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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Kommu-
    nikationsform im Klaren*. Ganz zu schweigen von der kor-
    rekten Schreibweise: kleines »e« oder großes »E«, in einem
    Wort geschrieben oder mit Bindestrich? Ich empfehle in
    solchen Fällen stets, sich an bestehenden Schreibweisen zu
    orientieren: die U-Bahn, der O-Saft, das A-Hölzchen**, die
    E-Musik − das würde schließlich auch niemand in einem
    Wort schreiben. Folglich auch nicht die E-Mail, sonst läse es
    sich wie das Wort Email, und das hat eher etwas mit Koch-
    töpfen und Badewannen und weniger mit elektronischer
    Kommunikation zu tun. Auch der Duden lässt für die elek-
    tronische Post allein die Schreibweise E-Mail zu. Die oft ge-
    sehenen Varianten eMail und e-Mail sind somit offiziell aus
    dem Rennen um den »Grand Prix der Orthografie«.

    * In der Standardsprache hat sich die weibliche Form durchgesetzt; in
    Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wird daneben sehr häufig
    auch die sächliche Form verwendet. Der Duden lässt beides zu. * *
    Holzspan, den der Arzt zum Herunterdrücken der Zunge bei der Unter-
    suchung von Mund und Rachenraum verwendet, während der Patient
    »Aaaah«sagt.

    Sinn und Nutzen der Betreffzeile

    Die Erfinder der E-Mail haben die wunderbare Idee gehabt,
    jeder E-Mail eine sogenannte Betreffzeile zuzuweisen. Stel-
    len Sie sich vor, so etwas hätte es im klassischen Briefver-
    kehr bereits gegeben − ein Vermerk auf dem Umschlag, der
    den Inhalt des Schreibens bezeichnet: »Betrifft: Mahnung!«
    oder »Betrifft: Beschwerde!«. Wie viel umständliches Öff-
    nen von Briefumschlägen hätte man sich da sparen können!
    Die Betreffzeile macht es für den Empfänger leichter, die
    E-Mails in seinem elektronischen Postfach zu verwalten,
    sprich: Sie hilft ihm zu entscheiden, ob die Mail es über-
    haupt wert ist, geöffnet zu werden, oder ob sie nicht gleich
    gelöscht werden kann.
    Den Schreibenden indes stellt die Betreffzeile bisweilen
    vor unlösbare Probleme. Denn er ist aufgefordert, seinen
    Worten eine Überschrift zu geben, den Kern seiner eigenen
    Mitteilung zu erfassen, die Quintessenz aus seinem Anliegen
    zu ziehen. Viele sind damit überfordert und schreiben einfach
    nur »Hallo« oder gar nichts.
    Das ist freilich kein Verbrechen, doch muss man ange-
    sichts der enormen Werbeflut, die heute elektronische Post-
    fächer zu verstopfen pflegt, damit rechnen, dass eine E-Mail
    mit leerer Betreffzeile gar nicht erst geöffnet, sondern vom
    Empfänger ungelesen gelöscht wird.

    Anrede und Signatur
    Einige E-Mail-Schreiber fallen grundsätzlich mit der Tür ins
    Haus − sie verzichten auf die Anrede und kommen gleich zur
    Sache. In privater Korrespondenz mag das noch angehen, im
    Geschäftsverkehr ist dies jedoch ziemlich unschicklich. Für
    ein » Hallo!«oder » Guten Tag!«sollte es auch bei einer ei-
    ligen Mail noch reichen.
    Auch wenn die E-Mail an eine gesichtslose Adresse wie
    [email protected] oder webmaster@your-
    site.de geht und möglicherweise mit einer automatisch ge-
    nerierten Eingangsbestätigung erwidert wird, so gilt doch: Es
    sind Menschen, die diese E-Mails öffnen, lesen und bear-
    beiten, keine Maschinen. Menschen wie du und ich, die ein
    höfliches »Sehr geehrte Damen und Herren« bestimmt
    nicht verachten.
    Wie viel sollte man von seiner Anonymität preisgeben,
    wenn man sich zum ersten Mal an jemanden wendet? Nie-
    mand erwartet wahrheitsgetreue Angaben über Alter und
    Körpermaße des Absenders, und erst recht will niemand
    gleich in der ersten Mail die komplette Lebensgeschichte ei-
    nes Menschen lesen müssen. Doch ein vollständig ausge-
    schriebener Name wäre schon mal ganz nett. Wer seine Mail
    nur mit »U. Kronstadt« unterzeichnet, also nicht mit »Ihr«
    oder »Ihre« U. Kronstadt, der stellt den Empfänger vor ein
    Rätsel. Verbirgt sich hinter diesem U. ein Ulrich oder eine
    Ulrike? Ein Uwe oder eine Ute? Wie soll man da die Ant-
    wort beginnen? »Sehr geehrte(r) Herr/Frau Kronstadt?« Es
    bedeutet eine unnötige Verlegenheit, einem unbekannten
    E-Mail-Schreiber antworten zu müssen, der nicht einmal
    sein Geschlecht zu erkennen gibt.
    Die meisten E-Mail-Programme bieten heute die Mög-
    lichkeit, jedem Schreiben eine automatische Signatur anzu-
    hängen, komplett mit »herzlichen Grüßen«, dem vollstän-

    digen Namen, sämtlichen akademischen Titeln, mit Tele-
    fonnummer, Handynummer, Faxnummer, Büroanschrift,
    Privatanschrift, Firmensitz, Abteilungszugehörigkeit, Ho-
    mepage, Skyper,

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