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Der Courier des Czar

Der Courier des Czar

Titel: Der Courier des Czar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in das Vaterland zurück? Wahrlich, der Polizeichef, gewöhnt an die autokratischen Ukase, welche jede Amnestie ausschlossen, konnte sich mit dieser Art und Weise zu regieren niemals aussöhnen. Doch er schwieg und wartete es ab, daß der Czar ihn weiter fragen werde.
    Das ließ nicht lange auf sich warten.
    »Ist Iwan Ogareff, begann der Czar, nach dieser Reise nach den sibirischen Provinzen, einer Reise übrigens, deren eigentlicher Zweck wohl unerkannt blieb, nicht auch ein zweites Mal nach Rußland gekommen?
    – Gewiß, Sire.
    – Und seit dieser Rückkehr hat die Polizei seine Spur verloren?
    – O nein, denn ein Verbannter wird von dem Tage seiner Begnadigung an erst gefährlich!«
    Ueber die Stirn des Czaren flog eine leichte Wolke. Vielleicht fürchtete der Polizeichef etwas zu weit gegangen zu sein, obwohl das Festhalten seiner Ideen gewiß nicht größer und stärker war, als seine unbegrenzte Ergebenheit gegen seinen Herrn. Der Czar aber, der solche indirecte Vorwürfe bezüglich seiner innern Politik unbeachtet ließ, fuhr einfach in seiner Fragestellung fort:
    »Und wo befand sich Iwan Ogareff zuletzt?
    – Im Gouvernement von Perm.
    – In welcher Stadt?
    – In Perm selbst.
    – Was that er daselbst?
    – Er schien unbeschäftigt und erregte durch seine Lebensweise keinerlei Verdacht.
    – Er stand nicht unter polizeilicher Aufsicht?
    – Nein, Sire.
    – Zu welcher Zeit hat er Perm verlassen?
    – Etwa im März.
    – Und wandte sich wohin?
    – Das ist mir unbekannt.
    – Seit dieser Zeit weiß man auch nicht, was aus ihm geworden ist?
    – Niemand weiß es.
    – Recht schön, aber ich, ich weiß es! antwortete der Czar. Geheime Nachrichten, welche die Bureaux der Polizei nicht passirten, sind an mich gelangt, und in Berücksichtigung der Thatsachen, welche sich jetzt jenseit der Grenze vollziehen, habe ich allen Grund, an die Richtigkeit derselben zu glauben!
    – Wollen Sie damit sagen, Sire, rief der Polizeichef, daß Iwan Ogareff bei der Tartaren-Invasion die Hand im Spiele habe?
    – Ja, General, und ich will Dir auch sagen, was Du noch nicht weißt, Iwan Ogareff überschritt, nachdem er das Gouvernement Perm verlassen, den Ural. Er begab sich nach Sibirien, in die Steppen der Kirghisen, und hat dort nicht ohne Erfolg die Nomadenvölker aufzuwiegeln gesucht. Darauf hat er sich weiter nach Süden, bis nach dem unabhängigen Turkestan begeben. Dort fand er in den Khanaten von Bukhara, Khokhand und Kunduz Häuptlinge, welche bereit waren, ihre Tartarenhorden in die sibirischen Provinzen zu werfen und einen allgemeinen Aufstand gegen die russische Herrschaft in Asien hervorzurufen. Die ganze Bewegung ist sehr geheim geschürt worden, sie bricht aber jetzt wie ein Donnerschlag aus und schon sind alle Wege und Communicationsmittel zwischen dem östlichen und dem westlichen Sibirien abgeschnitten! Dazu trachtet Iwan Ogareff, von Rache getrieben, meinem Bruder nach dem Leben!«
    Als er so sprach, war der Czar erregter geworden und ging mit raschen Schritten auf und nieder. Der erste Chef der Polizei erwiderte kein Wort, aber er sagte sich, daß Iwan Ogareff’s Pläne zur Zeit, als die Selbstherrscher aller Reußen niemals einen Exilirten begnadigten, nicht hätten zur Reise gedeihen können.
    Still vergingen einige Augenblicke, dann näherte er sich dem Czaren, der sich in einen Fauteuil geworfen hatte.
    »Ew. Majestät, sagte er, haben unzweifelhaft Befehl gegeben, daß dieser Einfall so schnell als möglich zurückgewiesen wird?
    – Ja, antwortete der Czar. Das letzte Telegramm, das Nishny-Udinsk hat erreichen können, hat auch die Truppen der Gouvernements Jeniseisk, Irkutsk und Jakutsk, sowie diejenigen der Amurprovinzen und des Baikalsees in Bewegung setzen müssen. Gleichzeitig ziehen die Regimenter von Perm und Nishny-Nowgorod in Eilmärschen nach der Grenze am Ural; leider brauchen sie aber mehrere Wochen, bevor ein Zusammentreffen mit den Tartarenhorden möglich ist!
    – Und Ew. Majestät Bruder, Se. kaiserl. Hoheit der Großfürst, der in diesem Augenblicke allein im Gouvernement Irkutsk weilt, steht mit Moskau in keiner directen Verbindung mehr?
    – Nein.
    – Er muß aus den letzten Depeschen aber die Maßregeln Ew. Majestät erfahren haben und auch wissen, welche Hilfe er aus den Irkutsk zunächst gelegenen Gouvernements zu erwarten hat?
    – Das ist ihm bekannt, erwiderte der Czar, er weiß aber nicht, daß Iwan Ogareff sich unter falschem Namen bei ihm zu dienen anbieten wird. Gelang

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