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Der Chinese

Der Chinese

Titel: Der Chinese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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den Vater Äbi von früher her kannte, wird die Untersuchung zeigen. Kurz, Herr Hungerlott nahm seinen Freund, den Hilfsarbeiter Äbi, nach Pfründisberg mit. Auch die zweite Frage: ob Hungerlott oder Vater Äbi den Gartenbauschüler in das mit Blausäuredämpfen gefüllte Gewächshaus gelockt hat, wird ebenfalls bei der Untersuchung zutage kommen. Genug…
    Dem Schüler Äbi Ernst gelang es, aus dem Krankenzimmer zu fliehen, während Ludwig Farny schlief, er ging zur vorausbestimmten Zusammenkunft, die wohl im Gange vor den Gewächshäusern stattfand… Schnell wird eine Türe geöffnet, der Bursche in das Glashaus gestoßen, der Schlüssel von außen mit einer Zange umgedreht – et le tour est joué: wie der welsche Nachbar sagt. Wahrscheinlich hat Hungerlott von einigen Insassen der Armenanstalt, in der Gaststube der Wirtschaft ›zur Sonne‹, einen Krach inszenieren lassen, der die Schüler vor die Fenster der Wirtschaft lockte und somit eine frühzeitige Entdeckung des Ernst Äbi verhinderte.
    Leider wachte Ludwig Farny zu spät auf, er kam mich holen, der Lehrer Wottli gab mir seinen Schlüssel (vorher lüfteten wir das Glashaus) und wir öffneten die von innen verschlossene Türe…
    Hier hat der Mörder einen Fehler begangen… Aber eigentlich blieb ihm keine andere Wahl: Entweder mußte er den Schlüssel mit den Kratzspuren am Metallteil hinter dem Bart finden lassen, oder er mußte einen neuen Schlüssel ins Schloß stecken… Wahrscheinlich war ihm nicht genug Zeit geblieben, um den glänzenden Schlüssel zu oxydieren und ihn somit dem anderen gleich zu machen… Hätte er dies getan, so wäre es mir unmöglich gewesen, dem Mörder auf die Spur zu kommen. So aber hat er ein Versehen begangen – und durch dies Versehen ist es mir gelungen, den Fall aufzudröseln. Hier ist der fragliche Schlüssel…
    Nicht durch diesen Schnitzer allein – im Testament, das James Farny hinterlassen hatte, war ausdrücklich festgelegt worden, daß die Männer, die Gatten seiner Verwandten (seiner Schwester und seiner Nichte) nicht erbberechtigt seien. Ein Kodizill änderte etwas – doch nicht viel. Verschwand dieses Testament, so blieb Herr Hungerlott –wohl durch ein Testament seiner Frau – erbberechtigt.
    So, wie ich jetzt die Sache überblicke, scheint es mir, als sei meinem Freunde Münch eine Falle gestellt worden: Vater Äbi wurde nur deshalb nach Pfründisberg geführt, ihm wurde ein Gastzimmer nur deshalb angeboten, um den Notar dazuzubringen, das Haus zu verlassen, mich zu besuchen… Wahrscheinlich wollte man ihn schon vor seiner Zusammenkunft mit mir niederschlagen und ihm das Testament und James Farnys Brief entwenden…«
    »Ich möchte den Herrn Statthalter fragen, wie lange er noch seinem Untergebenen zu erlauben gedenkt, Märli zu erzählen?« warf in diesem Moment Hungerlott dazwischen.
    »In Bern ist die Phantasie des Wachtmeisters Studer sprichwörtlich; vom Gefreiten bis hinauf zum Polizeihauptmann wird der Spruch gebraucht–. ›Dr. Köbu spinnt!‹ Oder stimmt's etwa nicht?« Massig und breitbeinig und ruhig stand Studer vor dem Kamin, er zuckte die Achseln…
    Schweigen… Verlegenes Schweigen… Des Hauptmanns Gesicht war rot geworden und auch die Gesichter der übrigen erinnerten in der Farbe an reife Tomaten.
    Studer wandte sich an Vater Äbi:
    »Auf der Polizei ist auf Euren Namen ein Motorrad, Marke Harley Davidson, eingetragen. Könnt Ihr mir sagen, mit welchem Geld Ihr das teure Töff gekauft habt? Wer Euch die Steuer gezahlt hat?«
    »Mit… myne… Ersparnisse…«, stotterte der ehemalige Maurer.
    »Reinhard«, sagte Studer, »hol die Frau!«

Die Mutter
    Der Gefreite Reinhard ging zur Tür, öffnete sie, schloß sie von draußen; kam wieder zurück; ihm folgte eine alte Frau, deren graue Haare kurz waren und unordentlich vom Kopfe abstanden. Viele Runzeln durchfurchten ihr Gesicht. Sie trug einen einfachen Hut – und ein Wollschal war über ihre Brust gekreuzt und im Rücken festgebunden.
    »Frau Äbi«, sagte Studer sanft. »Seit wann besitzt Ihr Mann ein Motorrad?«
    »Si Fründ hets ihm g'schenkt…«
    »Welcher Freund?«
    »Äh, dr Hungerlott!«
    »Wann?«
    »Vor sechs Monate!«
    – Ob der Mann das Töff viel gebraucht habe? Und man solle der Frau einen Stuhl geben!
    Keiner der Herren stand auf, Ludwig Farny aber sagte: »Chumm, Muetter!« Er trat auf die alte Frau zu, nahm sie am Arm, führte sie zu seinem Stuhl, dann stellte er sich neben seinen Freund, den Wachtmeister.
    Die

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