Der Bund des Raben 02 - Jäger des Feuers
hinab in den Tod stürzen.
Triumphierend und gleichzeitig vor Schmerzen brüllend breitete Sha-Kaan die Flügel weit aus. Vor ihm schwebte der unverletzte Naik und wartete auf eine Gelegenheit für einen Angriff. Rechts von ihm zog der verletzte, aber sehr bewegliche zweite Gegner enge Kreise.
Eine Weile herrschte ein Patt, doch Sha-Kaan wusste, was kommen würde. Auf ein Signal setzten sich die beiden Drachen in Bewegung, einer flog nach oben, der andere nach unten, und dann setzten sie zum Angriff an. Es war ein durchsichtiges Manöver, das zeigte, wie wenig echte Kampferfahrung sie besaßen.
Die Panzerung diente einem Zweck, und bei einem Zangenangriff starben viele Drachen, die diese einfache Tatsache vergaßen. Sha-Kaan hatte nicht die Absicht, beiden Drachen gleichzeitig auszuweichen. Er nahm es hin, dass er weitere Schmerzen spüren würde, doch gerade dadurch konnte er den Schaden gering halten. Er schlug mit den Flügeln rückwärts, um stark abzubremsen, faltete die Schwingen ein, legte den Hals unter den Bauch und ließ sich fallen wie ein Stein.
Der Naik über ihm stellte sich rasch darauf ein, tauchte hinab und jagte einen Flammenstoß knapp über Sha-Kaans Rücken. Der verletzte Drache unter ihm reagierte jedoch zu spät, und endlich einmal war das Kampfglück auf Sha-Kaans Seite. Er prallte mit dem Gegner zusammen, sein Schwanz diente als Peitsche und legte sich um den Hals des Naik und hielt fest.
Ein halb erstickter Flammenstoß fuhr aus dem Mund des Gegners, als er um Luft rang, doch Sha-Kaan hatte die Kontrolle. Er ließ sich weiter fallen, warf den jungen Naik aus dem Gleichgewicht, streckte den Hals wieder vor und deckte ihn aus nächster Nähe mit einem Feuerstoß ein. Dann ließ er die Leiche fallen und brachte sich mit ausgebreiteten Schwingen im Sturzflug in Sicherheit. Sein Hals und der Rücken wurden steif, die verletzte Muskulatur unter den Schuppen protestierte. Er brüllte noch einmal, doch dieses Mal reagierte sein Feind nicht einmal mehr.
Der letzte Naik sah, dass der Kampf verloren war, machte kehrt und floh. Sha-Kaan sah ihm hinterher, wie er in den niedrigen Wolken verschwand, ein dunkler Umriss vor dem hellen Hintergrund. Er verfolgte ihn nicht, sondern kehrte auf die vorherige Höhe zurück, um langsamer als zuvor nach Teras zurückzufliegen, zurück zu seinem Brutland und, noch wichtiger, zum heilenden Dimensionsstrom der Fusionshalle.
Der Rabe reiste erst am folgenden Nachmittag weiter. Nach seinem Kontakt mit Sha-Kaan war Hirad erschöpft, aber sehr hungrig. Thraun und Will waren im Unterholz verschwunden und kehrten unglaublich schnell mit vier Kaninchen und einigen Ringeltauben zurück. Will bereitete sie zu und kochte sie auf dem Ofen. Die kleinen Tiere wurden mit Korn aus dem Rucksack des Unbekannten, Wurzeln vom Flussufer und frischen Kräutern gefüllt.
Es ergab einen anständigen Eintopf, doch Hirad vermisste das Stück Brot, das er normalerweise dazu aß. Das Ale und den Wein vermisste er sowieso.
»Es ist entsetzlich lange her, dass ich das letzte Mal etwas trinken konnte.«
»Ja, mein Umsatz ist furchtbar eingebrochen, seit du meinen Gasthof nicht mehr regelmäßig besuchst«, sagte der Unbekannte. Hirad sah ihn an und hoffte, dies sei ein Versuch gewesen, witzig zu sein, aber es sah nicht danach aus. Sie alle vermissten Korina, und der Unbekannte vermisste ganz sicher seinen Krähenhorst, den Gasthof, den er zusammen mit dem Wirt Tomas betrieb. In diesem Augenblick hätte Hirad alles gegeben, wenn er im Hinterzimmer die Füße vor dem Feuer hätte ausstrecken können, einen Kelch Wein in der Hand und eine Platte Fleisch und Käse auf dem Schoß.
Doch die Erinnerungen an den Krähenhorst waren von Trauer getrübt. Als der Rabe das letzte Mal dort gewesen war, hatte eine Attentäterin Hirads ältesten Freund Sirendor Larn ermordet. Die Tatsache, dass der Freund sein Leben gegeben hatte, um Denser zu retten, war kein großer Trost, auch wenn der Dunkle Magier für die Zukunft Balaias wichtig war.
Während er an einem knorpeligen Stück Kaninchen kaute, dachte Hirad an die schicksalhafte Begegnung mit Denser auf der Burg Taranspike und an das, was sich daraus ergeben hatte. So viele waren gestorben, so viel war erreicht worden, und doch, als er im Versteck am Triverne-Fluss saß, fühlte Hirad sich klein und unbedeutend. Nur sieben Menschen bildeten den Raben, und von ihm selbst, dem Unbekannten und Ilkar abgesehen, waren es nicht einmal sonderlich
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