Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
dahinströmenden Flusses und spürte, wie die flüssige Kälte in seinen Bauch lief. Sein Kopf war verwirrt, aber er konnte nicht mehr sagen, ob es schon einmal anders gewesen war.
Vorhin hatte er sich gefürchtet, und das hatte ihm nicht gefallen. Er konnte nichts finden, gegen das er kämpfen konnte, deshalb hatte er sich geduckt, während die gewaltige animalische Kraft dem Mann, der die Führung hatte, solche Schmerzen zufügte. Der Mann hatte geschrien, die Kraft hatte seinen Kopf und den Raum rings um ihn erfüllt, sie war über den Boden geströmt und hatte auch die Blätter der Bäume und die Blüten im Gebüsch berührt.
Thraun hatte es schon vor den Männern gefühlt. Sie wussten zu wenig, um vor der Kraft Angst zu haben, aber sie hätten Angst haben sollen. Denn sie kam aus dem Nichts. Die Kraft hatte kein Gesicht und keine Gestalt und atmete nicht. Doch es war ein Tier. Thraun wusste es, und er wusste auch, dass man diese Kraft fürchten musste, weil sie keine Gestalt hatte.
Nur der Mann hatte sie gefühlt. Er hatte von Schmerzen gesprochen, war aber unverletzt geblieben. Thraun musste den Rudelbruder bewachen. Er würde nicht zulassen, dass ihm etwas zustieß. Er war der Mann, der einzige Mann, den Thraun wirklich erkannte, auch wenn er an die anderen Erinnerungen hatte. Der Rudelbruder war ruhig in ihrer Gesellschaft, und das war gut. Während er den Rudelbruder beschützte, beschützte er auch die anderen. Die Frau, die Leben in sich hatte, die beiden Männer mit dem Schleier vor den Seelen, und der große Mann, dessen Seele unruhig
war und sich nach einer anderen Zeit sehnte, auch wenn sein Herz sich sträubte.
Thraun wollte zuschauen, und Thraun wollte beschützen. Thraun wollte jagen, und Thraun wollte töten.
Er hob die Schnauze aus dem Wasser und schnüffelte. Der Geruch stieg ihm in den Kopf, und der Ruf des Waldes lockte ihn, der Wald griff nach ihm und zog ihn an. Dort konnte er frei von den Menschen sein.
Julatsas Ratssaal war ein kalter Ort. Um den ovalen Tisch waren Kerela, Barras, Seldane, Torvis, Endorr, Cordolan und Vilif versammelt und hörten sich an, was General Kard über die bevorstehende Schlacht zu sagen hatte.
Wenigstens hatten er und Barras Senedai überreden können, keine Unschuldigen mehr umzubringen. Der Kommandant der Wesmen hatte allerdings versprochen, jeden Einzelnen seiner Gefangenen zu töten, falls er hintergangen wurde. Es war ein Risiko, das einzugehen sich lohnte. Wenn die Kämpfe bereits begannen, während die Wesmen noch glaubten, der Schirm werde erst am folgenden Tag fallen, standen die Chancen gut, dass Senedai sich ganz und gar auf die Mauern des Kollegs konzentrierte. Wenn dies zutraf, dann hatten die Gefangenen noch eine Chance.
Die Kohlepfanne hinter Kards Stuhl knisterte auf einmal, und über sein Gesicht zogen tiefe Schatten. Dann hörte der leise Lufthauch wieder auf – es war kaum mehr als ein Flüstern in der Nacht gewesen –, und die Flammen brannten wieder ruhig.
»Es ist wichtig, dass wir so viele wie möglich von denen erledigen, die direkt vor den Mauern stehen, bevor Senedais Heer sich aufstellen kann. Es soll folgendermaßen ablaufen. Eine Stunde vor der Morgendämmerung entfernen
wir den Dämonenschirm. Wenn die Wächter auf dem Turm nicht sofort Alarm schlagen, werden acht Magier versuchen, mit den Kräften außerhalb der Stadt eine Kommunion zu halten. Wir haben keine Ahnung, ob dies gelingen wird, aber mit acht Leuten können wir alle Himmelsrichtungen abdecken. Außerdem gibt es einige gute Verstecke für ein Lager, und diese Orte wollen wir gleich am Anfang direkt kontaktieren.
In gewisser Weise wird das Verhalten der Wachen auf dem Turm das Geschehen beeinflussen. Falls sie uns rasch bemerken, wird alles viel schneller gehen. Wenn nicht, werden wir den Angriff zurückstellen, bis sie Alarm schlagen. In diesem Augenblick wird ein Dutzend Magier den Turm mit Feuerkugeln eindecken, und wir werden das Nordtor und Südtor öffnen. Bogenschützen und die restlichen Magier werden auf die Wehrgänge geschickt, während meine gesamte Streitmacht und die Kräfte der Stadtwache nach draußen gehen.
Es ist ihre Aufgabe, Senedais Verteidigungen so weit wie möglich zu zerstören und Wachen aufzustellen, die auf Posten bleiben, bis Senedais Hauptstreitmacht erscheint. In diesem Moment werden sie sich zurückziehen, wir schließen die Tore und lassen sie von Handwerkern und mit Sperrsprüchen verstärken; dann kann die Belagerung
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