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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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an mir fort. Er brachte mir sehr schnell bei, daß es albern ist, einem kleinen Löwen zu pfeifen und ihn aus dem wonnevoll-versunkenen Einhertraben zurückzurufen, bloß, um ihm zu erzählen, daß er ein so liebes Hündchen sei oder daß er jetzt mal >bei Fuß< gehen solle. Tat ich es, so blickte er sich die ersten Male nur verächtlich traurig um, bei den nächsten Malen wackelte er nur mit der Stelle, wo bei anderen Hunden der Schwanz sitzt und wo er lediglich einen halbdaumenlangen, haarüberwellten Stummel aufzuweisen hat.
    Das nächste, was er mir beibrachte, war, daß gemeinsame Spaziergänge innerhalb des Ortes überhaupt albern seien, da es für ihn als >Geschäftsmann< so viel zu tun gebe, daß er sich unmöglich um mich und meine Marschroute kümmern könne. So bog er dann um die nächste Ecke! Wenn ich dort ankam, sah ich ihn gerade in seinem merkwürdigen Schaukelgalopp um die übernächste Ecke verschwinden, und dann war er überhaupt weg!
    Soweit fügte ich mich mit gutem Humor in die Erkenntnis, daß ich mir einen hundertprozentigen Hundehund angeschafft hatte, im Gegensatz zu Pucki, dem Unvergessenen, der ein ebenso hundertprozentiger Menschenhund gewesen war. Puck pflegte sich zu entschuldigen, wenn er sich einmal hündisch benahm. Cocki ist stets ärgerlich, wenn er dem Zusammenleben mit einem Menschen irgendwelche Konzessionen machen soll, und beschränkt sie auf das mindeste. Er würde mich am liebsten als Hund oder sogar, im wahrsten Sinne des Wortes, >unter dem Hund< behandeln: als reines Mittel zum Zweck, dem man die Nahrung aus der Hand reißt und den man gleich darauf anbrüllt, zu dem man sich aufs Bett schmeißt, wenn einem mal so danach ist, das man aber, wenn man es nicht braucht, ebenso danklos verläßt. All dieses schluckte ich, wie gesagt, halb enttäuscht und halb amüsiert und ohne daß es meiner Zuneigung zu dem kleinen Brutaliker Abbruch tat.
    Dann aber kam ein Tag, an dem er wieder einmal einen Spaziergang mit mir abbrach und um die nächste Ecke sauste. Und von dem Moment an blieb er verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Ohne Hund mußte ich heimkehren und wurde dementsprechend empfangen. Es begann jenes angstvolle Warten, das jeder Besitzer eines Hundes nur allzu gut kennt. Man setzt mechanisch seine Tagesarbeit fort, aber die Gedanken sind bei >ihm<. Man unterhält sich krampfhaft und mit ausgesuchter Höflichkeit, aber am liebsten möchte man straßauf, straßab rasen, um diesen verdammten, aber geliebten Lümmel zu finden...
    Man dreht das Radio an und stellt es sofort wieder leise, weil irgendwo in der Ferne >was< gebellt hat. Der Abend sinkt — immer noch nichts! Man erklärt, daß man sich die Beine vertreten müsse, und irrt durch alle Straßen, hin und her und kreuz und quer, überall dorthin, wo irgendeine ähnliche Hundestimme erklingt. Man pfeift und ruft und verstummt schamhaft, wenn sieb Passanten nähern. Man kommt in Gegenden, in denen man noch nie war; man malt sich aus, was ihm inzwischen alles passiert sein könnte.
    Man sieht ihn überfahren, hilflos irgendwo am Wegrand liegen — sieht ihn, ob seiner Schönheit gestohlen, in ein Auto gerissen und entführt!
    Man sieht ihn als Mahlzeit für vier Personen, mit Zwiebeln garniert, auf dem Tisch stehen —
    Man kommt heim. Im Zimmer der Gefährtin brennt noch Licht, man rennt im Mantel die Treppe hinauf: Ist er da?
    »Nein! Noch immer nicht—«
    Sie hat’s leicht, sie kann weinen und außerdem Vorwürfe machen: »Du hättest ihn an die Leine nehmen sollen, das arme Tier kennt sich ja noch gar nicht genug aus, er wird nicht mehr nach Hause finden...«
    Man bekommt allmählich die Wut: »Wenn er nach Hause kommt, werde ich ihn verdreschen, daß er in keinen Sarg mehr paßt! Einmal und nie wieder...! Strenge ist nötig, schließlich auch in seinem eigenen Interesse !«
    Man geht zu Bett, man liest und versteht kein Wort. Draußen beginnt der Regen zu rauschen. Mein Gott, das arme Tier, jetzt, in der Nässe! Die Minuten schleichen, die Chancen sinken. Vielleicht hätte man die Polizei anrufen sollen — man muß es gleich morgen früh tun! Man wird eine Belohnung aussetzen und den Rundfunk bitten, es durchzugeben.
    Und dann, um zwei Uhr nachts, ertönt ein unverkennbar herrisches Bellen vor dem Haus. In Pyjama und Nachthemd rast alles zur Tür: er steht davor, watschelt herein, dreckig wie eine Wildsau, ein paar abgerissene Zweige fesch durch das Ohrgelock gesteckt, setzt sich hin und reicht herablassend

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