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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gilman
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beförderte. Beim Aufprall auf das Eis verdampfte es sofort.
    Als Nächstes hörte Max Schüsse und eine Reihe kleinerer Explosionen. Das Licht ging aus. Einige Sekunden lang war es stockfinster, dann sprang irgendwo ein Notstromgenerator an, der die Dunkelheit immerhin mit einem schwachen Leuchten erhellte.
    Im Innern des Bergs war ein Kampf ausgebrochen. Max sah weiter zu, wie das Eis langsam schmolz, aber es würde noch eine Weile dauern, bis er Sayids Leiche bergen konnte. Über ihm rumpelte es. Hörte sich an wie Automatiktüren, die sich zuschoben und schließlich mit einem dumpfen Klicken ins Schloss fielen. Aus dem Aufzugschacht drangen gedämpfte Schussgeräusche. Offenbar verlagerten sich die Kampfhandlungen weg von ihm. Falls die Angreifer Sprengstoff einsetzten und in Tischenkos Anlagen größere Zerstörungen anrichteten, flog in dem Berg wahrscheinlich sowieso alles in die Luft – auch ohne Tischenkos Riesenblitz.
    Und dann wäre dieser Raum das Grab von Sayid und Max.
    Max war völlig durchnässt; der Dampf drang durch seine Kleider. Das heiße Wasser sprudelte unaufhörlich auf den Eisblock, aber Sayid bewegte sich immer noch nicht. Schon hattedas Wasser den Gang überspült und rieselte in den Aufzugschacht. Max hörte einen Mann um Hilfe schreien. Farentino.
    Der Lastenaufzug funktionierte noch, und als er jetzt langsam hinabglitt und zum Stillstand kam, sprang Max herunter. Farentino stand schreiend in seinem vergitterten Kasten und reckte die Arme durch die Stäbe. Qualm und Rauch von beschädigten Maschinen begannen die Höhle zu füllen.
    »Max! Gott sei Dank! Hol mich hier raus! Schnell. Da wird geschossen. Wir werden angegriffen.«
    Max sah sich in der Felsenhöhle um und entdeckte eine Tunnelbohrmaschine. Vielleicht konnte er damit die Felswand durchbrechen? Nein, das würde zu lange dauern. Es kam ihm vor, als laste der ganze Berg auf seinem Kopf. Irgendeine ernsthafte Beschädigung, und der Berg würde über ihm zusammenbrechen. Die Tunnel und Höhlen, die in den letzten zwanzig Jahren hier angelegt worden waren, hatten das Ganze zu einer sehr fragilen Angelegenheit gemacht.
    »Meine Mutter!«, verlangte Max.
    »Ich sage dir alles, aber wir müssen hier weg, Max. Das verstehst du doch, oder? Uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Max packte Farentino am Unterarm und nahm ihm seine Rolex ab.
    »Was tust du da?«
    Max streifte sich die teure Uhr übers Handgelenk. Es war 10:46 Uhr. Noch knapp eine Stunde Zeit, Sayids Leiche aus dem Berg zu bringen und Tischenko aufzuhalten.
    »In fünf Sekunden lasse ich den Eisbär aus seinem Käfig. Sie gehen nirgendwo hin, Farentino, Sie mieses Schwein. Ich will wissen, wie meine Mutter gestorben ist.«
    »Gut, ist ja schon gut. Sie war im Dschungel. Und da ist etwas schrecklich schiefgegangen. «
    »Was ist schiefgegangen?«, schrie Max.
    »Das weiß ich nicht. Bitte, Max. Hol mich hier raus.« »Reden Sie! Was ist passiert?«
    Farentinos Tonfall änderte sich. Sein wütendes Gesicht sah auf einmal trotzig aus. »Du willst die hässliche Wahrheit wissen? Also gut! Dein Vater hat sie im Stich gelassen. Sie war krank, sie lag im Sterben, und er ist weggelaufen!«
    »Lügner!«
    Farentino spürte, dass er jetzt im Vorteil war. Er hatte Max in der Hand. »Sie ist ganz allein gestorben, Max, weil dein Vater sich in Sicherheit gebracht hat!«
    »Das würde mein Vater niemals tun! Niemals!«
    »Er hat es getan, und er kann mit der Schmach nicht leben! Was glaubst du, warum er dich in dieses Internat gesteckt hat? Warum siehst du ihn so selten? WARUM? Weil er weiß, dass er deine Mutter auf dem Gewissen hat! «
    Seine Worte trafen Max wie ein Messerstich mitten ins Herz.
    »Warum sollte ich Ihnen glauben? Sie haben jeden verraten, der Ihnen jemals vertraut hat! «
    Farentino senkte die Stimme, zärtliche Erinnerungen dämpften seine Wut.
    »Weil ich sie geliebt habe. Ich habe deine Mutter von ganzem Herzen geliebt. Aber sie wollte deinen Vater nicht für mich verlassen.«
    Max bewegte sich nicht. Er konnte nicht. Farentino berührte ihn sanft am Arm und sagte leise: »Hol mich hier raus, Max, dann erzähle ich dir alles. Bitte. Ich versprech’s dir.«
    Max musste sich aus der Erstarrung reißen, die ihn zu betäuben drohte. Die Schießerei auf den Ebenen über ihnen war immer noch im Gange. Nicht allzu weit weg. Der Geruch vonSchießpulver hing in der Luft, brannte in Augen und Kehle. Und das riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Ihm war kalt, aber das lag nicht

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