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Der Codex

Titel: Der Codex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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n ster. Vernon folgte ihm.
    Das Schlafzimmer sah aus wie der Rest des Hauses - bar aller Kunstwerke. Es war ein Chaos: schmutzige Fußa b drücke auf dem Teppich, Müll, Klebestreifen, Blisterve r packung, Holzwolle, Nägel und abgesägte Bauholzreste. Tom ging in den Korridor. Dort fand er weitere kahle Wä n de vor. Er erinnerte sich an Werke von Picasso, Braque und an zwei Maya-Säulen. Alles war weg.
    Mit einem zunehmenden Gefühl der Panik durchquerte er den Korridor und machte dann am Wohnzimmereingang Halt. Philip stand mitten im Raum und schaute sich mit bleicher Miene um. »Ich habe ihm pausenlos prophezeit, dass es einmal passieren würde. Er war verdammt sorglos, diesen ganzen Krempel einfach hier aufzubewahren. So gottverdammt sorglos.«
    »Was?«, rief Vernon erschrocken. »Was ist denn, Philip? Was ist passiert?«
    »Man hat uns ausgeraubt«, sagte Philip. Seine Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern war, klang, als habe er Schme r zen.

2
     
    Detective Lieutenant Hutch Barnaby von der Polizei in Sa n ta Fe legte eine Hand auf seinen knochigen Brustkorb und kippte den Stuhl nach hinten. Er hob eine Tasse frisch au f gebrühten Kaffee an die Lippen. Die zehnte an diesem Tag. Als er aus dem Fenster auf die einsame Pappel blickte, stieg ihm das bittere Aroma in seine Hakennase. Ein wundersch ö ner Frühlingstag in Santa fe, New Mexico, Vereinigte Staaten von Amerika, dachte er und schmiegte seine langen Gliedmaßen stärker in den Stuhl. 15. April. Die Iden des April. Die Steuerrückzahlung ist fällig. Alle hingen zu Hause rum und zählten die Kohle, ernüchtert aufgrund ihrer Sterblichkeit und ihrer knauserigen Gedanken. Sogar die Verbrecher hatten sich einen Tag freigenommen.
    Barnaby nippte an seinem Kaffee. Ihn erfüllte eine große Zufriedenheit. Wenn man ignorierte, dass irgendwo außerhalb seines Büros leise ein Telefon klingelte, war das Leben doch schön.
    Am Rand seines Bewusstseins erklang die fachkundige Stimme Doreens, die den Anruf annahm. Ihre forschen Vokale wehten durch die offene Tür herein. »Moment mal. Entschuldigen Sie, könnten Sie etwas langsamer sprechen? Ich gebe Ihnen den Sergeant vom Dienst ...«
    Barnaby übertönte das Gespräch mit lautem Kaffeeschlürfen, schob ein Bein in Richtung Bürotür und schloss sie mit einem leichten Tritt. Ah, die herrliche Stille kehrte zurück. Barnaby wartete ab. Dann kam es auch schon: das Klopfen.
    Verfluchter Anruf.
    Barnaby stellte die Kaffeetasse auf den Schreibtisch und richtete sich ein Stück aus seiner hingefläzten Haltung auf. »Ja?«
    Sergeant Harry Fenton öffnete die Tür. Seine Miene wirkte so dienstgeil wie nur was. Fenton gehörte nicht zu denen, die eine ruhige Kugel schieben wollten. Schon sein Gesicht reichte, um Barnaby zu sagen, dass eine Riesenkacke im Anmarsch war.
    »Hutch?«
    »Hmmm ?«
    »Die Broadbents sind beraubt worden«, sagte Fenton außer Atem. »Ich hatte gerade einen der Söhne am Telefon.«
    Hutch Barnaby rührte keinen Muskel. »Was wurde geraubt?«
    »Alles.« Fentons schwarze Augen funkelten erfreut.
    Barnaby nippte an seinem Kaffee. Dann trank er noch ein Schlückchen. Schließlich ließ er die vorderen Stuhlbeine mit einem leisen Klacken auf den Boden sinken. Verdammt.
    Als sie über den alten Santa-Fe-Trail fuhren, sprach Fe n ton über den Raub. Die Sammlung, hatte er gehört, war e i ne halbe Milliarde wert. Falls die Wahrheit auch nur in die Nähe der Summe kam, würde die Sache seiner Meinung nach bald auf der Titelseite der »New York Times« stehen. Und sein Name auch. Kann sich einer das vorstellen?
    Barnaby konnte es sich nicht vorstellen. Aber er sagte nichts. Er war Fentons Enthusiasmus gewöhnt. Er hielt am Ende der gewundenen Straße an, die zum klotzigen Palast der Broadbents führte. Fenton stieg an der anderen Seite des Wagens aus. Sein Gesicht strahlte erwartungsvoll. Er schob das Kinn vor, sein riesiger Zinken wies ihnen die Richtung. Als sie den Weg hinaufgingen, suchte Hutch das Grundstück mit Blicken ab und erspähte die verwischten Reifenspuren eines Semitrailers, der hier rein- und rausg e fahren war. Die Banditen waren absolut kaltblütig vorg e gangen. Also war Broadbent entweder nicht daheim gew e sen, oder man hatte ihn umgebracht. Letzteres war wah r scheinlicher. Vermutlich würden sie seine starre Leiche i r gendwo im Haus drinnen finden.
    Der Weg machte einen Knick und verlief gerade weiter. Ein offenes Tor kam ins Blickfeld. Es bewachte ein weitlä u figes

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