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Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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Wahrscheinlichkeit nach vorbeikommen.«
    Dyer beäugte stirnrunzelnd die Kohlensäureperlen, die in seinem Bierglas emporstiegen. Diese Leute, die es auf Amüsement abgesehen hatten – sie waren lebende Beispiele dafür, was übrigblieb, wenn der Geist kindlichem Verschleiß anheimfiel. Er glaubte nicht, dass er das ertragen könnte. Das Problem mit Frauen wie Sharon, denen man gesagt hatte, dass sie wie die Venus in Person aussähen, bestand darin, dass sie bisweilen eine Vorliebe für Podeste entwickelten. Die Vorstellung, dass er selbst ein zufälliges Beiwerk zur Befriedigung von Sharons Bedürfnissen nach öffentlicher Bewunderung darstellte, verdüsterte seinen Gesichtsausdruck.
    »Wenn Philosophie schon nicht ›in‹ ist, dann verhält sich’s mit ethnologischen Studien über primitive Stämme nicht anders«, sagte er. »Wie wär’s mit einem Kompromiss? Ich führe dich zum Essen aus.«
    Sharon zog einen Flunsch.
    »Aber ich bin nun mal nicht in der Stimmung für einen zärtlichen Abend zu zweit«, beharrte sie. »Ich brauche ein bisschen Spaß, und das auf der Party.«
    Während sie dies sagte, hob und senkte sich ihre Stimme in übertriebenem Tonfall, so, als habe sie bereits einen in der Krone, aber unterschwellig schwang so etwas wie ein Ultimatum mit. Wenn er sich nicht darauf einließ, einen beschissenen Abend zu genießen, dann würde es darauf hinauslaufen, dass er statt dessen einen beschissenen Abend erleben würde. Scheißdreck! Das würde er nicht mitmachen. Sein sich zusammenpressender Mund zeigte ihr seine Laune an.
    »Oje, oje«, sagte Sharon. »Ich spüre förmlich, wie sich hier irgendwo schwarze Wolken zusammenziehen.« Ihre Gelöstheit verschwand, während sie einige Sekunden lang auf eine Antwort wartete. Sie nippte an ihrem Drink und blickte erwartungsvoll über ihr Glas hinweg auf Dyers ausgestreckte Gestalt, die scheinbar nichts gehört hatte.
    »Wie auch immer«, sagte sie, »machen wir’s doch einfach so: Ich gehe. Und du kannst machen, was du willst.« Keine spürbare Regung. »Also, lieg nicht einfach so da und schütte das Gesöff in dich rein, so wie Julius Cäsar oder irgendwer. Sag doch was. Kommst du mit oder nicht?«
    »Diese Organisation reagiert nicht auf terroristische Forderungen«, informierte Dyer sie und hielt seine Augen fest an die Decke geheftet.
    »Was redest du denn da? Wer terrorisiert hier wen? Ich hab’ nur gesagt, was ich mache, das ist alles.«
    »Dann ist es eben Erpressung«, erklärte Dyer seufzend.
    »Das verstehe ich nicht«, antwortete sie. Noch während sie das sagte, verärgerte sie die Andeutung weiter, sie sei in irgendeiner Beziehung schwer von Begriff. Sie konterte instinktiv. »Also, wenn das heißt, dass du aussteigst, dann ist mir das auch recht. Bill und Lee werden mit Sicherheit da sein. Wenn die mit mir zusammen sind, ist immer etwas los.«
    »Leckt mich doch alle am Arsch! Ich habe die Schnauze voll!« Bevor er sich bewusst machte, was er tat, war Dyer bereits von der Couch heruntergesprungen und in die Küche gestürmt. Er riss die Verschlusslasche von einer weiteren Bierdose ab, füllte wieder sein Glas, trank genug daraus, um die Dose leer gießen zu können, und feuerte sie in die Öffnung des Müllschluckers. Angedeutete Erpressungsversuche, wahrscheinlich sogar unbewusst, waren eine Sache, aber offene Drohungen etwas anderes.
    Warum gingen ihm Leute so sehr auf die Nerven, denen man alles ganz unverblümt ins Gesicht sagen musste, bevor sie es verstanden? Die verdammte Frau war ungefähr so sensibel wie ein wütendes Nashorn.
    Er nahm noch einen tiefen Schluck, während er seine Gefühle wieder unter Kontrolle brachte. Bill und Lee waren ihm ebenso gleichgültig wie die anderen, aber die Bemerkung war typisch taktlos und völlig unsinnig gewesen, und das hatte ihn auf die Palme gebracht. Er kam zu dem Entschluss, dass das eine gute Gelegenheit war, die Sache ein für alle Mal ins reine zu bringen. Er nahm sich zusammen, überlegte sich, wie er das Problem angehen wollte, und versuchte, sich die wahrscheinliche Reaktion vorzustellen. Tränen? Er schmeichelte sich selbst, wenn er das annahm. Das übliche Gezanke und Geschrei? Etwas Porzellan würde daran glauben müssen, aber damit würde er schon fertig werden. Der eisige Abgang mit erhobenem Kopf? Na ja, das wäre nicht das erste Mal.
    Das Problem wurde durch die Worte gelöst, die plötzlich laut durch die offene Tür klangen. »Ich bin nicht so doof, wie du anzunehmen scheinst.

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