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Der bunte Hund von Schreckenstein

Der bunte Hund von Schreckenstein

Titel: Der bunte Hund von Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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unterbrach Andi. „Auch nicht nach Regen!“
    „Und das Feuerwerk?“ fragte die andere.
    „Sie haben eine Kochgelegenheit im Wohnwagen!“ lenkte Mücke geistesgegenwärtig zum Thema zurück und schob sich eine Riesenportion in den Mund.
    Lässig winkte die Frau mit ihrem Patschhändchen ab.
    „Würstchen vom Feuer schmecken doch viel romantischer.“
    Der kleine Intelligenzriese wischte sich Sahne aus dem Mundwinkel. „Romantischer?“ wiederholte er. „Sie können doch nicht einen Schüler aus der Baumschule umbringen, nur damit Ihre Würstchen romantisch schmecken!“
    Seine Formulierung beeindruckte. Für Sekunden herrschte Schweigen. Nur der Hund knurrte.
    Die andere Frau tätschelte ihn. „Hast janz recht, Bonzo!“
    „Die Rechtslage dürfte wohl klar sein!“ sagte Kress mit Nachdruck. „Draußen neben der Treppe liegen die Reifen. Sorgen Sie dafür, daß der Wohnwagen schnellstens aus der Schonung kommt! Dann melden Sie sich wieder.“
    „Müssen wir uns dat jefallen lassen, Erwin?“ fragte die Bonzotätschlerin.
    Doch der Erwin und der ohne Ärmel hatten sich schon erhoben, murmelten Unverständliches, gingen zur Kellnerin, bezahlten — „ohne die Eisportionen!“, wie sie laut verkündeten — und verließen grußlos die Gaststube. Die Frauen folgten ihrem Beispiel.
    Um so deutlicher hörte man sie draußen schimpfen und werkeln, die vier Reifen paßten nicht in den Kofferraum, und die Frauen riefen vereint: „Bonzo! Bonzo hierher! Sofort. Bonzo! Willst du wohl…“
    Maria schloß das Fenster.
    Bürgermeister Kress schüttelte seine Leuchtkugel, sah von einem Eismampfer zum andern und meinte ziemlich ungenau: „Ihr seid mir vielleicht welche!“
    Mücke nutzte die wohlwollende Laune. „Wir hätten noch eine Bitte. Würden Sie Fräulein Doktor Horn anrufen und ihr sagen, die Sache hätte sich erledigt? Es habe sich um ein Privatfeuerwerk für Touristen gehandelt, doch das sei eine Gemeindeangelegenheit.“
    Kress lachte schluckaufartig. „Jetzt verstehe ich!“ Er verstand wirklich. „Feuerwerk im Wald ist ja nicht so ohne! Aber es war für einen guten Zweck, und nach dem schweren Gewitter…“ Wieder sah er von einem Eismampfer zum andern und schüttelte seine Leuchtkugel. „Mal könnt ich euch an die Wand pfeffern, ein andermal wieder seid ihr eine wahre Stütze der Gemeinde. Die Gemeinde übernimmt auch euer Eis.“
     
    Die Stimmungen hatten sich gewandelt. Auf der Burg wußte man: Lissabon! — die drei würden die Folgen der Nacht schon geradebügeln. Beim Mittagessen überlegten die Ritter, wie das Geheimnis um die weiße Erscheinung in dem Silberregen am listigsten zu lüften sei. Das machte Appetit, zumal es die beliebten Eier in Senfsoße gab.
    Auf Rosenfels dagegen war den Mädchen der Appetit vergangen. Verstohlen schauten sie immer wieder zu FDH, doch der Vogelkopf blieb verschlossen. Amanda, neben der Leiterin, würgte trocken. Sie mußte Appetit mimen und brachte doch keinen Bissen runter.
    Nach dem Essen entlud sich die Spannung. „Wir Idioten!“ schimpfte Martina. „Stellen Amanda zur Schau, damit die Idiotenritter staunen, und jetzt hängt sie drin.“
    „Die sagen nichts!“ verteidigte Beatrix die Ritterschaft. „Aber die Touristen!“ widersprach Bettina. „Wenn die Amanda dem Bürgermeister beschreiben und der ruft die Horn an…“
    „Ich hab euch ja gesagt, es wird Ärger geben“, fuhr Ingrid dazwischen.
    Und Esther klagte: „Mensch, Amanda, warum bist du auch ein so ausgefallener Typ!“
    „Das ist gemein, mir jetzt die Schuld zu geben!“ Im Zorn funkelten die Augen des schönen Mädchens noch mehr. Auf dem öffentlichen Fernsprecher kam ein Anruf. Fides war gerade in der Nähe und nahm ab. „Ja? — Ja, ist gut, ich sag’s ihr.“ Sie legte auf und ging ärgerlich die Treppe hinauf zu Sophie. „Dein Ottokar hat angerufen. Er kommt heut’ nacht rüber, was besprechen. Im Wirtschaftsgebäude. — Das bedeutet sicher nichts Gutes!“ unkte sie.
    Die Zeit kroch, und Fräulein Doktor Horn sagte immer noch nichts. Auch das war kein gutes Zeichen. Weil sie die Spannung kaum noch aushielten, gingen die großen Mädchen gleich nach dem Abendessen ins Wirtschaftsgebäude hinüber, dann, wegen der Kontrolle, rechtzeitig ins Bett, um gleich wieder aufzustehen und sich erneut hinüberzuschleichen. Amanda blieb in ihrem Bett. Sie hatte die Decke über den Kopf gezogen und wollte überhaupt nicht mehr dasein.
    Endlich kam Ottokar. Nicht allein, versteht sich.

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