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Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung

Titel: Der Bund des Raben 01 - Dieb der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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hielten den Schutt und die großen Steine ab. Er konnte sehen, wie sich ein mindestens fünf Fuß langer und zwei Fuß dicker Brocken in der Luft überschlug und direkt über dem reglos liegenden Denser auf den Schild prallte. Der Brocken rutschte über die unsichtbare Barriere und landete mit einem lauten Knall an der Seite auf dem Mosaik. Überall regnete es Steine, manche groß wie Fäuste und Männerschädel,
und die vielfältigen Einschläge dröhnten in den Ohren und ließen den Fußboden erbeben. Über allem lag ein staubiges, helles Licht, das durch die zerstörte Spitze der Pyramide hereinfiel.
    Das Poltern der Steine und das Knacken der Kacheln und Platten ließ schließlich nach. Hirad kam mühsam auf die Beine und runzelte die Stirn, als er Eriennes Gesicht sah. Der Dordovanerin liefen die Tränen über die Wangen. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte offenbar große Mühe, die Kontrolle über ihren Spruch aufrechtzuerhalten, während sie Denser nur wenige Schritte vor sich liegen sah. Wie gebannt beobachtete sie den Dunklen Magier. Der Steinschlag hörte schließlich auf, und nach all dem Poltern und Krachen wurde es still.
    »Es ist vorbei«, sagte Hirad.
     
    Auf dem ganzen Schlachtfeld änderte sich die Atmosphäre. Das schwarze Feuer, das von hundert Fingern ausgegangen war, brach unvermittelt ab. Magische Schilde fielen, und die siegesgewissen Gesichter der Schamanen verrieten auf einmal Unsicherheit und Furcht.
    Blackthorne sah es sofort. Diese Veränderung bedeutete, dass der Rabe gesiegt hatte, und er stieß einen Freudenschrei aus. Seine Männer kämpften mit verdoppelter Kraft, und der Baron galoppierte durch die führungslosen Reihen der Wesmen zu seinem gefallenen Freund. Er sprang vom Pferd, hieb einem Angreifer mit dem Schwert den Hals durch und kniete nieder. Gresses Kopf war mit Blut bedeckt, doch er atmete noch. Blackthorne rief einen Mann herbei, und gemeinsam trugen sie den bewusstlosen Baron vom Schlachtfeld. Die Siegesrufe der Männer aus dem Osten klangen laut in ihren Ohren.
    Hinter ihnen brach der Kampfgeist der Wesmen in sich
zusammen. Ohne die Magie der Wytchlords waren die Schamanen hilflos, und ohne die Schamanen fanden die Krieger kein Ziel mehr. So blutrünstig die Gegner auch sein mochten, das Blatt hatte sich gewendet, und Blackthornes Männer gewannen im Nu die Oberhand.
    Blackthorne stieß noch einmal einen Jubelschrei aus. Heute war ein wunderbarer Tag.
     
    »Schild ist unten«, flüsterte Ilkar in der Stille.
    »Schild ist unten.« Eriennes Stimme brach. Sie rannte zu Denser, kniete vor ihm nieder und hob seinen Kopf, um ihn in den Armen zu bergen und zu wiegen. Sie schmiegte das Gesicht an seine Schulter, weinte und murmelte leise Worte.
    »Was ist los?« Hirad trat zu ihr.
    Erienne drehte das tränenüberströmte Gesicht zu ihm. »Er ist tot«, sagte sie. »Er atmet nicht mehr.«
    »Nein.« Hirad kniete sich neben sie. »Ilkar, komm schon, mach was.«
    »Es gibt nicht für alles und jedes einen passenden Spruch, Hirad.« Ilkar eilte zu ihnen. »Er hat keine äußeren Verletzungen. Es gibt nichts, das man heilen könnte.«
    Hirad betrachtete Densers Körper. Äußerlich war er völlig unversehrt, nur die Lippen waren blau.
    »Also gut. Leg in flach hin, Erienne. Unbekannter, komm her und drehe seinen Kopf zur Seite. Säubere seine Atemwege.«
    »In Ordnung.«
    Hirad betrachtete Densers Gesicht. »Komm mir ja nicht auf die Idee zu sterben, Denser«, sagte er. Dann knallte er dem Magier die Faust über dem Herzen auf den Brustkorb. »Das kommt überhaupt nicht infrage. Nun mach schon.«

    Erienne streichelte sanft Densers Haar. »Bitte, Denser«, schluchzte sie. »Ich trage dein Kind in mir. Lass mich nicht allein.«
    Hirad hielt inne. »Wie war das? Bei den Göttern im Himmel.« Er drückte weiter auf den Brustkorb. »Hast du das gehört, Denser? Du trägst jetzt Verantwortung, verdammt. So atme doch! Atme!« Hirad versetzte ihm zwei feste Ohrfeigen. Der Unbekannte massierte Denser den Nacken und bewegte seinen Kiefer.
    »Atme!«
    Denser öffnete den Mund und schnappte nach Luft, er bäumte sich auf und setzte sich abrupt auf, so dass Hirad unsanft zur Seite geschubst wurde. Dann presste er die Hände auf die Brust und würgte. Erienne begann wieder zu weinen. Denser drehte sich zu ihr herum, doch er kippte wieder um, und sie schützte seinen Kopf vor dem Aufprall. Sie strich durch sein Haar.
    »Ich dachte schon, du wärst gestorben, du Bastard. Ich dachte, du

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