Kommu-
nikationsform im Klaren*. Ganz zu schweigen von der kor-
rekten Schreibweise: kleines »e« oder großes »E«, in einem
Wort geschrieben oder mit Bindestrich? Ich empfehle in
solchen Fällen stets, sich an bestehenden Schreibweisen zu
orientieren: die U-Bahn, der O-Saft, das A-Hölzchen**, die
E-Musik − das würde schließlich auch niemand in einem
Wort schreiben. Folglich auch nicht die E-Mail, sonst läse es
sich wie das Wort Email, und das hat eher etwas mit Koch-
töpfen und Badewannen und weniger mit elektronischer
Kommunikation zu tun. Auch der Duden lässt für die elek-
tronische Post allein die Schreibweise E-Mail zu. Die oft ge-
sehenen Varianten eMail und e-Mail sind somit offiziell aus
dem Rennen um den »Grand Prix der Orthografie«.
* In der Standardsprache hat sich die weibliche Form durchgesetzt; in
Süddeutschland, Österreich und der Schweiz wird daneben sehr häufig
auch die sächliche Form verwendet. Der Duden lässt beides zu. * *
Holzspan, den der Arzt zum Herunterdrücken der Zunge bei der Unter-
suchung von Mund und Rachenraum verwendet, während der Patient
»Aaaah«sagt.
Sinn und Nutzen der Betreffzeile
Die Erfinder der E-Mail haben die wunderbare Idee gehabt,
jeder E-Mail eine sogenannte Betreffzeile zuzuweisen. Stel-
len Sie sich vor, so etwas hätte es im klassischen Briefver-
kehr bereits gegeben − ein Vermerk auf dem Umschlag, der
den Inhalt des Schreibens bezeichnet: »Betrifft: Mahnung!«
oder »Betrifft: Beschwerde!«. Wie viel umständliches Öff-
nen von Briefumschlägen hätte man sich da sparen können!
Die Betreffzeile macht es für den Empfänger leichter, die
E-Mails in seinem elektronischen Postfach zu verwalten,
sprich: Sie hilft ihm zu entscheiden, ob die Mail es über-
haupt wert ist, geöffnet zu werden, oder ob sie nicht gleich
gelöscht werden kann.
Den Schreibenden indes stellt die Betreffzeile bisweilen
vor unlösbare Probleme. Denn er ist aufgefordert, seinen
Worten eine Überschrift zu geben, den Kern seiner eigenen
Mitteilung zu erfassen, die Quintessenz aus seinem Anliegen
zu ziehen. Viele sind damit überfordert und schreiben einfach
nur »Hallo« oder gar nichts.
Das ist freilich kein Verbrechen, doch muss man ange-
sichts der enormen Werbeflut, die heute elektronische Post-
fächer zu verstopfen pflegt, damit rechnen, dass eine E-Mail
mit leerer Betreffzeile gar nicht erst geöffnet, sondern vom
Empfänger ungelesen gelöscht wird.
Anrede und Signatur
Einige E-Mail-Schreiber fallen grundsätzlich mit der Tür ins
Haus − sie verzichten auf die Anrede und kommen gleich zur
Sache. In privater Korrespondenz mag das noch angehen, im
Geschäftsverkehr ist dies jedoch ziemlich unschicklich. Für
ein » Hallo!«oder » Guten Tag!«sollte es auch bei einer ei-
ligen Mail noch reichen.
Auch wenn die E-Mail an eine gesichtslose Adresse wie
[email protected] oder webmaster@your-
site.de geht und möglicherweise mit einer automatisch ge-
nerierten Eingangsbestätigung erwidert wird, so gilt doch: Es
sind Menschen, die diese E-Mails öffnen, lesen und bear-
beiten, keine Maschinen. Menschen wie du und ich, die ein
höfliches »Sehr geehrte Damen und Herren« bestimmt
nicht verachten.
Wie viel sollte man von seiner Anonymität preisgeben,
wenn man sich zum ersten Mal an jemanden wendet? Nie-
mand erwartet wahrheitsgetreue Angaben über Alter und
Körpermaße des Absenders, und erst recht will niemand
gleich in der ersten Mail die komplette Lebensgeschichte ei-
nes Menschen lesen müssen. Doch ein vollständig ausge-
schriebener Name wäre schon mal ganz nett. Wer seine Mail
nur mit »U. Kronstadt« unterzeichnet, also nicht mit »Ihr«
oder »Ihre« U. Kronstadt, der stellt den Empfänger vor ein
Rätsel. Verbirgt sich hinter diesem U. ein Ulrich oder eine
Ulrike? Ein Uwe oder eine Ute? Wie soll man da die Ant-
wort beginnen? »Sehr geehrte(r) Herr/Frau Kronstadt?« Es
bedeutet eine unnötige Verlegenheit, einem unbekannten
E-Mail-Schreiber antworten zu müssen, der nicht einmal
sein Geschlecht zu erkennen gibt.
Die meisten E-Mail-Programme bieten heute die Mög-
lichkeit, jedem Schreiben eine automatische Signatur anzu-
hängen, komplett mit »herzlichen Grüßen«, dem vollstän-
digen Namen, sämtlichen akademischen Titeln, mit Tele-
fonnummer, Handynummer, Faxnummer, Büroanschrift,
Privatanschrift, Firmensitz, Abteilungszugehörigkeit, Ho-
mepage, Skyper,