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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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sienabraun wie der Boden der Wüste. Allerdings trug ich goldfarbene Strähnchen und lockte die Haare, um den Vorstellungen der Tyraner, was Schönheit und Mode betraf, etwas mehr zu entsprechen.
    Ich spürte, dass jemand von der anderen Seite auf die Tür zuging, und machte mich darauf gefasst, dass sie sich gleich öffnen würde. Ein Sklave tauchte in der Öffnung auf und winkte mich in den Saal; wortlos gehorchte ich und kniete, den Blick taktvoll zu Boden gerichtet, zu Füßen meines Monarchen nieder. Mit Mühe schaffte ich es, mir den Abscheu nicht anmerken zu lassen, den der Teppich unter meinen Knien in mir auslöste. Der Sklave zog sich durch eine Seitentür zurück und ließ mich mit dem Exaltarchen und Magister Rathrox allein. » Ich stehe Euch zu Diensten«, sagte ich formell und berührte in einer symbolischen Geste der Unterwerfung den goldenen Saum des Herrschergewandes, auf dem Samenperlen angebracht worden waren, die sich unter meinen Fingern steif und hart anfühlten. Den Blick hielt ich weiterhin gesenkt.
    Eine Zeitlang blieb es still, dann erklang ein » Oh«, das kaum mehr als ein Ausatmen war. » Ihr also seid Ligea, die Tochter des verstorbenen Generals Gayed. Schaut auf, Mädchen, damit ich Euch besser betrachten kann.«
    Ich hob den Kopf und riskierte es, den abschätzenden Blick des Exaltarchen zu erwidern. Vor vielen Jahren hatte ich ihn schon einmal aus der Nähe gesehen. Damals war er an der Spitze seiner siegreichen Truppen nach Tyr zurückgekehrt. In jener Zeit war er dünn und hart und hochmütig gewesen, ein Politiker und Soldat, der im Begriff war, seinem senilen Vorgänger und einem zerstrittenen Rat das letzte bisschen Macht zu entreißen. Der Hochmut war noch da, ebenso wie die Härte, die sich allerdings aus seinem Körper zurückgezogen hatte und ganz in sein Gesicht gewandert war. Sein Äußeres zeugte von dem leichten Leben, das er jetzt führte– die Brust war eingesunken, die Wangen vom Alter gezeichnet, der Bauch dick genug, um sich unabhängig vom Rest des Körpers zu bewegen. Dennoch sah man seinen Zügen an, dass dieser Mann Gehorsam gewohnt war. Und dass er rücksichtslos sein konnte. Keine Völlerei der Welt würde jemals den grausamen Scharfsinn aus seinen kalten Augen vertreiben oder die schroffen Linien um seinen Mund verschwinden lassen.
    Er lehnte bequem auf einem mit rotem Samt bezogenen Divan, und die Finger der einen Hand spielten lässig mit den Goldringen der anderen. Seine Nägel waren manikürt und poliert, und er roch nach Mondblumen und Moschus. Über seinem Kopf hing ein langer Schilffächer, der hin und her schwankte, um die warme Luft zu bewegen. Von den Sklaven, die ihn bedienten, war nichts zu sehen; der Mechanismus ermöglichte es ihnen offenbar, ihre Aufgabe von einem angrenzenden Zimmer aus zu erledigen.
    Als er einen Moment von mir weg und zu Rathrox hinübersah, folgte ich seinem Blick. Der Magister lehnte an den Kissen eines anderen Divans, aber sein dünner, steifer Körper hinterließ keinen Abdruck auf dem Polster, und seine Hände waren absolut reglos. Ich war es nicht gewohnt, ihn so unterwürfig zu sehen, oder auch so angespannt. Er machte den Eindruck, als gehörte er gar nicht hierher, wie ein hässliches, stinkendes Insekt, das sich in das wohlriechende Badezimmer irgendeiner hochgeborenen Dame verflogen hatte und nicht wusste, wie es daraus wieder entkommen konnte. Ein Stück hinter ihm, am anderen Ende des Raumes, befand sich eine marmorne Feuerstelle, zusammen mit einigen ungeordnet herumstehenden vergoldeten Möbelstücken, bemalten Amphoren und zu vielen exotischen Schmuckstücken. Hier und da lagen Löwenfelle auf dem Teppich; die Glasaugen in ihren Köpfen vermochten die Wut über ihr schändliches Schicksal nicht auszudrücken. In einer Wandnische stand eine mannshohe Statue– zwei Gestalten, die in einer grotesken Umarmung miteinander verschlungen waren. Die Statue diente der Erinnerung an die Zwillinge, die Tyr einst gegründet hatten; ihre Beziehung hatte die Götter derart angewidert, dass sie die Pest über die Stadt hatten kommen lassen.
    Ich hätte meinen Blick gern weiter durch den Raum schweifen lassen, um mich über den zur Schau gestellten Luxus zu amüsieren, aber die Etikette gestattete mir nicht mehr als einen einzigen, kurzen Blick. Meine ganze Aufmerksamkeit

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