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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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ihn mit einem langen, tiefen Blick.
    Hirad sah zu Denser hinüber, der zusammenzuckte, während Dawnthief seinen Körper auszehrte. Sein Gesicht war gespannt, und rings um ihn wallte Nebel, der sich zusehends verdichtete. Abrupt änderte sich Densers Gesichtsausdruck. Jetzt wirkte der Dunkle Magier gelassen und klar, und er lächelte sogar. Er murmelte eine weitere Anrufung und bewegte die Arme langsam zu sich und dann nach oben.
    Dawnthiefs Säule verkürzte sich und zog die Wytchlords mit. Sie wehrten sich jetzt kaum noch, ihre Körper waren zu einer entsetzlichen Parodie menschlicher Gestalten verzerrt. Die Köpfe saßen abgeknickt auf den Hälsen, Arme und Beine standen in unnatürlichen Winkeln vom Körper ab, Wirbelsäulen waren gebrochen. Nur das Leuchten in den Augen verriet Hirad noch, dass in diesen Hüllen Seelen wohnten.
    Ein Dunst wie jener, der Denser einhüllte, entstand am Ende der Säule und rief erneuten, hilflosen Widerstand hervor, als er die Wytchlords umfing und ihr wildes Zucken verlangsamte, bis es aussah, als schwämmen sie in Sirup. Die Hülle legte sich um sie und schloss sie ein wie eine Kugel aus flüssiger Dunkelheit. Nach wenigen Augenblicken waren sie nicht mehr zu sehen, nur hier und dort bemerkte man schwache Stöße im undurchsichtigen Netz, das sie gefangen hielt. Ihr Heulen, jetzt voller Pein und Furcht, war lauter als Dawnthiefs Rauschen.
    Denser zog die Säule und ihre Fracht zu sich und kippte
sie nach oben, bis er direkt unter ihr stand, mitten unter dem Scheitelpunkt der Pyramide. Das Netz bebte, und dann gab Denser mit einer abrupten, nach oben gerichteten Bewegung die Säule frei, die sich kreischend in Richtung der Pyramidenspitze entlud.
    »Bei den Göttern«, keuchte Hirad, »lauft weg, lauft!« Er rannte los, der Unbekannte folgte ihm, Thraun und Will waren nicht weit hinter ihnen. Nur Ilkar und Erienne rührten sich nicht. Bevor Hirad den Mund öffnen konnte, um ihnen eine Warnung zuzurufen, durchbrach Dawnthief die Spitze des Grabmals der Wytchlords.
    Große Steinplatten flogen in den Himmel und nahmen uralten Staub mit sich, während Dawnthief sich heulend zum Himmel erhob. Das Licht fiel durch das riesige Loch ins Grabmal herein, und Denser stand mit hochgereckten Armen im Mittelpunkt des Lichthofs. Er hatte die Augen weit aufgerissen und lächelte irre.
    Doch während Dawnthief und seine Fracht die Dimension Balaias durchstießen und in den interdimensionalen Raum wechselten, blieb der Stein, wo er war. Er stürzte in Spiralen zum Boden herunter, riesige Brocken knallten außen auf die Pyramide. Die ohnehin schon instabilen zackigen Ränder des Lochs, das Denser geschlagen hatte, brachen in sich zusammen. Trümmer regneten im Innern auf den Raben herab.
    Hirad sah das Ende kommen, und er wusste, das er nichts tun konnte. Dawnthiefs Säule war jetzt verschwunden, und Denser starrte ein letztes Mal ins Licht, drehte sich um sich selbst und brach zusammen. Hirad wandte sich ab. Er konnte nicht zusehen, wie die Felsen einschlugen.
    »Harter Schild steht«, meldeten Ilkar und Erienne gleichzeitig. »Keiner rührt sich.«

     
    Für Denser war es die Erfüllung eines Lebenstraums. Das Wirken von Dawnthief und all seinen vielfältigen Facetten war so aufregend gewesen, wie er es sich erträumt hatte. Er war eins mit dem Mana geworden, wahrhaft ein Teil dieser allumfassenden Strömung, er hatte der Versuchung widerstanden und Kräfte gebändigt, deren Macht er sich niemals hätte vorstellen können, und er hatte triumphiert. Noch mehr als das, er hatte ein Tor geöffnet und die zerstörten Körper der Wytchlords beseitigt, damit sie der Vergessenheit anheimfallen konnten, er hatte ihre Seelen durch Septerns gierigen Spruch zerstört, als er sich aus dessen Einflusssphäre zurückgezogen hatte. Jetzt hatte er nichts mehr zu geben.
    Das Echo von Dawnthief hallte noch durch sein Bewusstsein und hielt seinen Körper in Bann, umschmeichelte ihn und bot ihm Frieden, verhieß ihm Ruhe. Was sonst konnte Balaias Retter noch verlangen? War es nicht das, wonach er sich wirklich sehnte? Denser schloss die Augen und versank in seinen Ruhmesfantasien.
     
    Das Mosaik zersplitterte und zerbröselte unter dem Gewicht der Steine, die von hoch oben herunterstürzten. Steinbrocken flogen durch die Gegend und prallten von den Wänden ab. Hirad warf sich auf den Boden und zog den Kopf ein, dann rollte er sich sofort wieder herum und setzte sich auf. Die harten Schilde, die sie alle schützten,

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