Der Computer-Satelit
eine Made, die zum erstenmal den Kopf aus ihrem Apfel streckt, nicht wahr?"
„Ich habe mir bisher die Perspektive noch nicht wirklich klargemacht", murmelte Kim. „Ich habe das auf der Reise hierher in der Fähre auf dem Schirm gesehen und außerdem in vielen Modellen und auf Bildern, aber wenn man das in Wirklichkeit aus der Nähe sieht . ." Sie schüttelte den Kopf, und ihre Stimme erstarb.
„Da ist das Rotationsauskupplungssystem", sagte Ron und deutete darauf.
„Einer der kritischsten Teile von Janus", fügte Solinsky hinzu. „Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn das plötzlich blockieren sollte?"
„Was?" fragte Kim. „Ich bin Computerforscherin, nicht Ingenieur."
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„Nun, die gesamte Nabe und der Radkranz rotieren zusammen”, sagte Ron. „Bei der Masse des Rads in einer Entfernung von einer Dreiviertelmeile von der Achse steckt da eine ganze Menge Bewegungsenergie darin. Das heißt, daß das nicht so einfach plötzlich anhalten würde. Das wäre so, als würde sich eine riesige Kupplung plötzlich festfressen."
„Und was würde passieren?" fragte Kim. „Reißt es dann Detroit und den Rest mit in die Drehung? Das wäre ein ganz schöner Ruck." Solinsky grinste und schüttelte den Kopf.
„Das können Sie laut sagen. Da draußen in Detroit und Pittsburgh steckt ein ungeheures Trägheitsmoment. Die lassen sich ja auch nicht einfach so in Bewegung setzen." Er führte mit seinen Händen eine schnappende Bewegung in der Luft durch. „Nein, meine Dame. Wenn die Kupplung dort sich jemals festfressen sollte, würde das den Rand und die Nabe glatt abreißen. Janus würde wie ein trockener Ast in zwei Stücke zerbrochen werden."
Kim sah ihn völlig verblüfft an und wollte gerade antworten, als sich eine der Gestalten ein Stockwerk tiefer mit einem mühelosen Stoß seiner Beine senkrecht nach oben abstieß, bis zu dem Steg hochflog, wo sie das Geländer packte und ihren Flug in eine langsame Flanke verwandelte, die sie an der Seite der drei zum Stehen brachte.
„Sind das die Leute, die hinausgehen wollten?" fragte der Mann und sah Solinsky an.
„Ganz richtig", antwortete Solinsky. „Es war zwar nur von zwei Leuten die Rede, aber jetzt sieht es doch so aus, als würden es drei werden. Ich denke aber, über die dritte werden Sie sich nicht allzuviel beschweren." Er drehte sich um und grinste.
„Erinnern Sie sich noch daran, daß Sie mich in Vokes einmal nach einem Ausflug nach draußen gefragt haben? Ich habe mir eine kleine Überraschung für Sie aufgehoben. Ich habe das hingekriegt. Er will Sie zu einer Routineinspektion der Reflektoren mitnehmen, die ungefähr jetzt vorgesehen ist. Sind Sie soweit, Mitch?"
„Alles klar", antwortete Mitch. "Wir nehmen Isabelle." Er gestikulierte zu dem in der Nähe stehenden Käfer hinüber. „Maisies Steuerbord-Retro ist immer noch nicht in Ordnung. Dave und Bud sind gerade damit beschäftigt."
„Das macht nichts." Solinsky strahlte seine drei Gäste an. „Na bitte, was halten Sie davon? Ein Gratisflug um den Leuchtturm herum?" Ron und Chris nickten bereits begeistert.
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Kim sah voller Verzweiflung von einem zum anderen und seufzte. „Ich weiß nicht. Jedesmal, wenn ich mich mit euch auf etwas einlasse, rutsche ich in irgendeine verrückte Sache hinein. Na gut, also los. Wenn wir schon einmal hier sind, können wir das nicht ablehnen —nicht, nachdem sich Mat so große Mühe gemacht hat, um das für uns zu arrangieren."
„So ist es richtig", sagte Solinsky lobend. Mitch drehte sich wieder zum Geländer um.
„Okay", rief er über die Schulter. „Hier entlang." Damit führte er seine Flanke noch einmal umgekehrt vor und schwebte einen Stock tiefer. Die anderen drei sahen einander an.
„Damen haben den Vortritt, haben sie mir in meiner Jugend immer beigebracht", insistierte Chris fröhlich. Kim warf ihm einen kurzen, mörderischen Blick zu, trat vor, hob sich mit einer leichten Bewegung ihres Handgelenks über das Geländer und ließ los. Zunächst hing sie einen Moment lang in der Luft, und erst dann sank sie mit zermürbender Langsamkeit herunter.
„Wenn Sie es so machen, brauchen Sie den ganzen Tag dazu", lachte Solinsky und lehnte sich über das Geländer. „Sie müssen sich hinunterstoßen." Er hielt das Geländer mit einer Hand fest und drückte mit der anderen Kim sanft, aber fest gegen ihren Kopf nach unten. Kim stieß einen Schrei aus, verschwand unter dem Steg und landete eine Sekunde später neben Mitch. Chris folgte
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