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Der Bund der Illusionisten 1

Der Bund der Illusionisten 1

Titel: Der Bund der Illusionisten 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larke Glenda
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bereit, einen hohen Preis dafür zu zahlen.
    Er löste sich von mir und trat einen Schritt zurück, aber da die Kabine klein war, kam er nicht weit. Ich war mir des Zorns nur zu bewusst, der in ihm loderte.
    Â» Ja«, sagte er. » Das ist ein Grund, den ich verstehe. Es gab eine Zeit, da haben in mir ähnliche Rachegelüste gebrannt. Ich bin darüber hinausgewachsen. Vielleicht hast du sogar Recht, und wir beide würden uns wie zwei Schilfaffen um das gleiche Stück Binsen streiten, wenn du bleibst, auch wenn ich das bezweifle. Ich denke, dass das, was wir miteinander hatten, ausreichen würde. Es wäre genug, um uns über solche Belanglosigkeiten zu erheben.«
    Was wir hatten. Ich hörte die Vergangenheitsform und senkte den Kopf, damit er nicht die Qual in meinen Augen sah. » Ich möchte Gerechtigkeit. Keine Rache.«
    Er schnaubte. » Gerechtigkeit, Rache, nenne es, wie du willst. Du wirst eines Tages herausfinden, wie hoch der Preis wirklich ist, den du dafür zahlst.«
    Â» Das weiß ich bereits.«
    Â» Nein. Du hast nicht die leiseste Ahnung.« Seine Verachtung war vernichtend und wischte meine Worte beiseite.
    Und natürlich hatte er Recht. Ich dachte, ich wüsste es, aber ich hatte wirklich nicht die geringste Ahnung…
    Hätte ich es gewusst, ich hätte nie damit angefangen.
    Inzwischen waren seine Wut und seine Liebe und sein Schmerz so unauflösbar miteinander verbunden, dass es schwer für ihn war, sie auseinanderzuhalten, und für mich, sie zu erkennen. Als er mir zeigte, wie er sich fühlte, war es ein Anschlag auf meine Sinne, der mir die Luft aus der Lunge trieb. Ich wandte mich von ihm ab, stützte mich an die Bordwand und lehnte den Kopf an die Bretter. Die Kabine war überspült von viel zu vielen Emotionen.
    Lange Zeit herrschte Schweigen, bis wir uns beide wieder besser beherrschen konnten.
    Â» Wirst du jemals zurückkehren?«, fragte er schließlich.
    Â» Ja, ja, natürlich.« Ich wandte ihm das Gesicht zu. » Um dich zu sehen– euch beide. Und eines Tages werde ich als Exaltarchin kommen, als Herrscherin eines Landes, die einen anderen Monarchen und seinen Sohn besucht.«
    Er starrte mich ungläubig an. » Du musst den Verstand verloren haben! Als Exaltarchin ? Cabochon, Derya! Wie kannst du so etwas auch nur ins Auge fassen? Du willst mit einer abgerissenen Truppe aus Sklaven, die mehr daran gewöhnt sind, eine Sense oder Spitzhacke oder einen Besen zu schwingen, gegen die besten Legionäre des Imperiums vorgehen? Das ist Wahnsinn! Und dumm. Und es sieht dir gar nicht ähnlich, dumm zu sein.«
    Â» Ich habe viel Zeit in einem abgeschlossenen Raum verbracht, ohne dass ich mit irgendjemandem hätte sprechen können, tagaus, tagein. Ich habe viel über all das nachgedacht. Ich habe nicht die Absicht, dumm zu sein.«
    Wieder kehrte eine längere Stille ein. Ich konnte beinahe fühlen, wie sich seine Wut dämpfte und die Flamme, ihres Brennstoffs beraubt, sich beruhigte. Allerdings war sie nach wie vor da, schwelte lediglich in irgendeiner dunklen, tiefen Nische seiner Seele. Sie würde immer da sein. Was ich ihm antat, war nur eine weitere Form von Verrat, und gerade ich wusste nur zu gut, wie viel Wut Verrat erzeugte. Göttin, dachte ich, wir werden Experten darin, einander zu verletzen.
    Dann zuckten seine Lippen, aber das hatte mehr mit sarkastischer Anerkennung als mit Erheiterung zu tun. » Sarana, du warst schon immer ein kleiner Teufel. Ich habe es gehasst, mit dir zu spielen. Wer hätte gedacht, dass sich das so sehr ändern würde?« Er lachte, halb reuevoll, halb bitter. » Aber vielleicht hat sich auch gar nicht so viel verändert. Du hast mich schon damals zum Weinen bringen können. Oh, Derya– nein, Sarana–, das Schicksal hat uns übel mitgespielt.«
    Â» Gehe ich dann mit deinem Segen, Tem?«
    Er schüttelte den Kopf. » Mit meinem Segen ? Niemals! Aber ich weiß nicht, wie ich dich aufhalten soll.«
    Â» Nein. Weil es keine Möglichkeit gibt .« Ich ließ ihn die Wahrheit dieser Aussage fühlen.
    Besiegt hob er die Hände. » Wann hast du also vor, Ordensa zu verlassen?«
    Â» Wir haben nur noch darauf gewartet, dass du kommst. Wir segeln morgen früh los.«
    Er legte den Kopf leicht schräg und betrachtete mich; das Lachen war aus seinen Augen verschwunden, aber sein Blick war voller Hunger.

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