Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
eines dritten Dordovaners fuhr. Der Unbekannte ergriff seine Chance und warf den Dolch, den der Soldat im letzten Moment abwehren konnte, doch dadurch war seine
Deckung völlig offen. Der Rabenkrieger stieß ihm das Schwert in den Bauch. Inzwischen war dem Unbekannten übel vor Schmerzen. Die Stiche liefen in Wellen seinen Rücken hinauf bis in den Kopf, und er war der Ohnmacht nahe.
»Lauft!«, rief Denser.
Der Unbekannte sah sich um und schluckte schwer. Die Dordovaner griffen jetzt in großer Zahl an, sie verzichteten auf die Fernwaffen und wollten die Gegner durch ihre schiere Überzahl überrennen. Darrick rannte an ihm vorbei und rief etwas, das er nicht verstand.
»Aeb, wir müssen laufen«, sagte der Unbekannte.
»Ja.« Aeb knallte einem Soldaten den Schwertgriff ins Gesicht und schob ihn gegen die Meute, die ihm folgte.
Dann drehte er sich um, fasste den Arm des Unbekannten und rannte mit ihm den Flur hinauf.
»Macht die Türen auf!«, rief der Unbekannte. Er musste gegen den Drang ankämpfen, sich vor Schmerzen zu übergeben. Er wusste nicht, wie lange er noch stehen konnte, vom Rennen ganz zu schweigen.
Hinter ihnen holten die Dordovaner rasch auf. Es wurde sehr knapp.
Ilkar rollte sich ab und landete auf dem Dordovaner. Er knallte dem Magier beide Fäuste ins Gesicht und hörte, wie sein Hinterkopf auf die Bodenplatten schlug und sein Körper erschlaffte. Hinter ihm stolperte Erienne aus dem Ballsaal. Er sah sich um. Überall Dordovaner.
»Bei den Göttern«, sagte er. Er stand auf, stürzte geduckt zum nächsten Magier und hoffte, er werde es schaffen, bevor der Gegner seinen Spruch vorbereitet hatte.
Lyanna klammerte sich an ihre Mutter, die mit ihr zusammen durch den Ballsaal in Richtung Küche lief. Auf einmal tauchte der Mann mit dem Schwert auf und schlug Erienne von der Seite ins Gesicht. Sie stürzte schwer, Lyanna flog kreischend aus den Armen ihrer Mutter und rutschte über den Boden des Ballsaales. Sie weinte nicht, sondern stand gleich wieder auf und wollte zu Erienne zurück, doch der Mann hielt sie auf und stieß sie weg.
»Du fährst nach Hause und wirst dort sterben, Kleine. Aber vorher sollst du noch sehen, wie ich dein Miststück von Mutter umbringe.«
Seine Stimme war nicht richtig, aber sie verstand ihn trotzdem.
»Du darfst meiner Mami nichts tun«, sagte sie. Dann noch einmal, viel lauter und kreischend: »Du darfst meiner Mami nichts tun!«
Ilkar taumelte unter dem enormen Druck des Mana, als er sich auf das Spektrum einstellen und im Laufen einen Spruch vorbereiten wollte. Vor ihm wiegten sich sechs Magier im Takt und hatten die Hände auf die Ohren gepresst. Was sie auch wirken wollten, es war vergessen. Ilkar hätte sie am liebsten auf der Stelle getötet, doch der Sturm, der im Mana tobte, zwang ihn auf die Knie. Er tastete umher und suchte Hilfe. Hirad stürzte durch die Tür, gefolgt von einigen Protektoren, und inmitten von allem war Lyanna, in die das Mana-Licht strömte.
Hirad sah Selik vor der am Boden liegenden Erienne stehen, als er in den Ballsaal stürmte. Lyanna stand allein in der Nähe und kreischte, doch um das Kind konnte er sich jetzt nicht kümmern.
»Selik!«, rief er, als er in den Raum eindrang. »Ich wusste doch, dass es noch eine weitere Gelegenheit geben würde.«
Der Anführer der Schwarzen Schwingen drehte sich, das Schwert in der Hand, zu ihm um. Sein verschmiertes Gesicht verzog sich zu einem garstigen Lächeln.
»Mir war klar, dass ich hier nicht lebend herauskomme, aber wenigstens habe ich dem Raben das Herz aus dem Leib gerissen. Erst dir und dann der Hexe.« Er trat zu und traf ihren Bauch. Erienne krümmte sich und stöhnte, Lyanna schrie noch lauter.
»Träum weiter, Schwarze Schwinge«, knurrte Hirad. Er rannte los.
Alle noch vorhandenen Glasscheiben im Haus zersprangen in tausend Stücke. Der Putz, der noch an den Wänden hing, bekam Risse und fiel herunter. Balken rissen, Dachschindeln regneten herunter, unter ihnen bebte der Boden.
Ein gewaltiger Wind heulte durchs Haus. Die Mauern des Obstgartens explodierten förmlich, der Gang neigte sich, das Dach wellte sich und stürzte ein. Hirad und Selik wurden von den Beinen geworfen. Der Barbar rollte sich ab, sah Lyanna stocksteif inmitten des Durcheinanders stehen, und dann bemerkte er Ilkar, der vor Schmerzen schrie. Das Blut lief ihm aus Nase und Ohren.
Der Wind riss ihm die Worte von den Lippen, doch Hirad konnte sehen, wie Ilkar litt.
»Ilkar!« Der Elf
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