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Der Consul

Der Consul

Titel: Der Consul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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ruhig.
    »Nein, das stimmt nicht. Das behauptet der andere Kommissar.«
    »Woher stammt der rote Fleck in Ihrem Gesicht?«
    »Ich wurde geschlagen.«
    »Wer hat Sie geschlagen?«
    »Der Kommissar.«
    »Wollen Sie Anzeige erstatten?«
    Leutbold überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Das bringt doch nichts.«
    Er hatte recht, in Thüringen regierten die Braunen. »Wie Sie meinen«, sagte ich.
    »Was haben Sie getan, als Sie die Leiche gesehen hatten?«
    »Die Polizei angerufen.« Es klang, als bedauerte er es.
    »Herr Hitler war in Begleitung unterwegs?«
    »Ja.«
    »Und wer waren die Begleiter?«
    »Herrn Goebbels habe ich erkannt, sonst keinen.«
    »Bekam Herr Hitler Besuch?«
    »Ja, Herr Göring erschien spät am Abend. Und nach ihm Herr Strasser.«
    »Gregor Strasser?«
    »Er hat sich unter diesem Namen eingetragen.«
    »Kennen Sie Otto Strasser?« »Ich habe in Berlin mal was über ihn gelesen. War wohl anderer Meinung als sein Bruder und hat die Nazis verlassen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Wann erschienen Göring und Strasser?«
    »Herr Göring erschien gegen zehn, Herr Strasser vielleicht um halb elf. Ich weiß es nicht mehr genau. Warum fragen Sie mich das alles?«
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen? War es laut, haben die Herren sich gestritten?«
    »Ich habe nichts gehört.«
    »Die Herren haben sich in der Suite getroffen?«
    »Ja.«
    »Haben sie etwas bestellt, zu essen oder zu trinken?«
    »Ja. Frau Schmoll hat es ihnen gebracht.«
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Ich würde das Zimmermädchen noch einmal fragen müssen.
    »Und niemand hat gebrüllt, kein Streit?« Ich ließ meine Stimme nachdrücklich klingen.
    Er schüttelte den Kopf. »Habe ich doch gesagt. Es war alles friedlich. Ich habe jedenfalls nichts gehört.«
    »Ist Ihnen an Göring oder Strasser etwas aufgefallen?«
    »Nein, nichts. Sie waren freundlich. Herr Göring war wohl gut gelaunt. Hat mir ein ordentliches Trinkgeld gegeben.«
    »Göring und Strasser sind getrennt angereist?«
    »Offenbar«, sagte Leutbold.
    »Und sie haben wie Goebbels hier übernachtet?«
    »Ja.«
    »Und die anderen Begleiter?«
    »Für die hatten wir keine Zimmer frei, die haben woanders geschlafen.« »Wo?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Sie haben Hitler gehasst?«
    Er schaute mich verwundert an, als wollte er fragen, was dieser Schwenk bedeuten solle. Vielleicht sagte der Blick aber auch nur, dass es unmöglich sei, Hitler nicht zu hassen. Leutbold schluckte. Er legte seinen Kopf in den Nacken, dann starrte er auf die Tischplatte, als gäbe es dort etwas zu betrachten.
    »Ich habe ihn nicht gemocht. Er steht bei mir in einer Reihe mit Hugenberg, Hindenburg und wie sie alle heißen.«
    »Sie sind Kommunist?«
    »Um Himmels willen. Aber wenn Sie mich so fragen, lieber in der Kommune als im braunen Dreck.«
    »Haben Sie Hitler getötet?«
    »Bringen Sie jeden um, den Sie nicht leiden können?« Er sagte es trotzig.
    »Es gibt Leute, die trauen Ihnen die Tat zu.«
    »Ich mir aber nicht. Wer das behauptet, lügt.«
    »Ist Ihnen letzte Nacht jemand aufgefallen? Ein später Gast etwa? Oder haben Sie etwas gehört hier unten?«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Wir hatten eine Reisegesellschaft aus Schweden. Die waren der Grund, dass wir die Begleiter von Herrn Hitler hier nicht unterbringen konnten. Ihre Kollegen haben sie befragt.«
    »Sie wohnen in Weimar, Ihre Personalien wurden aufgenommen?«
    Leutbold nickte.
    »Dann gehen Sie jetzt bitte nach Hause, es sei denn, Sie haben Dienst. Sie dürfen die Stadt bis auf weiteres nicht verlassen.«
    Er stand auf, blickte sich noch einmal um, als könnte er nicht glauben, dass er nicht verhaftet war.
    »Ach, noch was«, sagte ich. »Was für eine Schuhgröße haben Sie?«
    Er drehte sich an der Tür um und schaute mich verwundert an.
    »Zweiundvierzig, warum?«
    Ich winkte ab. Er verließ mit schnellen Schritten das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ich lehnte mich zurück, so dass der Stuhl nur noch auf den hinteren Beinen stand, zündete mir eine Zigarette an, wiegte mich vor und zurück und versuchte zu begreifen. Ich erinnerte mich an den Triumph in Grüntners Gesicht. Ich fand keinen Grund dafür und ahnte doch, es gab einen. Die beiden, die er mir als Tatverdächtige vorgeführt hatte, hatten vielleicht irgendwas auf dem Kerbholz, aber einen Mord? Ich stellte mir den schmächtigen Leutbold vor, wie er mit der Goethestatuette auf Hitler eindrosch, an seiner Seite Sofia Schmoll. Einen Augenblick überlegte ich

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