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Mein Flirt mit der Blutfrau

Mein Flirt mit der Blutfrau

Titel: Mein Flirt mit der Blutfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Ratte wußte genau, daß sie sterben sollte!
    Tiere spüren so etwas stärker als Menschen, sie haben einen besonderen Instinkt dafür.
    Dementsprechend benahm sich die Ratte. Wild sprang sie gegen die Eisenstangen des schaukelnden Käfigs. Sie schrie, sie kratzte, sie schlug die Zähne auf das harte Eisen, ohne die Chance zu haben, es durchbeißen zu können.
    Dann warf sie sich wieder zurück, huschte kratzend über den Eisenboden des Käfigs, kreischte wie ein Mensch und sprang erneut in Panik gegen die Stäbe.
    Das alles kümmerte Juan nicht. Der Fünfzehnjährige war es gewohnt, daß die Ratten, die Mäuse, die Käfer und die Spinnen, die er anschleppte, auch Angst verspürten. Er mußte diese lebende Nahrung zu einem bestimmten Ziel tragen.
    Es war noch nicht richtig dunkel geworden. Im März waren die läge schon länger. Das freute Juan, denn es gab ihm Hoffnung auf den nahen Sommer.
    Er liebte die Wärme und das Meer, beides würde er bekommen. Die Winter gefielen ihm nicht. Sie konnten auch in Spanien kalt werden. Die Abenddämmerung mit ihren herrlich warmen Farben zauberte im Westen wie auf eine riesige Leinwand ein wunderschönes Bild. Das Meer rollte als Teppich gegen den Strand an und rundete das Stimmungsbild ab. Weiße Gischtkämme schimmerten. Sie waren ununterbrochen in Bewegung und schienen sich gegenseitig überholen zu wollen. An größeren Felsen dagegen explodierte die Brandung in einem Meer von Tropfen.
    Von der karstigen Höhe aus war der Blick besonders gut. Juan schaute gar nicht hin. Er kannte das Bild, an dem sich in der Saison zahlreiche Touristen erfreuten.
    Der Ort lag im Tal, eingebettet in eine Mulde. Ein kleiner Wald aus Pinien schützte ihn vor den Geräuschen der Straße, die die Berge durchschnitt. Es waren keine großen Hotels gebaut worden. Wer hier als Tourist Urlaub machte, der konnte diesen noch ursprünglich verbringen, in kleinen Pensionen oder auch einem Hotel.
    Spanien, wie es sein sollte, ursprünglich, voller Leidenschaft und auch Herzlichkeit.
    Juan ging weiter. Er hatte die Jacke übergestreift. Gegen Abend kam der Wind. Im Winter konnte er auf diesem ausgetrockneten Plateau ziemlich kalt werden, auch jetzt wühlte er sich durch die dunklen Haare des Jungen.
    Im Tal schimmerten die Lichter des Ortes. Noch blaß, manche farbig, vor allen Dingen die großen Reklamen und das Schild der Tankstelle. Rot und gelb wechselten sich ab.
    Juan trug den Käfig in der rechten Hand. Er schaukelte jetzt noch mehr, denn die Ratte benahm sich, als wäre sie wahnsinnig geworden. Noch kraftvoller wuchtete sie ihren braungrauen Körper gegen die Eisenstangen, so daß der Käfig wie eine Glocke schwang. Das Schreien des Tieres störte Juan nicht. Von klein auf hatte man ihm beigebracht, daß diese Tiere vernichtet werden mußten.
    Er hatte es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel. Wenn jemand aus dem Ort geahnt hätte, wohin ihn seine nächtlichen Spaziergänge dreimal in der Woche führten, hätten ihn die Leute glatt für verrückt gehalten und eingesperrt. Denn er wußte von einem Geheimnis, über das man normalerweise nicht sprechen durfte.
    Das behielten die Menschen für sich. Doch Juan hatte es herausgefunden, und er würde es hüten, solange es möglich war. Zudem wollte er es den eingebildeten Leuten zeigen, die mit dem Finger auf ihn wiesen, weil er keine Eltern hatte.
    Er war unehelich zur Welt gekommen. Seine Mutter war irgendwann verschwunden. Angeblich hielt sie sich in Madrid auf, wo sie unter die Räder gekommen war. Seinen Vater hatte Juan nie gesehen. Er kannte nicht einmal den Namen.
    Großgezogen hatte ihn eine Tante, die ebenfalls allein wohnte, weil deren Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. So hieß es. Die Tante jedoch war davon überzeugt, daß ihn der Geheimdienst ermordet hatte, weil er damals schon gegen Franco gewesen war. Das alles lag so weit zurück, daß der Junge darüber nicht nachdachte. So führte er sein eigenes Leben und schlug sich mit Hilfsarbeiten durch. Im Sommer war die Lage für ihn besser, da fiel so manches ab, was ihm die Touristen zukommen ließen.
    Er blieb stehen, schaute sich in alle Richtungen um und suchte nach Verfolgern.
    Niemand war ihm gefolgt.
    Juan lächelte. Bisher hatte ihn keiner aus dem Ort gehen sehen. Er kannte die entsprechenden Schleichwege, aber es war auch fast jedesmal dunkel gewesen. In der helleren Jahreszeit mußte er sich eben etwas anderes einfallen lassen.
    Bis dahin allerdings sollte sich vieles

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