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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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innerer Zwang. Wohlfeld sah ich nicht. Es war still. Die Leute vom Erkennungsdienst durchsuchten das Zimmer nach Spuren, kartografierten Auffälliges und suchten Unauffälliges. Auf dem Boden, nicht weit entfernt vom Bett, lag eine Bronzestatuette, die Goethe darstellen sollte. Sie war rot gefärbt und vielleicht dreißig Zentimeter lang. Offenkundig war sie die Tatwaffe. Goethe erschlägt Hitler, der Satz ging mir durch den Kopf, fast hätte ich gegrinst.
    Ich verließ das Zimmer, Rickmer folgte mir, im Wohnraum der Suite trafen wir Wohlfeld mit Grüntner. »Auf dem Teppich gibt es blutige Fußspuren. Haben Sie die Schuhgröße vermessen?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Gut, und nun zu den Tatverdächtigen«, sagte ich. »Ich schaue mir den Tatort noch einmal an, wenn die Kollegen der Spurensicherung fertig sind.«
    Grüntner hob die Augenbrauen und lachte leise und trocken. Er ging voran. Im Erdgeschoss führte er uns in ein kleines Zimmer mit einem Schreibtisch. Darin saßen ein Mann und eine Frau, bewacht von vier Schupos. Die beiden waren mit Handschellen gefesselt. Der Mann war klein, hatte eine spitze Nase und einen roten Fleck an der Schläfe. Die Frau war jünger. Sie hatte gerötete Augen.
    »Wer hat Sie geschlagen?« fragte ich den Mann.
    »Er hat sich der Festnahme widersetzt«, sagte Grüntner.
    »Das stimmt nicht«, sagte die Frau. »Es war beim Verhör.«
    »Märchen, ein dummes Märchen«, sagte Grüntner. »Ich habe die beiden einzeln verhört.«
    Der Mann starrte auf den Fußboden.
    »Das sind Kommunisten, so einfach ist das«, sagte Grüntner.
    »Ja?« fragte ich den Mann.
    Der hob seinen Blick nicht. Die Frau sah mich fragend an.
    »Ich möchte die beiden vernehmen, erst die Frau, dann den Mann.«
    Ich ging zur Rezeption und ließ mir ein Besprechungszimmer öffnen. Um einen runden Tisch standen vier Stühle. Ich setzte mich auf einen, das Fenster im Rücken. Als Grüntner sich zu mir setzen wollte, sagte ich: »Herr Kollege, ich bitte um Nachsicht, ich mache das allein.« Rickmer und Wohlfeld standen in der Tür, dann verschwanden sie.
    Grüntner schaute mich finster an, dann stand er auf und ging, ohne ein Wort zu sagen.
    Ein Schupo führte die Frau herein.
    Sie hatte schwarze Haare, eine dunkle Gesichtsfarbe und schwarze Augen. Eine zierliche Frau in einem schwarzen Rock und einer weißen Bluse. Sie erinnerte mich an Elsbeth, es griff nach mir. Wenn sie Angst vor mir hatte, zeigte sie die nicht.
    »Guten Tag, nehmen Sie Platz«, sagte ich. Ich unterdrückte meine Aufregung.
    Sie setzte sich mir gegenüber und schaute mich kurz an, dann wandte sie den Blick ab.
    »Sie sind Frau ...«
    Sie antwortete nicht. Ängstlich sah sie wieder her.
    »Sehen Sie, ich kriege das und alles andere sowieso heraus. Sie können es ruhig sagen.« Ich mühte mich, freundlich zu klingen.
    »Schmoll, Fräulein Sofia Schmoll.« Sie sprach leise, ihre Stimme zitterte fast unhörbar.
    »Ich bin Kriminalkommissar Stefan Soetting aus Berlin. Vielleicht erzählen Sie mir einfach, was passiert ist.«
    Sie warf mir einen verwirrten Blick zu, sie war nicht die erste Mörderin, die sich über meine Freundlichkeit wunderte. Ich konnte vor Verständnis triefen, mich fast zum verspäteten Mittäter machen.
    »Ich habe ihn gefunden.«
    Ich hoffte, sie würde die Aufmunterung lesen in meinen Augen.
    Als sie mich müde anschaute, tat sie mir leid. Sie war schön.
    »Die Leiche?«
    »Wann?«
    »Heute nacht, also heute früh, es war nach Mitternacht.«
    »Und was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich habe es dem Nachtportier gesagt, und der hat die Polizei gerufen.«
    »Um wieviel Uhr?«
    »Vor zwei Uhr, eher halb zwei.«
    »Und was haben Sie um diese Zeit in der Suite von Herrn Hitler zu suchen gehabt?«
    »Ich hatte Nachtdienst und lief gerade über den Gang, da hörte ich aus dem Zimmer laute Stimmen und Geräusche wie von
    Schlägen. Ich habe einen Augenblick gehorcht, aber nichts verstanden. Dann bin ich weitergegangen, eigentlich wollte ich mir in der Küche einen Tee holen, ich war müde.« Sie klang, als wäre sie überzeugt, unglaubwürdig zu sein.
    »Haben Sie sich einen Tee gemacht?«
    »Nein, ja.«
    »Was heißt das?«
    »Ich habe Wasser aufgesetzt, und dann habe ich den Tee ziehen lassen. Ich habe ihn aber nicht mitgenommen in mein Zimmer.«
    »Warum nicht?«
    »Mir gingen diese Geräusche nicht aus dem Kopf. Ich habe mir Vorwürfe gemacht. Wenn sich ein Gast verletzt hat ...«
    »Und wie gelangten Sie in die Suite?«
    »Als ich

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