Der Captain ist 'ne Lady
hinunter und sagte etwas zu seinem Begleiter. Dann öffnete sich die Beifahrertür, aber mehr als einen Rücken bekam Cinco auch jetzt nicht geboten, weil sich der Mann bückte. Offenbar holte er noch etwas aus dem Wagen.
Allmählich setzte sich der Staub wieder, den der Wagen aufgewirbelt hatte, und Cinco sah einen perfekt geformten, aufregenden Po vor sich, als er um den Wagen herumging.
Kyle strahlte über das ganze Gesicht, während sich sein Beifahrer langsam aufrichtete. Vor Cinco stand eine hochgewachsene Frau. Sie hatte helle Haut, ein ernstes Gesicht und trug eine Sonnenbrille. Steif, als hätte sie einen Stock verschluckt, stand sie da und sah sich um.
Sollte das etwa Frosty Powell sein? Oh Mann! Kyle konnte sich auf etwas gefasst machen, wenn sie erst allein waren. Auf gar keinen Fall würde diese Frau auf der Ranch bleiben.
“Schön, dich zu sehen, Gentry!” Kyle schlug ihm freundschaftlich auf den Rücken.
Cinco rührte sich nicht von der Stelle und betrachtete eingehend die Frau in der schlichten Kakihose. Über der Kakibluse trug sie eine braune Fliegerjacke. Ungefähr eins fünfundsiebzig ohne Schuhe, schätzte er. Somit reichte sie ihm etwa bis zur Schulter.
Endlich nahm sie die Sonnenbrille ab, sah sich das Haus, die Nebengebäude und die weiter entfernten Ställe an und richtete den Blick schließlich auf ihn. Dabei musterte sie ihn vom Scheitel bis zur Sohle – von seinem alten Hut, den er bei der Arbeit trug, bis zu den abgewetzten Lederstiefeln.
Am liebsten hätte Cinco seine Stiefel schnell noch geputzt, aber er verzichtete sogar darauf, sie an seinen Jeans abzureiben. Schließlich war er hier zu Hause und nicht sie. Also warf er ihr einen finsteren Blick zu, damit sie gleich wusste, woran sie bei ihm war.
Offenbar registrierte sie die Spannung, die zwischen ihnen herrschte, denn sie nahm die Herausforderung, die in seinem Blick gelegen hatte, kühl lächelnd an.
Einer Frau wie sie war Cinco noch nicht begegnet. Ihr goldblondes Haar war zu einem dicken Zopf geflochten, hing ihr über die rechte Schulter und reichte bis auf ihre Brüste. Die blauen Augen verrieten viel über sie. Diese Frau besaß eine Menge Energie, und im Moment war sie eindeutig wütend. Ihre Haltung zeigte, dass sie es verstand, für ihre Interessen einzutreten.
Kyle übernahm die Vorstellung. “Frosty, das ist Cinco Gentry. Cinco, das ist mein alter Kamerad …”
“Frosty Powell?”, fiel Cinco ihm ins Wort und ließ keinen Zweifel daran, dass er seinen Augen nicht traute.
“Ja.”
Die Frau reichte Cinco die Hand. “Captain Meredith Powell, ehemals United States Air Force. Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Gentry. Sie müssen Kyle entschuldigen. Wir kennen uns schon so lange, dass er manchmal meinen richtigen Namen vergisst”, fügte sie mit einem flüchtigen Lächeln hinzu. Ihr Blick blieb jedoch kalt.
Cinco schaffte es zwar, ihr die Hand zu schütteln, nur mit dem Sprechen klappte es nicht so recht bei ihm. Ihre Stimme hatte tief geklungen, angenehm und geheimnisvoll. Allein wie sie seinen Namen ausgesprochen hatte, löste schon Verlangen in ihm aus, und das fand er höchst beunruhigend und auch frustrierend.
Es fiel Cinco schwer, sich zu fassen. Das Aussehen dieser Frau und ihre Stimme passten überhaupt nicht zusammen, fand er. Das brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und das wiederum gefiel ihm gar nicht.
Ihr Händedruck fiel höflich, wenn auch etwas zu kräftig aus. Nur selten reichte ihm eine Frau die Hand, und wenn es doch einmal dazu kam, war der Händedruck weich und sanft, meistens sogar ziemlich schlaff und zurückhaltend. Bei Captain Meredith Powell war nichts zurückhaltend und schon gar nichts schlaff.
Alles an ihr war ungewöhnlich. Nein, so eine Frau hatte er noch nicht getroffen. Flüchtig dachte er an Ellen, die einzige wahre Liebe in seinem Leben, die Frau, die er vergeblich hatte lieben und beschützen wollen. Dunkles, weiches Haar, feminine Kleider – das war Ellen gewesen. Die hochgewachsene Blondine entsprach nicht im Geringsten diesem Bild.
Cinco räusperte sich. Er fühlte ein Kratzen im Hals, als hätte er den Staub des ganzen Vorplatzes eingeatmet. Energisch verdrängte er die unerwünschten Erinnerungen an Ellen, zog seine Hand zurück und wandte sich an Kyle. “Gehen wir hinein. Der Kaffee ist fertig.”
“Ich muss erst noch Frostys Gepäck aus dem Wagen holen. Dann komme ich nach”, erwiderte Kyle und wollte zum Wagen gehen.
Cinco ergriff seinen Arm. “Erst
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