Der bunte Hund von Schreckenstein
Mauersäges Beispiel folgend, Amanda von beiden Seiten fütterten.
„Das gefällt dir, was?“ sagte Ottokar.
„Wir müssen dich doch einweihen in unsere Bräuche hier“, scherzte Stephan etwas dünn.
„Wahnsinn!“ Das schöne Mädchen aß und sah dabei zu Andi hinüber. Er lächelte ihr zu. Dampfwalze neben ihm futterte stumm mit Karpfenblick.
Ingrid am oberen Tischende neben Martina hatte eine andere Entdeckung gemacht. Sie beobachtete Sophie und Beatrix, die mit sauren Mienen in ihren Eisbechern stocherten. „Ich hab ja gesagt, es wird Ärger geben!“ flüsterte sie.
Ihr Bruder am unteren Tischende sah die gleiche Szene aus anderem Blickwinkel. „Eine schöne Geschichte für die Chronik der Schulzeitung gibt das.“
Esther tuschelte mit Doris und rief dann laut über den Tisch: „Was ist, Dampfwalze? Du bist so still.“
Alle sahen den Kraftprotz an, der seine steile Denkfalte bekam.
„Neben Ingrid war noch Platz“, frotzelte Doris, und die beiden Kratzbürsten kicherten.
„Nun sag schon was!“ ermunterte ihn Martin.
„Chicago!“ brummte Dampfwalze.
Da stand der kleine Herbert auf und rief: „Einen Ehrenlöffel für Amanda!“
„Jawoll!“ brüllte der kleine Eberhard hinterher, „weil Amanda einfach mondamin ist!“
Ritter johlten, Mädchen buhten. Verlegen sah das schöne Mädchen zu Andi hinüber. Der häufte seinen persönlichen Ehrenlöffel für sie und nickte unbemerkt mit den Augendeckeln.
Wie aus einer Versenkung aufgetaucht, stand plötzlich der Rex hinter ihm.
Ottokar und Stephan sprangen auf. „Herr Direktor Meyer, hier ist Platz für Sie.“
Belustigt schaute der Rex durch seine Hornbrille. „Wie ich sehe, hat sich ja alles in Wohlgefallen aufgelöst.“ Er kam um den Tisch herum, begrüßte Burg- und Schloßherrin und übernahm Ottokars Platz, während Miniritter Udo auf der anderen Seite schnell neben Amanda rutschte. Hans-Jürgen neigte sich zu Dieter und sagte mit Blick zu Ottokar und Stephan, die sich gerade zu Sophie und Beatrix an den Tisch klemmten: „Jetzt ist die Welt wieder in Ordnung.“
„Mußten die Neue doch mal kennenlernen!“ raunte Stephan dem Wuschelkopf zu.
„Lecker Medche!“ ahmte Beatrix die Touristin nach.
Und die besonnene Sophie nickte vor sich hin. „Ja ja, der Reiz der „Neuheit!“
Indes sich der Rex von Amanda berichten ließ, stellte Kellnerin Maria einen großen Eisbecher vor ihn auf den Tisch.
„Wie komme ich denn zu dieser Ehre?“ fragte er. „Ich hab doch gar nichts gemacht.“
„Eben!“ meinte Mücke schlagfertig.
Jetzt klopfte Fräulein Doktor Horn an ihren Becher. Es wurde still. „Wir haben etwas sehr Wichtiges vergessen“, begann sie, noch immer mit Sahne an der Nase.
„Chicago“, brummte Dampfwalze und grinste endlich wieder.
„Und zwar…“, FDH machte eine Pause, „…den Ehrenlöffel für unser geliebtes Spätzchen!“
„Das wollt ich grade sagen!“ rief Martin.
Lautstark zustimmend schoben sich Ritter und Mädchen gehäufte Löffel in ihre Münder.
„Eins muß man ihr lassen“, sagte Isabella zu Klaus. „Sie ist schon besonders tierlieb.“
Der Witzbold nickte. „Drum hält sie sich auch einen ganzen Hühnerhof.“
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Hassencamp, Oliver:
Der bunte Hund von Schreckenstein /
Oliver Hassencamp. – München: F. Schneider, 1987
ISBN 3-505-09500-1
© 1987 by Franz Schneider Verlags GmbH
8000 München 46 ∙ Frankfurter Ring 150
Alle rechte vorbehalten
Titelbild: Nilolaus Moras, Rom
Umschlaggestaltung: Angelika Bachmann, München
Lektorat/Redaktion: Susanne Bestmann
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Satz/Druck: Presse-Druck Augsburg
ISBN: 3505 09500-1
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