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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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geschleudert, ihre Körper verbrannten, und sie waren tot, bevor sie zu Boden sanken. Flammen loderten unter der Decke, und das Nachbeben der Explosion löste den Putz von den Wänden, dessen Staub sich mit dem erstickenden Rauch mischte. Die Dordovaner drängten von beiden Seiten in die Lücke.
    Noch bevor er etwas sagen konnte, ließen die Protektoren den Unbekannten los und rannten mit Hirad weiter. Die Rückendeckung blieb dem Unbekannten, Aeb, Darrick und Denser überlassen. Er betete, dass Hirad vor ihnen nicht zu schnell durchbrach, denn sonst saßen sie in der Falle.
     
    Lyanna blieb mitten im dunklen Ballsaal stehen. Hier waren noch mehr maskierte Männer, die sich genau wie die in der Küche nicht bewegten. Sie wusste nicht genau, was sie gerade eben getan hatte, aber sie wusste, dass es falsch war, und sie hatte keine Ahnung, wie sie es wieder gut machen konnte.
    »Mami, wo bist du?«, heulte sie. Sie hielt sich an der Puppe fest.
    Auf der anderen Seite des Ballsaales hörte sie Leute rufen; dort wurde gekämpft, und die Flammen zuckten
und loderten hoch. Dort mussten Mami und Papi sein, die dabei halfen, dass ihr nichts passierte. Unschlüssig nagte sie an der Unterlippe. Sie sollte eigentlich zu den alten Frauen in die Küche zurückkehren und sehen, ob es dem komischen Mann wieder besser ging. Aber sie wollte auch bei Mami sein. Wahrscheinlich wurde ihre Mami gar nicht so wütend, aber Lyanna wollte nicht noch mehr Schelte bekommen.
    Jetzt passierte etwas. Sie blickte zur Decke des Ballsaales hoch, in der ein großes Loch klaffte. Der Himmel war stark bewölkt, und es würde bald wieder stark regnen, aber das war es nicht, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Männer mit Flügeln kamen durch das Loch herunter. Einer von ihnen trug sogar einen anderen Mann in den Armen.
    Es waren sechs, und Lyanna beobachtete sie und wünschte, sie könnte fliegen wie sie. Links und rechts von ihr setzten sich zwei Männer mit Masken in Bewegung. Sie kamen zu ihr. Sie kreischte und rannte weg, und die Männer verfolgten sie. Einer hob sie auf, während der andere zu den fliegenden Männern ging. Sie landeten, die Flügel verschwanden, und der Mann, der getragen worden war, zog ein langes Schwert. Sie wollte sich befreien, aber der Mann mit der Maske hielt sie fest.
    »Mami, hilf mir!«, rief sie. »Hilfe!«
    Es wurde kalt im Raum, und der erste Mann stürzte. Derjenige, der sie trug, rannte zur Tür des Ballsaales. Wenn sie laut genug schrie, würde ihre Mami sie hören.
     
    Ilkar rannte hinter Erienne und schaffte es nicht, zu ihr aufzuschließen.
    »Erienne, langsam! Die Protektoren erledigen das!«, rief er, doch sie wollte nicht hören.

    Als sie noch zwanzig Schritt von der Tür des Ballsaales entfernt war, tauchte ein Protektor auf. Er hatte die kreischende Lyanna in den Armen. Er rannte, aber mitten in der Bewegung zuckte er heftig und stürzte nach vorn. Ilkar spürte den kalten Hauch, der einem Eiswind folgte. Der Protektor hatte Lyanna mit seinem Körper geschützt. Er brach zusammen, das Mädchen war unter ihm begraben. Die Kleine schrie und wand sich, doch er war zu schwer, und ihre Beine steckten fest.
    »Lyanna!«, rief Erienne und wurde noch schneller.
    Ilkar lief ihnen hinterher und betete, dass Hirad ihnen folgte. Die Götter mochten wissen, wie viele Feinde inzwischen im Ballsaal waren. Er rannte jetzt mit voller Geschwindigkeit, doch die Zeit schien zu kriechen. Ein dordovanischer Magier, der noch die Schattenschwingen auf dem Rücken hatte, kam durch die Tür heraus, sah sich um und blieb stehen, um den Körper des Protektors beiseite zu ziehen. Erienne stürmte weiter und rief immer wieder Lyannas Namen. Die Kleine streckte ihrer Mutter die Arme entgegen und flehte um Hilfe, doch Erienne würde sie nicht rechtzeitig erreichen.
    Hinter Ilkar ertönte eine Explosion. Auf einmal wurden seine Gedanken schrecklich klar. Vor ihm beugte sich ein dordovanischer Magier hinunter, um das Kind der Nacht zu schnappen und nach Dordover zu bringen, wo die Bedrohung durch den Einen Weg ein für alle Mal beseitigt werden sollte. Es wäre leicht, den Magier das Kind nehmen zu lassen und ihn nicht aufzuhalten. Er musste nur den Versuch eines Eingreifens demonstrieren, damit niemand ihm einen Vorwurf machen konnte, wenn Lyanna verloren wurde. Das konnte die Kollegien retten. Es konnte das gerade wieder entstehende Julatsa retten.

    Für einen julatsanischen Magier war es die einzige Entscheidung, die er überhaupt treffen

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