Der Clan der Wildkatzen
leise Wispern, das Jethro vor fast einem Monat schon einmal gehört hatte, war jetzt viel lauter und viel stärker als beim ersten Mal.
Beraal beachtete das Quieken der Maus nicht und zuckte mit den seidigen Ohren. Die Stimme hatte geklungen, als sei sie ganz nah– saß sie vielleicht im Baum? Oder unten am Boden bei den Kühen? Aber dort war nichts. Beraal war völlig durcheinander.
Sie erstarrte, als das trockene Laub der Schlingpflanzen raschelte, entspannte sich aber sofort wieder. Es war nur Hulo, der vom Baum auf die Mauer sprang. » Was zum Teufel war das?«, fragte er und verzichtete auf einen Gruß.
» Du hast es also auch empfangen?«
Hulo zuckte zustimmend mit dem schwarzen Schwanz. » Ich wette, jeder Kater und jede Katze in Nizamuddin schaut sich nach dem um, der das gewesen ist– meine Schnurrhaare zittern immer noch!«
» Ich hatte das Gefühl, jemand spricht mich direkt an«, sagte Beraal.
» Ich auch. Diese Katze sendet lauter, als ich es je bei einem Tier in unserem Revier gehört habe!«
» Und weiter«, ergänzte Beraal. Ihre Schnurrhaare begannen zu kribbeln: Die anderen Katzen von Nizamuddin– Miao, Katar, Abol und Tabol vom Kanal, Qawwali– klinkten sich ebenfalls in das Gespräch ein und die Luft summte von Fragen.
Das verlotterte Fell von Hulo wogte, während er lauschte. » Sie haben sie auf der anderen Seite des Kanals gehört!«, sagte er zu Beraal. » Wer auch immer oder was auch immer diese Mara ist, sie ist ein Sender und keine gewöhnliche Katze. Und es macht mir Sorgen, dass sie keine von uns ist!«
Beraal standen die Haare zu Berge, Strähne um Strähne. Die Katzen von Nizamuddin kommunizierten über eine Verbindungsart, die sie über lange Entfernungen benutzen konnten, so wie es bei allen Tieren der Wildnis der Fall war. Miauen hatte nur eine bestimmte Reichweite. Gerüche und Schnurrhaarübermittlungen aber bildeten ein unsichtbares, weites Netz um ihre Kolonie und um die Katzen vom Schrein. Mithilfe dieser Verbindung konnten sie sich jedoch nur gegenseitig hören. Echtes Senden, bei dem man das Gefühl hatte, der Sender streiche direkt über das Fell des Lauschers und die Worte und Gerüche berührten dessen Schnurrhaare, war selten. Von Zeit zu Zeit klinkten sich Fremde ins Netz ein und verbanden sich versehentlich, doch seit Jahren hatte der Clan von Nizamuddin keinen Sender mehr erlebt, der so stark war.
Beraal ließ den Schwanz sinken, während sie über diese merkwürdige Nachricht nachdachte: Es war, als sei sie aus den Tiefen ihres Kopfes gekommen.
Hulo und sie spürten, wie ihre Schnurrhaare knisterten, als Katar– einer der im Clan meist respektierten Kater– über das Nizamuddin-Netz eine Mitteilung an alle Katzen des Clans schickte. » Das haben bestimmt alle gehört.« Ein Chor der Zustimmung ließ ihre Schnurrhaare vibrieren, von den Bungalows vor dem Park, wo sich Beraal und Hulo befanden, bis hin zu den äußeren Grenzen der Kolonie. » Weiß jemand, wer oder was diese Mara ist? Wurden in letzter Zeit irgendwelche Streuner gesichtet? Miao, weißt du etwas?«
Miao war die älteste der Wilden Katzen. » Wir hätten es mitbekommen, wenn sich Fremde bei uns herumtreiben würden«, sagte sie. » Das muss ein Neuankömmling sein. Es wäre ungewöhnlich, wenn wir einen so mächtigen Streuner nicht bemerkt hätten. Vielleicht wissen Qawwali und die Schreinkatzen mehr?«
Aber Qawwali und Dastan sagten, sie hätten seit vielen Monden keine Fremden gesehen. Abol und Tabol bestätigten, dass keine Streuner den Kanal überquert hatten, und auch den Marktkatzen waren keine Unbekannten aufgefallen.
Als Beraal an der Reihe war, teilte sie den anderen mit, was sie sich überlegt hatte. » Diese Katze spricht irgendwie seltsam. Ihre Übermittlung klang nicht nur fremd– das gesamte Senden war ungewöhnlich.«
» Natürlich war es das, weil es eben niemand von uns ist, Beraal«, sagte Hulo ungeduldig. » Fremde klingen nun mal anders.«
» Das meine ich aber nicht«, erwiderte Beraal. » Es waren sehr klare Bilder, obwohl ich nicht genau erkennen konnte, was es war.«
Über die Verbindung kam knisternd Zustimmung von Katar. » Hast du das Gleiche gesehen wie ich, Beraal? Ich dachte, ich könnte einen kleinen orangefarbenen Flecken sehen, der mitten in der Luft hing.«
» So in der Art«, sagte Beraal. » Und für wen war die Nachricht eigentlich bestimmt? Ob der Sender überhaupt wusste, dass er sendet?«
Hulo schickte ein verärgertes Zucken über die
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