die beiden anderen Sprechstücke bin ich im Gespräch, wahrscheinlich kommen sie in Heidelberg und in Oberhausen heraus.« P. H. zeigte sich in seiner Antwort vom 28. März 1966, »froh, daß das Stück in Frankfurt aufgeführt wird. Vielleicht wird es also möglich sein, daß ich am Anfang der Proben hinkomme, es wäre jedenfalls sehr wichtig. Vor einer Woche ungefähr habe ich den Beatlesfilm (den ersten) [ A Hard Day's Night des Regisseurs Richard Lester, 1964] zum x-ten Mal gesehen, und er hat mir noch immer sehr gefallen. Man müßte aus dem Stück eine richtige Show machen, vielleicht einer der Sprecher als Schlagzeuger.« 
Am 17. Mai 1966 berichtete ihm Braun: »Die Proben zur ›Publikumsbeschimpfung‹ laufen sehr gut. Das Stück erweist sich als außerordentlich theatralisch und

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