Der Cyberzombie
er. Lethe, ich weiß, was du denkst, aber du irrst dich.
»Tue ich das?« Die tiefe Stimme klang ernst. »Sogar jetzt kann ich dein Verlangen nach dem Drachenherz spüren.«
Ja, das Verlangen nach dem Herz ist da. Seine Macht ist verführerisch, und jeder könnte sein Verlangen rechtfertigen, indem er anführte, wieviel Gutes er damit bewirken könnte. Aber wenn du das Verlangen in mir spüren kannst, dann mußt du auch in der Lage sein, die Tatsache zu spüren, daß ich das Herz nicht für mich behalten werde.
Eine kurze Pause trat ein, und Ryan wurde sich wieder Burnouts Hand an seiner Kehle und dessen zeitlupenhafter Bewegung bewußt, mit der er den Manhunter auf ihn richtete.
»Ich spüre zwar, daß du die Wahrheit sagst, aber warum sollte ich diesen Mann aufgeben, der um den geringen Preis deines Todes bereit ist, sein ganzes Sinnen und Trachten darauf zu richten, mir dabei zu helfen, das Drachenherz zu Thayla zu bringen? Du hingegen könntest später immer noch deinem grundlegenden Verlangen nachgeben.«
Ryans Verzweiflung wuchs. Der Lauf des Manhunter richtete sich wie in extremer Zeitlupe auf seine Brust und dort auf die Stelle, wo sein Körperpanzer bereits beschädigt war.
Lethe, da ist noch mehr. Dinge, die du nicht weißt. Überzeuge dich von der Wahrheit in meinen Gedanken. Es gibt nur zwei Leute auf diesem Planeten, die das Wissen und die Vertrauenswürdigkeit haben, das Drachenherz in die Astralebene zu schaffen. Zwei von Dunkelzahn namentlich benannte Magier. Keiner von beiden wollte etwas mit Burnout zu tun haben. Alles, wofür wir kämpfen, wird dann vergebens gewesen sein.
In diesem Augenblick wurden die Chancen abgewogen und die Risiken kalkuliert. Ryan spürte die Gedanken des Geistes kreisen, als dieser seine Entscheidung fällte.
»Du hast mich immer noch nicht davon überzeugt, daß du dich ganz der Aufgabe widmen wirst, das Drachenherz zu Thayla zu bringen«, kam Lethes Antwort. »Ich werde meiner Vereinbarung mit Burnout treu bleiben.«
Ryan konnte nicht mehr atmen, und er spürte, wie seine Kräfte nachließen und damit auch die Macht des Drachenherzens schwächer wurde. Winzige schwarze Punkte schoben sich in sein Blickfeld wie dunkle Tropfen Öl. Ich werde sterben.
Burnout hatte den Manhunter auf ihn gerichtet und den Finger am Abzug. Doch er schoß nicht. »Ich habe bemerkt, daß der Sauerstoffanteil gestiegen ist«, sagte er. »Jeder Funke würde diesen ganzen Raum hochgehen lassen. Ich werde nach draußen gehen, bevor ich dich wie ein Sieb durchlöchere.«
Ryan hörte plötzlich Dunkelzahns Stimme in seinen Gedanken. Ein Anhänger des Lautlosen Wegs nutzt das Gelände zu seinem Vorteil aus, Ryanthusar, macht Gebrauch von all seinen Möglichkeiten, auch von jenen, die verloren zu sein scheinen.
Dann hörte er Grind leise, wie aus großer Entfernung rufen: »Geh weg von ihm, Ryan! Ich habe ihn ihm Visier! Spring zur Seite!«
»Negativ, Grind«, meldete Jane sich. »In seiner gegenwärtigen Position wird Quecksilber nicht von den Sprinklern erfaßt. Selbst wenn du ihn nicht triffst, wird ihn die Explosion erledigen.«
Ryan spürte, wie ihn das Zen des Lautlosen Wegs überkam, als er sich noch einmal sammelte. Er hatte sich schon viel zu lange nicht mehr so gefühlt, seit Roxborough das Kommando übernommen hatte. Nun, da er sich konzentrierte, verschmolzen Körper und Seele zu einer perfekten Einheit. Jetzt wußte er, was er zu tun hatte.
Ryan schloß die Hände um das Drachenherz, das in einer Stoffschlinge an Burnouts Hüfte hing. Er setzte seine letzten Kräfte ein, um den Griff eisenhart zu machen.
Dann konzentrierte er sich, wandte seine Magie an und versetzte Burnouts Abzugsfinger einen zielgerichteten telekinetischen Stoß.
Der Manhunter dröhnte, und Ryan konnte das Mündungsfeuer sehen, während er gleichzeitig den entfernten Knall von Grinds großkalibrigem Präzisionsgewehr hörte.
Ryan spürte, wie die Kugel aus dem Manhunter seinen Körperpanzer durchschlug und ihn zurückschleuderte.
Dann verwandelte sich alles in eine alptraumhafte orangefarbene Hölle. Die entblößte Haut seines Gesichts und seiner Hände fing an zu knistern und zu sieden, während er durch die Luft geschleudert wurde. Der Schmerz war zu groß, der Explosionsdruck zu stark.
Ryans Griff um das Drachenherz löste sich.
Die Haut von Ryans Augenlidern platzte auf und fing an zu bluten, während er sie vor den tosenden Flammen schloß, die ihn einhüllten.
Seine verbrannten Ohren konnten
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