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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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innewohnte.
    Lucero zitterte vor Abscheu, als sie an die Dinge dachte, die sie getan hatte, als sie daran dachte, wie Oscuro mit seiner finsteren Magie ihr Verlangen nach der Macht des Blutes in eine krankhafte Besessenheit nach dem Blut selbst verwandelt hatte.
    Sie wußte jetzt, daß Oscuro sie die ganze Zeit benutzt hatte. Alles, was er getan und alles, was er sie zu tun veranlaßt hatte, war ein Trick gewesen, um ihre Seele auf dem schmalen Grat zwischen Licht und Dunkelheit wandern zu lassen. Er hatte es geschafft, das Gleichgewicht zu wahren, so daß Lucero auch weiterhin als Verbindungsglied zwischen der realen Welt und dieser fungieren konnte.
    Aber wurde der Fleck auf ihrer Seele wirklich heller? Konnte das Mantra tatsächlich ihre Sünden auslöschen?
    Die Antwort verriet ihr die Leichtigkeit von Oscuros Bewegungen. Als der schwarze Fleck auf ihrer Seele sich zuvor aufgehellt hatte, war es Oscuro nur unter größter Mühe möglich gewesen, die Opferungen vorzunehmen. Jetzt bewegte Oscuro sich, als unternehme er einen Spaziergang in einem ruhigen Park.
    Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid.
    Als das schwarzhaarige Mädchen sich auf den Hügel der blutigen Leichen legte, wurde Lucero sich ihrer eigenen vernarbten Hände bewußt und umklammerte ihre Knie. Sie wiegte sich im Rhythmus ihrer Litanei der Entschuldigungen hin und her.
    Oscuro sah zu Lucero und grinste, wobei ihm das Blut eines verirrten Spritzers von der Wange tropfte. Sein überschattetes Gesicht beobachtete sie, nicht das Opfer, als er die blutverschmierte Klinge hob und sie dann niedersausen ließ.
    Dem jungen Mädchen wurde fast der Kopf abgetrennt, als das Messer die zarte Haut durchschnitt und Gewebe und Knorpel gleichermaßen mühelos spaltete.
    Diesmal hatte Oscuro einen Chac-mool mitgebracht, und er bückte sich, um den sprudelnden Lebensstrom in der schwarzen Granitschale aufzufangen.
    »Wir sind fast fertig, mein Kind, wir sind am Rand der Brücke«, sagte Oscuro, den Blick immer noch auf Lucero gerichtet. »Bald werden dein Kampf und deine Leiden Früchte tragen. Bald wirst du die Erleichterung verspüren, nach der du dich sehnst.«
    Schon der Klang seiner Stimme reichte aus, um Galle in Luceros Kehle hochsteigen zu lassen.
    Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid. Lucero wiegte sich schneller hin und her, und die Worte hallten durch ihren Verstand, bis sie sich zu einem einzigen zusammenfügten und zu einem verschwommenen Bittgebet wurden.
    Oscuro wandte sich von dem noch zuckenden Mädchen ab und stieg mit Leichtigkeit über das Gewirr lebloser Gliedmaßen hinweg.
    Er erreichte den letzten kleinen Abschnitt des unvollständigen Keils. Der Macht des Liedes sehr nah, an der scharfen Kante des Vorsprungs, direkt an der Spitze. Doch anstatt den Keil zu vollenden und den dunklen Fleck zur Spitze des Vorsprungs zu bringen, wandte Oscuro sich an Lucero. »Komm, mein Kind. Dies ist der große Augenblick, ein bedeutsamer Moment. Ich halte es für angemessen, ihn mit der Person zu teilen, die ihn erst ermöglicht hat.«
    Lucero wiegte sich weiter hin und her und setzte ihr Mantra fort, während ihre Seele von nacktem Entsetzen erfüllt wurde.
    Oscuro lächelte sanft. »Wie du willst, meine Liebe. Ich kann verstehen, daß diese hervorragende Leistung vielleicht ein wenig zu überwältigend ist für jemanden, der noch so jung ist.« Damit wandte er sich wieder der Spitze des Vorsprungs zu und hob die Schale.
    Nein! Lucero raffte sich auf. Sie mußte ihn aufhalten, mußte ihn daran hindern, den Keil zu vollenden. Furcht erfüllte sie, und ihre Seele erzitterte davor.
    Sie taumelte über die Leichen hinweg, wobei sie bei jedem Schritt stolperte, da die schlaffen Gliedmaßen toter Kinder nach ihr zu greifen, ihr den Weg zu versperren schienen.
    Oscuro blieb, wo er war, den Chac-mool hoch erhoben, bis sie nur noch fünf Meter von ihm entfernt war. Dann neigte er die Schale.
    Die dickliche burgunderrote Flüssigkeit ergoß sich auf den rissigen Fels und vervollständigte den Keil, und als er sich schloß, hörte sie Oscuros tiefe donnernde Stimme. »Meine Gebieter, Darke heißt euch willkommen.«
    Ein winziger Splitter der Dunkelheit hatte sich an der Sängerin vorbeigewunden und die Spitze des Vorsprungs erreicht, eine winzige Ranke. Doch das reichte.
    Eine klirrende Kälte kroch in ihre Glieder, ein finsterer, freudloser, betäubender Frost, der sie mitten im Schritt erstarren ließ, der alle Muskeln in ihrem Körper

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