Der Computer-Satelit
die Außenseite der Luke weiter?"
„Das weiß ich noch nicht. Na egal, wir sind ja nicht hergekommen, um die Leitungen zu überprüfen. Halte dich bereit, falls ich einen Stoß von hinten brauchen sollte. Ich bin nicht sicher, ob ich mich an all dem Schrott hier vorbeizwängen kann."
Nach vielen Verrenkungen gelang es ihm, die obere Hälfte seines Körpers hindurchzuzwängen. Er machte eine Pause, um Luft zu schnappen, bevor er sich bis zur Hüfte herauszog. In dieser Stellung hielt er wieder an und sah sich in seiner Umgebung um. Er sah an der Außenseite eines dichtgepackten Bündels von Kabeln entlang, das sich nach beiden Seiten erstreckte, bis es außer Sicht verschwand. Der Abstand zwischen dem Kern und der ihn umgebenden Wand des Kernbeckens war nur einen Fuß oder so groß. Nur auf der anderen Seite der Luke war ein schmaler Zugangstunnel in eine Seite der Wand eingelassen. Glück, dachte er, überlegte sich dann aber, daß es gar nicht anders möglich gewesen wäre — das Gerät, was es auch sein mochte, hätte sonst nicht hergebracht werden können. Die Luke
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schwebte in geringer Entfernung von ihm an der hinteren Seite des Tunnels. Er drehte sie neugierig herum und fand, wie er es halb erwartet hatte, auf ihrer Oberseite einen Satz von Kabel- und Rohrleitungsattrappen, die zu denen an beiden Seiten der Öffnung paßten, aus der er heraussah. Man hatte sich offensichtlich große Mühe gegeben, ihre Existenz zu tarnen. Aber warum . . .?
Er zuckte in seinem Raumanzug die Achseln, warf einen letzten Blick in die Runde und zog sich in den Tunnel hinaus. Laura reichte die beiden M25er und die anderen Ausrüstungsgegenstände heraus und begann, sich an den Hindernissen vorbei und aus der Luke herauszuzwängen.
Aus der Position der Kondensatorenbänke hatte Dyer schließen können, wo sie waren. Wenn sie den Kontrollraum erreichen wollten, mußten sie ungefähr sechs Meter weit im Tunnel zurückgehen, bis sie den Punkt erreichten, wo das Kernbecken von einer breiten, rechtwinklig dazu verlaufenden Galerie geschnitten wurde, die das Fusionskraftwerk mit dem Energieverteilungszentrum am hinteren Ende des Beckens verband. Wenn Spartakus keine einschneidenden Veränderungen vorgenommen hatte, seit Dyer zum letztenmal in diesem Teil von Janus gewesen war, konnten sie von dort aus über die Weiterführung der Galerie auf der rechten Seite den Kontrollraum des Fusionskraftwerks erreichen. Er half Laura aus der Luke heraus und zeigte in die Richtung, in der sie gehen mußten. Laura nickte, und sie begannen, ohne zu sprechen, im Tunnel zurückzuschweben. Als sie nicht mehr als einen Meter zurückgelegt hatten, erstarrten sie beide im gleichen Augenblick.
Vor ihnen, wo das Kernbecken sich nach beiden Seiten zu der Galerie verbreiterte, wurden die Wände vom kurzen Flackern reflektierten Lichts und in Unterbrechungen auftretenden grellweißen Lichtblitzen beleuchtet, die von weiter links zu kommen schienen —vom Ende der Galerie, das vom Kraftwerk wegführte. Was auch immer dort vor sich gehen mochte, sehr gesund sah es auf jeden Fall nicht aus. Die Erschütterungen, unter denen die Konstruktion erzitterte, folgten einander inzwischen unaufhörlich. Dyer begann, sich langsam und vorsichtig weiter vorwärts zu bewegen. Laura folgte ihm. Als er die Öffnung des Tunnels fast erreicht hatte, hielt er abrupt an und schnappte nach Luft.
„Was ist denn los?" fragte Laura verwirrt.
„Hörst du das nicht?"
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„Was soll ich hören?”
„Funktioniert dein Funkgerät nicht mehr?"
Laura überprüfte das Brustpaneel ihres Raumanzugs. Der Empfangsknopf stand auf ‚Aus', was wahrscheinlich beim Hindurchzwängen durch die Luke passiert war. Sie schaltete ihn auf Nur Empfang, und sofort kamen Stimmen durch — menschliche Stimmen.
„Rechts, rechts!"
„Ich sehe es. Adams, kommen Sie hier hoch und decken Sie mich!" „Schafft eine Kobold hier vor. Sprengt das Schott auf."
„Ihr vier haltet euch hinter mir. Wir versuchen es mit der Lücke dort. Halt . . . Jetzt los!"
Laura schüttelte in ihrem Helm den Kopf, als wollte sie ihren Ohren nicht trauen.
„Das war doch Linsays Stimme", japste sie. "Wie . . .? Ich kann das nicht . . . Das ist doch Wahnsinn."
„Sie sind hier drinnen", hauchte Dyer. "Ich weiß nicht wie, aber sie sind hier." Er ging näher auf die Tunnelöffnung zu und schaltete seinen Sender ein. "Mark . Mark Linsay. Hier spricht Ray Dyer. Was ist los?" Seine Stimme ging in dem Stimmengewirr auf dem
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